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Unter aller Sau

Unter aller Sau

Titel: Unter aller Sau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Limmer
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irgendwoher zu ihr. Je näher Gisela der Kellertreppe kam, desto deutlicher wurden die Stimmen. Als sie vor der Tür mit der Aufschrift
Heizungsraum
stand, konnte sie Franz Kramers Stimme identifizieren.
    »Talk to me! Talk!«, plärrte der Metzger.
    Gisela packte die Klinke, drückte die Tür auf. Das schrille Quietschen der Scharniere ließ die Männer in dem ölstinkenden Raum aufschrecken. Gisela blieb auf der Türschwelle stehen. Sie brauchte einen Moment, um den Anblick, der von einer summenden Neonröhre an der Decke beleuchtet wurde, zu verinnerlichen.
    Die Hälfte des Raumes nahmen zwei riesige Öltanks ein. Die beiden Rumänen waren an jeweils einen gebunden. Dazu hatte man ihnen ein Seil um den Hals gelegt, das an den Rohren, die aus dem Tank führten, befestigt war. Der größere der bärtigen Männer war käsweiß, ein Auge blutunterlaufen, der weiße Hemdkragen hatte sich mit Blut vollgesaugt. Der andere hing mit bedenklich blauen Lippen nach vorne, sein Blick war auf den Boden gerichtet. Das Seil schnitt gefährlich tief in seinen Hals ein.
    »Sag einmal, was wird denn das?«
    Ihre Frage richtete sich an Franz Kramer, der mit hochgeschobenen Hemdsärmeln vor den beiden Rumänen stand. Um ihn herum scharten sich der Wirt, Ollis Vater und dessen vier Kollegen. Die Blicke aller waren feindselig, sie konnten jetzt keine Störung gebrauchen, schon gar nicht von Seiten des Gesetzes.
    »Verschwind, Gisela, das geht dich nix an.«
    Franz nahm eine breitbeinige Stellung ein, er fixierte die Polizistin abweisend. Seine Gefolgsleute taten es ihm gleich.
    Gisela hatte keine Angst. Ihre ganze Sorge galt dem Wohlergehen der beiden Rumänen. Sollte einer der Geschundenen sterben, wäre die Kacke am Dampfen.
    »Woher wollt ihr eigentlich wissen, dass das nicht einfach Durchreisende sind, hm?«
    Franz Kramer nickte auffordernd zu Ollis Vater. Der nahm einen der Rucksäcke und holte eine Whiskeyflasche heraus, in deren Flaschenhals ein leicht entzündlicher Lappen steckte. Er hielt Gisela die Flasche unter die Nase.
    »Benzin«, sagte er.
    Franz Kramer zeigte ein überlegenes Lächeln. »Bestimmt kein Erfrischungsgetränk, oder?«
    Gisela musterte die Niedernussdorfer. Die sieben Männer standen ihr wie ein Bollwerk gegenüber.
    »Ich nehm die beiden mit.« Sie deutete auf die Rumänen. »Macht sie los.«
    Keiner bewegte sich. Gisela wollte selbst die Seile aufknüpfen, aber zwei der Bauarbeiter stellten sich ihr in den Weg. Gisela wandte sich mit einem säuerlichen Gesichtsausdruck Franz Kramer zu.
    »Entweder ich geh jetzt mit den beiden, oder ihr kommt alle mit.«
    Ihre Stimme war kaum zu hören. Es kostete sie eine enorme Anstrengung, die Ruhe zu bewahren. Jeder im Raum spürte das, es war, als würde die Erde rumpeln, bevor ein Vulkan ausbrach.
    Die Niedernussdorfer wechselten ein paar unruhige Blicke. Gisela fixierte Franz Kramer, ohne zu blinzeln. Sein Gesicht war unbewegt. Nur die Wangenmuskeln traten hervor, als er die Zähne zusammenbiss. Das stumme Duell endete mit der trotzig vorgeschobenen Unterlippe des Metzgers.
    »Und wie willst du aus denen was rauskriegen? Sprichst du seit neuestem Rumänisch?«
    »Darüber mach ich mir Gedanken, wenn Schwester Doris sich die beiden angeschaut hat. Macht ja keinen Sinn, jemanden zu befragen, der halb totgeprügelt worden ist und den Mund nicht aufkriegt, oder?«
    Noch einmal prallte ihr Blick frontal auf den von Franz Kramer, dann wurden auf seine Anweisung hin die beiden Rumänen von den Heizungstanks losgemacht und an Gisela übergeben.
     
    Schwester Doris stellte bei dem Größeren der beiden eine Platzwunde am Hinterkopf sowie eine Gehirnerschütterung fest. Den anderen hatte es schlimmer erwischt. Er konnte kaum den Oberkörper aufrichten, was auf einen Rippenbruch hindeutete. Die Krankenschwester verarztete die Rumänen so gut wie möglich, legte Gisela allerdings nahe, beide ins Krankenhaus nach Straubing zu fahren. Erwin und Schorsch legten sofort Widerspruch ein, als sie das hörten.
    »Da musst du nur einen Bericht schreiben, und den kriegt dann der Lederer auf den Tisch. Und dann? Dann übernimmt der.« Erwin schüttelte energisch den Kopf. »Nein. Wir sollten die hier befragen.«
    »Find ich auch. An einer Gehirnerschütterung und ein paar gebrochenen Rippen ist noch niemand gestorben.« Schorsch heimste einen zustimmenden Blick von Erwin ein. »Ich mein, die sind hergekommen, um uns in Brand zu stecken. Also, so was geht einen Straubinger ja eh nichts

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