Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
ihm nur zustimmen. Sie mochten zwar die Gefangenen des Herren von Lahrewan sein. Aber diese Gefangenschaft ließ sich gut ertragen.
Die ganze Nacht über hörten sie Lärm aus der Stadt. Es hörte sich an, als ob alles hier auf den Beinen war. Doch schließlich fanden sie in den Schlaf. Am nächsten Morgen wurde ihnen ein Frühstück gebracht, das aus Brot und gewürztem Wasser bestand. Das Wasser schmeckte köstlich und auch das Brot hatte es Turgos angetan. In seinem Inneren verbarg es Schinken und Zwiebeln und war obendrein noch gut gesalzen. Es war nicht gerade nach Whendas Geschmack, doch Turgos lobte es in den höchsten Tönen.
»Draußen in der Stadt ist es ruhiger geworden«, bemerkte Whenda.
Turgos spitzte die Ohren und lauschte. Dann gab er ihr recht. Noch ehe sie weitere Vermutungen anstellen konnten, was dies zu bedeuten hatte, kam einer ihrer Wachmänner zu ihnen.
»Wenn ihr gegessen habt, soll ich euch zu Eflohr bringen, er würde euch gerne sehen.«
»Wo ist Runa?«, wollte Whenda von dem Mann wissen.
Doch er sah nur zu Boden und meinte, dass sie dies auch Eflohr fragen könne. Er wisse sicher mehr als er selbst. Beiden war nun klar, dass irgendetwas vorgefallen sein musste, das die Anwesenheit Runas und Temlas‘ erforderte. Aber was es war, konnten sie sich nicht vorstellen. Als ihre Begleiter sie nach dem Frühstück zum Wohnsitz des Eflohr führten, erzählten sie ihnen auch, dass Eflohr der Verwalter von Lahrewan war und in der Abwesenheit Magos die Stadt verwaltete. Eigentlich tat er dies auch, wenn Mago in der Stadt weilte. Dies war zwar selten der Fall, doch ihr Anführer mochte die Verwaltungsaufgaben nicht leiden und führte lieber Krieg gegen ihre Feinde und sicherte die Grenzen Xenoriens.
Das Haus des Verwalters war ein großer Holzriegelbau und man sah ihm sofort an, dass dort viele Bedienstete des Landes ihren Sitz hatten. Turgos sagte zu Whenda, dass diese Gebäude irgendwie alle die gleiche Aura besaßen. Sie strahlten Langeweile und doch auch Geschäftigkeit aus. Die Halle, in die sie geführt wurden, war solide gebaut und hatte etwas Ehrwürdiges an sich, fanden die Besucher. Über eine breite schwere Holztreppe wurden sie in das Obergeschoss geführt. Das Amtszimmer Eflohrs war am Ende eines langen Ganges. Vor der Tür stand keine Wache und Whenda konnte sich auch nicht erinnern, im ganzen Gebäude eine erblickt zu haben. Auch davor war keine gewesen, erinnerte sie sich nun, während sie in das schöne holzgetäfelte Amtszimmer des Verwalters geführt wurden. Ihr Wachmann kam jedoch nicht mit hinein, sondern schloss die Tür sogleich hinter ihnen. Eflohr saß hinter seinem Schreibtisch über Pergamente gebeugt und sah sofort zu ihnen auf, ehe er sich erhob und sie aufforderte, Platz zu nehmen. Whenda und Turgos taten dies auf einer Bank, die seitlich des großen Schreibtisches von Eflohr stand. Er selbst zog sich einen Stuhl herbei und setzte sich ihnen gegenüber. Eflohr war ein sehr hagerer Mann, der bestimmt noch nicht das vierzigste Lebensjahr erreicht hatte. Er mochte vielleicht zwei, drei Jahre älter als Turgos sein, schätzte Whenda, und ein Blick auf seine Hände genügte ihr, um zu erkennen, dass er nicht viel mit seinen Händen arbeitete. Er war der typische Verwalter, wie man ihn sich vorstellte. Auch seine Kleidung war eher unauffällig. Da er jedoch schon in solch jungen Jahren dieses Amt bekleidete, musste er auch fähig dafür sein. Denn Verwalter wurde man im Allgemeinen erst ab dem fünfzigsten Lebensjahr. Auch die Autorität eines Mannes war gefragt, wenn ein solches Amt besetzt wurde.
»Ihr seid also unsere Gäste, um derentwillen sich Runa sorgt«, begann er das Gespräch. Dann erst stellte er sich vor und fragte auch nach den Namen seiner Besucher, obwohl er diese sicher schon kannte. Whenda kam jedoch ohne Umschweife darauf zu sprechen, was denn vorgefallen sei, das die Anwesenheit von Runa und Temlas verlangte. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und schien zu überlegen, ob er den Fremden erzählen durfte, was ihn bedrückte.
»Nun, wir sind wie immer im Krieg«, begann er. »Aber dieses Mal stehen wir allen vier Thainen des Nordens gegenüber.«
»Habt ihr deswegen Elborgan im Fend angegriffen?«, wollte Whenda wissen. Er nickte.
»Ihr habt einige Soldaten der Thaina getötet?«
»Soldaten«, sagte Whenda verächtlich, »wohl eher Banditen, einfach nur übles Gesindel!«
Eflohr nahm dies als Bestätigung seiner Frage. »Ihr kommt aus
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