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Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Titel: Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert J. Jesse
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Art Tanne handeln könne. Viele kleine Nadeln waren an seinen Ästen zu erkennen. Valralka sah ihn genauer an und musste die Beobachtung Leandas immer mehr bestätigen. Auch ihr war es, als ob da eine kleine Tanne heranwuchs. Der Baum war trotz seiner Jugend schon sehr fein ausgebildet. Er sah fast wie die Miniatur einer erwachsenen Tanne aus. Die Pergamente, die die Tannenarten Vanafelgars und Ilvaleriens beschrieben, lagen noch auf dem Tisch neben der Pflanze. Es ließ sich dort jedoch nichts Vergleichbares in diesem Stadium finden. Valralka war sogar froh darüber, dass sie nicht genau wussten, um was es sich hier handelte. Das Geheimnis ihres Baumes machte ihn für sie noch anziehender. Sie glaubte gar, dass von seinem kleinen Stamm ein Leuchten ausging. Leanda konnte dies nicht sehen, Valralka sah ihn jedoch immer an, bevor sie einschlief, und dachte an den Jungen aus Schwarzenberg. Hatte er ihren Brief schon erhalten? Sie freute sich auf die Nachricht, die ihr Tankrond dann senden würde. Sie hatte ihm darin beschrieben, wie er ihr eine Nachricht zukommen lassen konnte, wenn er das denn noch wollte. Mit den Gedanken an Tankrond sah sie weiter zu ihrem Bäumchen hin. Und ihr war es, als ob es ihr neue Kraft verliehen hätte. In seiner Nähe war selbst die Dunkelheit der Nacht nicht mehr so drückend. Schon als er noch als kleiner Stern hell leuchtete, wenn das Mondlicht auf ihn fiel, erhellte er ihr Gemüt. Aber nun stärkte er gar ihr Tun selbst. Jeden Morgen kam sie so kraftvoll und zielstrebig ihren Pflichten nach, dass diese schnell erledigt waren und die Zeit dadurch im Fluge verging. Valralka versuchte immer noch, an jene Nacht zu denken und dann zu ergründen, ob es wirklich ihr Stern war, aus dem der Sämling nun entsprang. Hatte sie ihn in die Erde im Glas gedrückt oder nicht? Manchmal war sie sich dessen ganz sicher und ein anderes Mal wieder nicht. In der Tiefe ihrer Gedanken glaubte sie einmal, einen Mann gesehen zu haben, der sie aufweckte und an das Glas heranführte, wo sie dann ihr Amulett öffnete und den Stern herausnahm. An dieser Stelle riss dann der Faden der Erinnerung ab. Der Mann war ihr nicht als Bedrohung erschienen, auch wenn sie sein Gesicht nicht erkannt hatte. Er hatte seltsam warme Hände gehabt, vielleicht fürchtete sie sich deshalb nicht vor ihm. Als sie sich nun zurücklehnte und zur Decke sah, kam ihr wieder dieses Bild vor Augen. Wieder sah sie den Mann, der ihr die Hand hielt und sie durch einen leichten Zug aufforderte aufzustehen. Und noch jemanden erkannte sie nun in der Tiefe ihrer Erinnerung, da stand noch jemand im Zimmer! Valralka setzte sich im Bett auf und war ganz verwundert darüber, wie schnell die Müdigkeit aus ihr gewichen war. Sie war fast erschrocken und lauschte hinaus auf den Gang. Doch dort war es ruhig, kein Geräusch drang herein. Hatte sie wirklich noch eine weitere Person gesehen? Noch war ihr das Bild vor Augen. Sie musste schon eingeschlafen gewesen sein, dachte sie nun. Denn wieder war es ein Traum gewesen, der ihr die Erinnerung zurückbrachte. Die Erinnerung an das Schicksal ihres Sterns. Außer dem Manne war noch ein kleines Mädchen im Raum gewesen, in jener Nacht, als sie den Stern in die Erde Ilvaleriens drückte. Ein kleines Mädchen, ja, ganz sicher war es ein kleines Mädchen gewesen. Valralka sah zu der Stelle vor dem Fenster, wo dieses Mädchen lächelnd gestanden hatte.
    Der Traum, den sie eben gerade gehabt hatte, war wieder in keiner Weise bedrohlich gewesen. Auch das Mädchen machte einen freundlichen Eindruck auf sie. Sie wusste ihn jedoch nicht zu deuten. Aber eines war sicher: Der Sämling entsprang ihrem Stern, er war der Same für das Bäumchen, das nun dort heranwuchs.
     
     
    Ein Kapitän wird gefunden
    Schwarzenberg, 17. Tag des 7. Monats 2515
     
    Fenja war schon beim Abendessen ganz aufgeregt, aber nur Tankrond bemerkte dies. Alle anderen am Tische waren mit sich selbst oder miteinander beschäftigt und bemerkten die Unruhe Fenjas nicht.
    »Tankrond ist wieder unter den Lebenden«, hatte Nimara vor einigen Tagen zu Elgar gesagt, als sie ins Bett gegangen waren. Sie hatte sich schon Sorgen um den Jungen gemacht und seine Schweigsamkeit war ihr langsam auf die Nerven gegangen. Sie deutete sie zwar richtig als Liebeskummer, doch die Zeit, mit der er diesen Schmerz ausfüllte, erschien ihr zu lange. Fenja schien sein Gemüt aufgehellt zu haben. »Wenn du wieder auf Reisen gehst, solltest du ihn mitnehmen, er braucht

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