Unter Brüdern (German Edition)
machte.
12
Dienstag, 1 . Juni 2010
Die morgendliche Runde zu zweit
Megan 23, Ken 30, Jake 27
Zwei Tage später ging Megan morgens joggen –wie fast jeden Morgen, meist wenn sie nicht arbeiten musste oder, wie heute, erst später für die Ranch abgeholt werden würde.
Sie lief die nasse Straße entlang in Richtung der Felder , von denen der Nebel aufstieg. Es hatte heftig geregnet in dieser Nacht, fast monsunartig. So langsam kündigten sich die Wirbelstürme an, die dieser Gegend jedes Jahr um diese Zeit drohten.
Es hatte angenehm abgekühlt, war aber bereits am frühen Morgen schon wieder schwülwarm. Die nasse Straße glänzte schwarz, roch nach Teer und würde in wenigen Minuten wieder getrocknet sein, spätestens wenn sie sich auf dem Heimweg befand.
Nachdem sie vorgestern vier Stunden durch die Gegend gelaufen war, hatte sie sich nicht lange wach halten können, war vor Erschöpfung auf der Couch im Wohnzimmer eingeschlafen und hatte die Jungs alleine grillen lassen. Sie wäre gerne dabei gewesen, aber Jakes Verhalten hatte sie fast panisch werden lassen und so hatte sie sich beeilt ihm aus dem Weg zu gehen.
Erst mitten in der Nacht war sie aufgewacht, hatte sich in ihrem Bett befunden und hatte sich nicht drehen können, weil Ken sich an sie klammerte wie ein Verhungernder. Das tat er immer dann, wenn er Angst hatte zu weit gegangen zu sein und sie zu verlieren.
Sie hatte nicht einmal mitbekommen, wie er sie hoch getragen hatte, so erschöpft war sie gewesen.
Zum Glück hatte er die letzten Tage lange Schichten arbeiten müssen und so war sie einem Gespräch mit ihm erfolgreich aus dem Weg gegangen. Morgens, wenn er gegangen war, hatte sie noch geschlafen und abends, wenn er nachhause kam, hatte sie sich etwas früher als sonst ins Bett verdrückt.
Auch als sie heute Morgen erwacht war, war er bereits zur Arbeit gegangen, sie hatte im Halbschlaf gesehen, wie er seine Uniform anzog, sich seine Waffe anschnallte und das Zimmer verließ. Sie war erleichtert darüber, dass er ständig weg war und sie sich keiner Diskussion oder Aussprache stellen musste. Sollte er sich ruhig eine Weile Gedanken machen.
Ihr war selbst klar, dass sie sich auch deshalb davor sträubte, weil ihr eigenes Vergehen viel sch werer wog und dass sie deshalb so trotzig reagierte, wenn er die letzten Tage ihre Nähe gesucht hatte.
Sie konzentrierte sich auf die schwarze Straße und die weißen Begrenzungsstreifen, die sie der grellen Sonne wegen blendeten und versuchte einen klaren Kopf zu bekommen und eine Lösung zu finden.
Als sie die nächste Straßenecke erreichte, kam plötzlich Jake aus einem Seitenweg herausgelaufen. Er war ebenfalls in Sportkleidung.
Sie zuckte zusammen, lief vor Schreck einen kleinen Bogen. Sofort begann ihre Pulsuhr zu piepsen und es lag nicht daran, dass sie schneller geworden war, sondern daran, dass ihr Herz grundsätzlich schneller schlug, wenn Jake in der Nähe war. Megan versuchte sich innerlich zu beruhigen, langsamer zu atmen, verfluchte insgeheim ihre Pulsuhr, die sie verriet.
Jake grinste vor sich hin, wusste genau was Sache war. Er schien es regelrecht zu genießen, wie sie mit dem Piepen ihrer Uhr kämpfte.
Einen Waldweg weiter war sie immer noch dabei das Programm zu finden, indem sie ihre Pulsuhr lautlos stellen konnte, fand es aber nicht und wollte deshalb auch nicht anhalten. Sie ließ ihre Uhr eine Weile piepsen, versuchte ruhiger zu werden, indem sie ihre Atmung kontrollierte.
Erst als sie die Brücke im Wald überquerten, die über den breiten Kanal führte, stellte sich das Piepsen von selbst ein.
Jake lief mit etwas Abstand neben ihr her, in genau demselben Tempo.
Sie war verwundert über sein Erscheinen, doch sie nahm an, dass er genauso erschrocken war über ihr Aufeinandertreffen, dass er nur deshalb weiter neben ihr herlief um ihr zu zeigen, dass er ihr nicht aus dem Weg gehen musste, dass er tun und lassen konnte, was er wollte. Dass er der Überlegene war, wie immer…
Ein paar Mal war sie versucht etwas zu sagen um die Stille zu füllen, doch ihr fiel nichts Kluges ein, also hielt sie den Mund und dachte bei sich, dass er sowieso an der nächsten Weggabelung einen anderen Weg als sie einschlagen würde.
Erst als das nicht geschah, beschlich sie das Gefühl, dass er absichtlich ihren Weg gekreuzt hatte.
Hatte er etwa gewartet, bis sie vorbeikam? Und wie
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