Unter Brüdern (German Edition)
Hals, den Kopf, die Nüstern, ließ es schnauben, beruhigte es.
Und ganz plötzlich, so dass es weder d as Pferd noch Hank oder Jake vorhersehen konnten, schwang sie sich mit einer einzigen Bewegung auf das Pferd. Es trug nur Zaumzeug, keinen Sattel, aber Megan war immer gut im Westernreiten gewesen.
Jake hielt erschrocken die Luft an.
Megan gab dem Pferd die Sporen, sofort verfiel das wilde Pferd in Galopp und ließ sich von Megan über den Hof dirigieren.
Während sie über den Hof jagte, rief sie laut und mit soviel Lebensfreude „Hahaaaaa!“, dass Hank und Jake gleichzeitig lachen mussten.
„Sieh sie dir an!“ lachte Hank auf.
„Ich weiß.“
„Also, wie lange schon?“
„Keine Ahnung! Ich vergöttere sie seit sie etwa 15 war. Ich war damals 18. Es fand eher schleichend statt, es war nicht so, dass ich sie irgendwann angeschaut habe und es machte boom.“
„Und seit wann schlaft ihr miteinander?“
Jake wartete lange mit seiner Antwort. Er sah Megan hinterher, die ihr Pferd in Richtung der Felder lenkte und im Jagdgalopp an ihnen vorbei preschte. Sie warf ihm einen kurzen Blick zu, der zwar nur eine Sekunde andauerte, aber in dem soviel Lebensfreude und Feuer lag, dass Jake ihr gebannt hinterher sah.
Er vertraute Hank. Er war über sechzig, alleinstehend, verwitwet, er hörte zu, gab an der richtigen Stelle Tipps und hielt rein gar nichts von Klatsch und Tratsch.
Jake wusste, er würde dicht halten und ihm war klar, dass er sich irgendjemandem anvertrauen musste, weil es ihn innerlich zerriss, und er wusste auch, dass das niemand sein durfte, der ebenso mit Ken befreundet war.
„Nur ein einziges Mal. Vor zwei Wochen. Ich habe sie praktisch vergewaltigt.“ Er lachte tonlos auf, als er Hanks gerunzelte Stirn sah.
„Nicht wirklich, Sie wollte es auch. Nur nicht an diesem Ort.“ Nicht in dem Bett, dass sie sich mit meinem Bruder teilt , verkniff er sich zu sagen.
„Und was ist dann passiert?“
„Du meinst warum es zwischen uns wieder genauso zugeht wie zuvor? Wahrscheinlich weil ich mich ihr gegenüber wieder genauso bescheuert verhalte wie vorher und sie somit automatisch in Kens Arme zurück getrieben habe.“
Hank schüttelte den Kopf. „Das war dir doch vorher klar.“
„Ja, aber ich kann sie vor den anderen nicht plötzlich liebevoll behandeln. Das wäre doch auffällig.“
„Willst du denn nicht, dass es herauskommt? Ich weiß, er ist dein Bruder. Schluss mit den Gewissensbissen, er hatte auch keine. Du bist viel zu gut für diese Welt.“
„Wie kannst du das sagen, nachdem ich dir alles erzählt habe, was ich ihr angetan habe?“
„Das ist nicht zu entschuldigen, das ist mir auch klar. Aber diese Zeiten sind lange vorbei! Und dir sollte eines klar sein: sie ist nicht glücklich mit Ken. Überhaupt nicht! Das Jahr, das du im Knast verbracht hast, war schlimm für sie. Man konnte es richtig sehen, dass sie dich vermisste. Ich meine, sie war freier als sonst und sprach mehr, weil sie keinen deiner Kommentare fürchten musste, sie lebte fast ein bisschen auf…“
Jake zog wissend eine Augenbraue hoch.
„…aber sie hat nicht mehr mit ihren Augen gelacht, so gestrahlt…du weißt ja was ich meine. Sie war traurig, ständig in Gedanken und wie du sehen kannst, hat sie auch kaum noch gegessen. Also wenn du all das schon nicht mehr gut machen kannst, dann rette sie aus dieser unbefriedigenden, unschönen Scheinbeziehung mit deinem Bruder und bereite ihr wenigstens einen schönen Rest ihres Lebens.“
Jake sah Hank nachdenklich an.
„So einfach ist das nicht.“
Sie sprangen von den Heuballen herunter und begannen sie abzuladen.
Jake sah zu den Feldern hinüber, wo Megan auf dem Pferd hin und her preschte, als würde sie etwas jagen, damit wollte sie bezwecken, dass das Pferd in einigen Minuten müde wurde und sich leichter trainieren ließ.
Gleichzeitig lachten er und Hank auf.
„Das gefällt mir so an ihr. Trotz allem versucht sie das Leben nicht zu ernst zu nehmen.“
„Sie wird ihr Leben lang ein kleines Mädchen bleiben.“ Pflichtete Hank ihm bei.
18
Montag, 22 September 2003
20 Yards Entfernung
Megan 16, Ken 23, Jake 21
Jake meldete sich für die nächsten Tage auf Hinsley’s Ranch krank.
Am vierten Tag sah Megan ihn über den Hof laufen. Ihre Wange hatte sich noch dunkler verfärbt als in den ersten Tagen nach dem Streit, der aufgrund des Hummers
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