Unter Brüdern (German Edition)
ausgebrochen war. Die Schmerzen hatten jedoch nachgelassen.
Sie stand auf und beobachtete, wie Jake mit Hinsley sprach. Mit gestrafften Schultern stand er da und hörte sich die Flüche von Hinsley an. Sie redeten über eine Stunde.
Megan wurde immer aufgeregter, je länger sie die Szene mit ansah.
Normalerweise hätte Megan beobachtet, wie gut Jakes gut gebauter, angespannter Körper aussah, wie unglaublich sexy er in dieser ausgewaschenen, zerfetzten Jeans aussah, die von seinem hellbraunen Ledergürtel mit der breiten Cowboyschnalle gehalten wurde, wie lässig er sich hin und wieder eine Strähne der dunkelbraunen Haare zurückstrich oder von einem Bein auf das andere wechselte. Doch sie war so irritiert von Jakes Erscheinen auf dem Hof, nachdem er die Vorlage sich ihr nicht näher als auf 20 Yards nähern zu dürfen erteilt bekommen hatte, dass sie versuchte einzelne Wortfetzen zu verstehen oder gar von ihren Lippen zu lesen, was gesprochen wurde.
Dann , endlich, verabschiedete sich Hinsley von Jake und kam auf das Büro zu, dass Megan sich hin und wieder mit Gertie teilte, eine Teilzeitkraft, die meist morgens arbeitete, wenn Megan in der Schule war.
Schnell setzte sie sich an den Schreibtisch zurück und tat, als wäre sie mit den Rechnungen beschäftigt.
Hinsley klopfte und trat erst ein, als Megan ihn dazu aufforderte, obwohl die Türe offen stand.
Er kam nachdenklich ins Büro, setzte sich ihr gegenüber auf einen Stuhl.
„Worum geht’s?“ fragte sie, sich zu einem Lächeln zwingend.
„Um Jake.“ Seufzte Hinsley.
„Ich weiß.“ Seufzte Megan leise.
„Er hat mir alles erzählt. Ich habe ihn gefeuert.“
„Aber wir haben nicht genug Männer hier.“ Protestierte Megan.
„Das ist das Problem. Aber ich kann es nicht tolerieren, was er da getan hat. “ Er hielt einen Moment inne, sah sie an, ihre grün und blau angelaufene Wange, sein Blick war mitleidig. „Ich wollte dich fragen, ob du Bekannte hast, die man für diese Arbeit einsetzen könnte.“
„Kannst du ihm nicht sagen, dass er weiter hier arbeiten kann, wenn er mich in Ruhe lässt?“ ihre Stimme klang flehend. Erstaunen machte sich in Hinsley’s Gesicht breit.
„Aber er könnte möglicherweise gegen seine Auflagen verstoßen, wenn er dir aus Versehen über den Weg läuft . Und ich habe ihm von Anfang an gesagt, dass er nur hier anfangen darf, wenn er dich in Ruhe lässt.“
„Wenn es aus Versehen ist, halte ich den Mund, es muss doch kein Mensch mitkriegen, wenn er mir näher kommt als 20 Yards! Außerdem ist das bei uns zuhause passiert und nicht bei der Arbeit. Er hat mir hier nie etwas getan.“
„Wie kannst du ihn nach all dem verteidigen?“ fragte Hinsley verstört.
Sie zuckte mit den Schultern. „Weil ich es büßen muss, wenn er wegen mir diesen Job verliert. Und er wird einen Weg finden, mir das heimzuzahlen, ohne dass er sich mir nähern muss.“
Sie spürte jedoch, wie Hinsley sie durchschaute. Er sah sehr wohl, dass da mehr war.
„Bitte.“ Sagte sie gehetzt, als sie den Motor von Jakes Mustang aufröhren hörte.
„Okay.“ Hinsley stand auf und ging eilig nach draußen. Er gab Jake ein Zeichen anzuhalten, als dieser gerade aus der Einfahrt fahren wollte.
Megan hörte im Büro, wie er bremste und wie Hinsley ihm durch die geöffnete Scheibe zurief, er könne bleiben, Megan habe sich weshalb auch immer für ihn eingesetzt, aber noch so ein Ding und er könne wirklich gehen.
„Sie ist ein gutes Mädchen. Ich frage mich wirklich was dein verdammtes Problem ist!“ schimpfte er zum Abschluss und somit war die Sache für sie alle erledigt.
Wenn Megan heute an diese Zeit zurückdachte, konnte sie sich an manche Dinge haargenau erinnern, zum Beispiel an den Schmerz, der sie bei seinem Schlag ins Gesicht durchfuhr oder die unbeteiligten Gesichter der anderen Jungs, die sich nicht weiter dafür interessierten, was mit ihr geschah. Sie wusste sogar noch, dass Jake an diesem Tag eine helle Jeans und ein weißes Muskelshirt getragen hatte und welches seiner Parfums er aufgetragen hatte.
Aber sie konnte sich kaum an die Zeit danach erinnern. Sie arbeiteten jahrelang Seite an Seite und sie erinnerte sich nur daran, ihn ab und zu durch das Fenster im Büro beobachtet zu haben und beim Essen schweigend am selben Tisch gesessen zu sein (erst nach einer Weile, denn am Anfang hatten sie beide penibel darauf geachtet die 20 Yards einzuhalten). Aber sie hätte keinen Tag nennen können, an dem etwas Besonderes
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