Unter Brüdern (German Edition)
zusammengerissen, er wollte von ihm wissen warum er das getan hatte, ob ihm seine Familie überhaupt nichts bedeutete. Und warum er nicht zugegeben hatte, dass er es gewesen war, der geschossen hatte.
„Du wärst nicht ins Gefängnis gewandert. Du hättest wahrscheinlich noch nicht einmal einen Prozess bekommen! Du bist schließlich Bulle, da wird so etwas nicht hinterfragt.“
Ken hatte nur halbherzige Antworten parat gehabt, Ausreden, die seine Tat dennoch nicht erklärten. Jake hatte seine Fragen, die ihn seit Monaten beschäftigten bald aufgegeben und sich anschließend auf ein ganz anderes Ziel konzentriert. So schwer es ihm auch fiel seinem Bruder heile Welt vorzuspielen und zu tun, als vergäbe er ihm, er musste es tun. Wenn er sich mit Ken nicht mehr verstand, was hätte er dann noch für eine Ausrede in Megans Nähe zu sein?
Beim dritten und letzten Besuch von Ken unterließ Jake es ganz über den Vorfall zu reden. Daran ändern konnte er jetzt sowieso nichts mehr, es war ja fast vorbei. Viel wichtiger war es wieder ein gutes Verhältnis aufzubauen, Kens schlechtes Gewissen ein wenig zu schüren und ihn dann, wenn er aus dem Knast kam, darum zu bitten, ob er eine Weile bei ihm wohnen könne, bis er etwas Eigenes gefunden hätte.
Nur so konnte er weiterhin in Megans Nähe sein. Gott, wie er sie vermisst hatte!
Er war sich immer noch nicht sicher, ob das eine gute Idee gewesen war. Vielleicht hätte er sich lieber aus dem Staub machen und nie wieder zurückkehren sollen, aber er wusste selbst, dass er das niemals geschafft hätte. Der Rest seines Lebens ohne Megan? Unvorstellbar.
Hank hatte Recht. Sein Bruder hatte es nicht anders verdient. Und Megan hatte es besser verdient und Jake war fähig dazu ihr zu geben, was sie verdiente, das wusste er einfach.
Insgeheim hoffte er, erwischt zu werden, wünschte sich, Kens Gesicht zu sehen, wenn ihm klar wurde, was vor sich ging.
Er hatte an Megans Beziehung mit Ken gesehen, wie schnell sie sich zufrieden gab, dass sie schon glücklich war, wenn Ken etwas Nettes sagte oder ihr ein Küsschen gab. Nie beschwerte sie sich oder erwartete Dinge von ihm, die andere Frauen von ihren Freunden und Ehemännern verlangten.
Sie war keine von den Frauen, die versuchte ihren Freund zu ändern. Sie hatte sich ja für ihn entschieden, also ließ sie ihn auch so sein, wie er war.
Selbst als Ken sich ihr gegenüber so ins Negative verändert hatte, war sie bei ihm geblieben, hatte abgewartet. Erst als er immer schlimmer geworden war, als er sich nicht mehr für sie interessiert hatte, war sie nach und nach immer unglücklicher geworden.
Jake war durch Megans Verhalten klar geworden, wie einfach es sein würde, sie glücklich zu machen, ihr eine Freude zu bereiten, sie zu überraschen. Dinge, die sie überhaupt nicht gewohnt war. Es tobte in ihm, weil er der Mann sein wollte, der ihr all die schönen Seiten einer Beziehung zeigte. Der ihr zurückgab, was sie für ihn tat und jetzt schon getan hatte.
Er sah ihr dabei zu wie sie Marmelade, Honig und Butter aus der Küche brachte und auf den Tisch stellte, malte sich aus wie es wäre mit ihr zusammen zu leben, wie ein Paar, ohne Ken.
Sie trug ein helles Hemd von Ken, das ihr viel zu groß war und eine Hotpants, von der er wusste, dass sie diese gerne nachts zum schlafen trug.
Er wünschte sich, sie würde sein Hemd tragen, würde ihn morgens mit einem Kuss begrüßen und abends neben ihm einschlafen, in seinen Armen.
Jakes Pulli lag sorgfältig zusammengelegt auf dem Sessel neben seinem Schlafplatz.
Er stand auf, ging hinüber zum Frühstückstisch.
„Kaffee?“ fragte sie mit einem schüchternen Lächeln.
Er nahm die Tasse dankend entgegen, ging an ihr vorbei zu seinem Platz. Dabei strich er ihr zärtlich über den Rücken. Sie musste sich zusammenreißen um nicht zu erschauern, er konnte es durch den dünnen Stoff von Kens Hemd spüren.
Normalerweise rief sie Ken zum Frühstück, aber gerade als sie unterhalb der Treppe stand um hinauf zu rufen, blieb sie abrupt stehen und machte wieder kehrt.
Sie setzte sich ihm gegenüber und schenkte sich ebenfalls einen Kaffee ein.
Während sie frühstückten sahen sie sich immer wieder an.
Jake lächelte leicht , sah jedoch immer wieder zur Treppe. Es wäre sogar schon auffällig, wenn die anderen sie hier gemeinsam am Frühstückstisch sitzen sahen, in trauter Zweisamkeit.
Er fragte sich, was passiert wäre, wenn Ken an seiner Stelle gewesen wäre, wenn Ken für
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