Unter Brüdern (German Edition)
war. Und weil sie so in Jakes Nähe sein konnte.
Natürlich, am Anfang hatte Ken sich bemüht…aber mittlerweile…?
Für den Rest des Frühstücks sah sie hinaus in ihren geliebten Garten, überlegte welche Beete sie demnächst erneuern oder ernten musste, sah den Sack mit Holzkohle vom letzten Grillabend auf der verregneten Terrasse stehen und ärgerte sich darüber, das Ken solche Dinge nicht auffielen und er seinen Kram nicht selbst wegräumte.
Alles Dinge, die ihr vor ein paar Minuten gar nicht in den Kopf gekommen wären, weil ihre Gedanken um etwas ganz anderes gekreist waren. Mit Jake an ihrer Seite war sie ein anderer Mensch. Sie war aufgeregt, aufgewühlt, musste ständig ihre Gedanken ordnen. Aber in Kens Anwesenheit konnte sie über die unwesentlichen Dinge nachdenken, sie hatten sich nicht mehr viel zu sagen, auch nicht mit Blicken.
Als Ken am Abend zuvor heimgekommen war – etwa zwei Stunden nach ihr – hatte er nicht nach ihr gesehen und sie hatte sich schlafend gestellt, das Gesicht in Jake’s Pulli geschmiegt, sie konnte seinen Duft garnicht tief genug einatmen. Heute Morgen hatte sie seinen Pulli schnell auf die Couch gelegt, bevor Jake aufwachte.
A uch jetzt schien es Ken nicht zu interessieren, ob es ihr besser ging. Schließlich hatte sie behauptet aus dem Grund nachhause gegangen zu sein, weil sie sich nicht gut fühlte.
Er strich sich Butter und Honig auf seinen Toast und nahm sein Frühstück mit, als er das Haus verließ. Ohne sich zu verabschieden.
Megan hatte nicht gerne Streit mit ihm, sie konnte den Sinn darin nicht sehen, warum er nicht mit ihr sprach.
Das würde das, was ihn störte und das was vorgefallen war doch auch nicht ändern.
Megan war klar, dass sie stark bleiben musste, wenn sie wollte, dass Ken verstand worum es ihr ging. Sie liebte Harmonie, aber nicht um jeden Preis.
Als Hank und Charlie in der Einfahrt hupten, kam Jake gerade die Treppe hinunter. Während Megan noch den Tisch abdeckte, ging er bereits nach draußen um die Jungs zu begrüßen.
Megan rannte nach oben um sich eine Jeans und ein T-Shirt anzuziehen, war innerhalb weniger Sekunden wieder im Erdgeschoss und rannte zur Türe hinaus.
„Du siehst aus als hättest du einen Kater.“ Lachte Charlie gerade über Jake, als Megan ebenfalls die Autotüre hinter sich zu zog.
„Nein, ich habe gestern kaum was getrunken, ich konnte nicht besonders gut schlafen.“ Er war f Megan einen Seitenblick zu, als wolle er sehen ob es ihr ebenso ging. Oder als wolle er ihr klar machen, dass er diesmal nicht so tat, als läge alles am Alkohol, so wie nach ihrer ersten gemeinsamen Nacht. Er stand diesmal dazu, was er getan und gesagt hatte.
Megan sah starr durch die Frontscheibe.
Jake legte seine Hand auf dem Mittelsitz zwischen ihnen ab und sah zur anderen Seite aus dem Fenster, so wie jeden Morgen.
Megan wartete ab, bis Charlie und Hank in ihre übliche Diskussion über die Musik im Autoradio ausgebrochen waren, dann legte sie ihre Hand neben Jakes. Er merkte es nicht, sie achtete darauf ihn nicht zu berühren. Sie wusste in manchen Situationen immer noch nicht wie er reagierte. Es war als würde sie ihn überhaupt nicht kennen und doch war sie mit ihm aufgewachsen.
Ihre Hand sah klein und schmal aus gegen seine.
„Dann lass Megan bestimmen welches wir hören!“ fauchte Hank.
Die beiden waren über sechzig und verhielten sich in mancherlei Hinsicht wie kleine Kinder.
„Das Erste.“ Murmelte Megan, obwohl sie nicht darauf geachtet hatte was im Radio gespielt wurde.
„Du hattest schon einen besseren Geschmack, Kleines.“ Meckerte Charlie, ließ jedoch zu, dass Hank den Sender mit Siegeslächeln zurück stellte.
Megan schob ihre Hand ein Stückchen näher an Jakes. Sie berührte ihn nicht, aber er musste es am Stoff der Sitzbank gespürt haben, dass sie sich ihm näherte.
Er sah auf ihre beiden Hände, sah zu ihr auf. Megan wandte den Blick ab, überließ ihm die Initiative.
Er wartete einige Sekunden, es musste ihn mehr Überwindung kosten als sie ahnte. Dann spürte sie seinen kleinen Finger an ihrem. Als sie ihre Hand nicht wegzog, strich er sanft mit seinen Fingern über ihre Hand. Ganz zärtlich, kaum spürbar.
Die ganze Fahrt über tat er das, beobachtete dabei Hank und Charlie im Rückspiegel, damit sie ihn nicht dabei erwischten.
Kurz bevor sie auf der Ranch eintrafen zog Megan ihre Hand zurück, warf ihm einen kurzen Blick zu als wolle sie ihn auf später
Weitere Kostenlose Bücher