Unter Brüdern (German Edition)
abfällige Art war einer neuen, ihr gänzlich unbekannten, gewichen. Nicht einmal mit einer seiner Freundinnen hatte sie ihn bisher so besorgt und so zärtlich sprechen hören.
Reiß dich zusammen! Schalt sie sich selbst. Mach keine Show vor ihm, nachher denkt er noch es liegt an ihm.
„Geht schon!“ sie nahm all ihre Kraft zusammen, die noch übrig war und sah ihn an. Irgendetwas war völlig anders als sonst, sein Blick ging durch und durch.
Das konnte nicht wirklich sein, das bildete sie sich nur ein. Er konnte sie unmöglich so ansehen. Nicht sie. Nicht so.
Seine Hände an ihrer Hüfte und an ihrer Wange fühlten sich heiß an, aber er schien es gar nicht zu bemerken, er hielt sie fest und sah sie an, ernst und erstaunt? Oder geschockt?
Und mit einer solchen Zärtlichkeit in den Augen, dass sie es nicht wagte zu atmen.
Langsam, ganz langsam kam er näher, hielt sie weiterhin fest, seine andere Hand an ihrer Wange zwang sie ihn anzusehen. Seine Lippen kamen näher, unsicher blickte er zwischen ihren Augen und ihren Lippen hin und her. Dann neigte er ganz leicht seinen Kopf.
Sie schloss die Augen, erwartete mit leicht geöffneten Lippen seinen Kuss und wollte niemals aufwachen, aus diesem Traum.
„Nicht mal wenn du der letzte Mensch auf Erden wärst.“ Sagte er plötzlich laut, kurz bevor ihre Lippen sich berührten. Seine tiefe Stimme hörte sich seltsam an, anders als sonst, wenn er ihr einen seiner Beleidigungen an den Kopf warf. Aber sie konnte sich nicht erklären inwiefern anders.
Sie w ich einen Schritt zur Seite, weil die Scheunenwand hinter ihr es verhinderte zurückzuweichen, sah ihm fragend in die ernsten Augen.
Es war das erste Mal, dass sie sich wirklich von ihm verletzt fühlte. Nach allem was bisher vorgefallen war, konnte er nichts Gemeineres tun.
Er hatte nur darauf gewartet, dass sie ihre Gefühle für ihn zugab, sie ihm offen legte, um sie dann kalt lächelnd zu enttäuschen.
Zuvor waren seine boshaften Bemerkungen schon fast berechenbar und gewohnt gewesen, aber nicht an diesem Abend, nachdem er ihr so nah gekommen war und sie es zugelassen hatte. Sie hatte sich auf einen Kuss vorbereitet, genau das hatte er beabsichtigt. Und in dem Moment, in dem sie sich ihm hingeben wollte, ließ er sie eiskalt fallen.
Sie konnte nicht fassen, dass seine zärtlichen, besorgten Worte und dieser Blick gerade gespielt gewesen waren. Wie weit ging er noch um sie zu verletzen?
Ihr war schwindelig, sie fühlte sich wackelig auf den Beinen und sie wollte weg von hier, weg von Jake, der sich mit seinem bösen Lachen über sie lustig machte, dass sie auf hin reingefallen war.
Sie lief an ihm vorbei, spürte plötzlich die Kälte, sie taumelte zurück zum Scheunentor und schlüpfte hinein in die wabernde Hitze. Die Schwüle und der Lärm schlugen ihr wie eine Wand entgegen.
Sie hatte das Gefühl alles lauter zu hören: das Stampfen der schweren Stiefel, die zur lauten Countrymusik der Band auf dem Holzboden herumhüpften, das laute Klirren der Gläser…die Leute versuchten sich über ihre Tische hinweg zu unterhalten, ein paar Damen älteren Semesters tanzten laut lachend und schreiend auf ihren Bierbänken.
Megan schwankte an die Bar zurück, entdeckte den Cowboy, der immer noch am selben Platz saß und den Barhocker neben sich freigehalten hatte.
Sie überlegte einen Moment, ob sie an den großen Stammtisch der Jungs zurückgehen sollte, entschied sich aber für die Bar, weil dort ihr Weinglas stand und sie sich nicht viel länger auf den Beinen halten konnte. Der Weg zur Bar war kürzer.
An viel mehr konnte Megan sich am nächsten Tag nicht erinnern.
Sie war draußen zu Bewusstsein gekommen, sie fühlte die Kälte des erdigen Waldbodens, an ihren nackten Armen, roch eine Alkoholfahne und – auch wenn sie sich nicht erinnern konnte, was vorgefallen war – wusste sie instinktiv, dass weder Jake noch Ken auf ihr lagen, es war ein anderer Mann. Ihre Arme und Beine fühlten sich an wie gelähmt, sie brachte keinen Ton hervor als sie versuchte zu schreien, aber sie war ohnehin zu wenig bei Bewusstsein, als dass sie lange geschrien hätte.
„Was denkst du was du da tust, Hurensohn?!“ Jake kam angerannt und trat dem Kerl mit seinem Stiefel ins Gesicht, er fiel von Megan herunter. Jake schubste ihn gegen einen Baum in der Nähe.
Megan sah noch, wie Jake ihm ins Gesicht schlug, bevor sie völlig zusammensackte. Ihr war klar, dass ihr jemand etwas in den Drink getan haben
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