Unter Brüdern (German Edition)
tief ein. „Ja, heute aber nicht. Aber Mike oder Jimmy machen dir gerne einen Drink.“ Sie wies hinter die Theke zu ihren Kollegen. Jimmy arbeitete auch sonst hinter der Bar, Mike, der hin und wieder auch als DJ sein Bestes gab, war heute Abend für sie eingesprungen. Ebenso gut hätte sie selbst arbeiten können, Ken schien es jedenfalls nicht einmal aufzufallen, dass sie den Tisch verlassen hatte.
Die Band beendete ihre kurze Pause und begann erneut zu spielen.
Um die Lautstärke zu übertönen, rutschte der Cowboy näher an sie heran. Während er etwas in ihr Ohr rief und sie dabei wie zufällig am Arm berührte, suchte n Megans Augen nach Jake. Er war aufgestanden, tanzte mit seiner Eroberung. Sein Blick verdüsterte sich unerträglich herablassend als sie ihn auffing, wahrscheinlich würde er sie nachher oder spätestens morgen früh als Nutte beschimpfen, die seinen Bruder vor allen Augen blamierte und vorführte.
Aber sah er denn nicht die andere Seite? Ken interessierte sich kein bisschen für sie. Und lieber tanzte Megan heute Abend mit diesem Cowboy, der höflich und zuvorkommend zu sein schien, als mit irgendeinem betrunkenen und schwitzenden anderen Dorfbewohner oder – was ja meistens der Fall war – mit gar niemandem.
Megan nahm noch einen Schluck Wein.
Sie fühlte sich seltsam heute Abend, ihre ganze Energie schien wie aus ihr herausgesaugt worden zu sein. Was kein Wunder war, wenn man bedachte, wie lange sie die Sprüche und Bemerkungen der anderen schon aushielt.
„Ich gehe kurz an die frische Luft.“ Sagte sie schnell, als Jake auf sie zukam.
Vielleicht wollte er sich nur einen neuen Drink holen, aber er kam so zielstrebig auf sie zugelaufen, dass sie sich sicher war, er wollte ihr nur die Tour verderben, diesem Kerl die Meinung geigen und sie als Schlampe beschimpfen.
Sie eilte hinaus, bevor Jake sie erreichte.
Jake trat ins Freie, die kühle Luft schlug ihm entgegen, es war angenehm nach der verrauchten , feuchtwarmen Hitze in der Scheune.
Er zündete sich eine Zigarette an und inhalierte tief. Er entdeckte Megan auf Baumstämmen abseits sitzend, etwas im Hintergrund, ein Stück entfernt von den anderen Leuten die draußen standen um zu rauchen.
Sie sah müde aus, fast schlapp.
Als sie ihn herüberkommen sah, spannte sich ihr Körper jedoch an.
„Steh auf! Komm mit!“ befahl er und lief an ihr vorbei. Sie tat es tatsächlich, obwohl sein Ton jenseits von freundlich war. Es lag daran, dass er sie direkt ansprach, er sprach mit ihr, das war sie nicht gewohnt.
Und allein das paralysierte sie so sehr, dass sie aufstand und seinen schnellen Schritten folgte. Er zog sie um die Ecke, blieb an der Rückwand der Scheune stehen.
Noch heute Mittag hatten sie hier gearbeitet, jetzt standen sie sich hier gegenüber wie zwei Fremde.
„Es ist sein Geburtstag!“ rief er aufgebracht.
„Ich weiß…“ ihr war wirklich nicht klar, worauf er hinauswollte.
„Kannst du dann wenigstens aufhören dich wie die größte Schlampe zu benehmen? Wenigstens heute?“
Sie starrte ihn mit offenem Mund an.
„Was ist?“ Ihr Starren irritierte ihn. „Hat es dir die Sprache verschlagen?“
„Ich bin es nicht gewohnt, dass du mit mir sprichst. Das wirft mich gerade etwas aus der Bahn.“ Gab sie ehrlich zu und verzog im nächsten Moment den Mund darüber, dass sie ihm die Wahrheit gesagt hatte.
Innerlich musste er über ihre Grimasse lachen, die ihm deutlich zu verstehen gab, dass ihr diese Worte herausgerutscht waren, bevor sie sich darüber Gedanken hatte machen können , aber er ließ es sich nicht anmerken, starrte sie weiterhin wütend an.
Sie fühlte sich schwach, hatte nicht die Kraft den Schein zu wahren, ihn zu belügen.
Sie hatte das Gefühl, als würde sie jeden Moment zusammensacken.
„Alles okay?“ Sein Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig.
Sorgte er sich tatsächlich um sie?
„Wahrscheinlich zu viel Alkohol.“
Als ihr die Knie einknickten fing er sie auf, lehnte sie gegen die Wand der Scheune und ließ seine Hand zur Stütze an ihrer Hüfte liegen.
Sie erschauerte bei seiner Berührung. Jake warf seine Zigarette zu Boden, um sie besser stützen zu können, er hatte sie noch nichtmal halb aufgeraucht.
Ihr Kopf sackte herunter, ihr w ar schwindelig, heiß und kalt.
„Hey.“ Er hob ihr Gesicht an, indem er eine Hand an ihre Wange legte. „Willst du dich setzen?“
Seine Stimme hatte sich verändert, von einem auf den anderen Moment. Die gewohnt
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