Unter Brüdern (German Edition)
annahmen, so viel fürsorglicher, als er selbst bisher zugegeben hatte.
Er war als Aufreißer und Weiberheld bekannt, hatte er diese andere Seite an sich je einer anderen gegenüber gezeigt?
Es war nicht fair, wie sie sich ihm gegenüber verhielt, dass sie sich bei ihm über ihre Beziehung mit Ken ausließ, dass sie ihn an sie heran ließ, nur um ihn tags darauf wieder von sich zu stoßen, weil sie mit ihrem Gewissen kämpfte. Ihm ging es doch auch nicht besser.
„Es tut mir so leid, Jake. Ich wollte niemals eine von denen sein… Ich war immer stolz darauf, dass ich eine treue Freundin war. Es tut mir leid, dass ich dich da mit rein gezogen habe…“ Jake ließ sie los, ließ es jedoch zu, dass sie seine Hand nahm, verkeilte seine Finger mit ihren.
„Wie kommst du darauf, dass du mich dazu gebracht hast?“ er lachte leise auf. „Ich war derjenige der über dich hergefallen ist. Schon vergessen? Unsere erste Nacht?“ Zärtlich strich er ihr die Strähne aus dem Gesicht, mit der er zuvor gespielt hatte.
Sie schwieg.
„Sag mir was ich tun soll. Wenn du willst, dass ich dich in Ruhe lasse und ausziehe, dann tue ich das. Wenn du willst, dass ich bleibe, dann bleibe ich.“ Er holte tief Luft, so als wäre ihm bewusst, dass er ihr jetzt seine Seele offenbahren musste oder sie verlieren würde, dann fuhr er fort.
„ Ich weiß, ich habe nicht den besten Ruf was Treue und Beziehungen betrifft, aber glaub mir, das ist nur der Fall, weil es immer nur du warst. Ich habe mich immer nach dir gesehnt. Ich wollte keine andere, aber irgendwann fangen die Leute an zu reden…“ Er stockte kurz und sie erinnerte sich an die Zeit, als ein Mädchen aus dem Dorf ihn als schwul beschimpfte, weil er sie hatte abblitzen lassen. Zwei Tage später war er bereits mit ihrer besten Freundin ausgegangen. Wahrscheinlich nur um es dem Mädchen heimzuzahlen. Und natürlich um die Gerüchte im Keim zu ersticken.
Megan sah ihm an, wie schwer es ihm fiel sich so zu öffnen. Er strich sich verzweifelt die Haare aus dem Gesicht und sofort fielen sie ihm zurück in die Augen. Gab es etwas, dass ihn nicht unwiderstehlich wirken ließ?
„ Ich habe immer nur dich gesehen, Megan, deshalb hat nie eine Beziehung lange gehalten. Ich habe mich nicht genug darum gekümmert, weil mich keine andere wirklich interessiert hat.
„ Ich will nur, dass du das weißt… dass du weißt, dass ich immer bei dir bleiben würde, wenn du dich nur für mich entscheidest. Weißt du, was ich geben würde, um dich an meiner Seite zu haben? Um mein Leben mit dir zu verbringen und dich nicht teilen zu müssen?“ Er klang tatsächlich verzweifelt.
Sie schluckte.
„Tut mir leid.“ Sagte er sofort. “Ich will dir kein schlechtes Gewissen machen. Wenn du dich für ihn entscheidest, dann halte ich mich zurück und du brauchst dich auch nicht vor mir zu fürchten. Ich würde es verstehen. Ich meine, ihr seid schon ewig zusammen… Sag mir nur, ob es dir lieber ist, dass ich gehe.“ Wieder wurde sein Blick melancholisch, so wie schon oft in den letzten Wochen, er sah sie intensiv an, seine grauen Augen dunkler als sonst.
Megan musste den Blick abwenden um nicht in Tränen auszubrechen. Sie lehnte sich neben ihm gegen die hüfthohe Backsteinmauer, die ihr Grundstück von den umliegenden Feldern abgrenzte. Eine Weile sagten sie gar nichts, standen nur nebeneinander und ließen ihren Gedanken freien Lauf , lauschten den Geräuschen des Waldes, waren sich ihrer beider Anwesenheit nur allzu bewusst.
A ls Megan schließlich begann zu sprechen, zuckte Jake dennoch fast umerklich zusammen, als wäre er aus einer Trance erwacht.
„Ich will nicht, dass du gehst, du kannst bleiben so lange du willst. Aber das zwischen uns muss aufhören.“ Sagte sie so bestimmt, als wolle sie sich selbst überzeugen.
Sie sah vor sich auf den Boden, strich mit den Fußzehen über die bemoosten Stellen, die den Steinweg bedeckten, der zum Haus zurück führte. Früher hatte sie versucht das Moos zu entfernen, doch nach einer Weile hatte es ihr gefallen. Sie ging ständig barfuß durch den Garten und liebte das zarte Streicheln des Mooses an ihren Füßen. Außerdem sah ihr Garten verwunschen aus, je mehr sie ihn sich selbst überließ. Ken hatte aufgelacht, als sie ihm das erzählt hatte, aber er war ohnehin nicht so naturverbunden wie sie, er sah solche Dinge einfach nicht.
„Okay.“ Sagte Jake heißer. Sie sah ihm an, dass es alles andere als okay war. Er sah geknickt aus, schluckte
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