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Unter deinem Stern

Unter deinem Stern

Titel: Unter deinem Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Connelly
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die Entscheidung? Hatten sie sie beobachtet? Gab es überall Engelsschwärme? Konnte man nur die Engel sehen, die einem zugeteilt waren? Aber Jalisa machte den Eindruck, als hätte sie bereits alles gesagt, was sie zu dem Thema zu sagen hatte.
    »Was ist nun mit den anderen?«, fragte Claudie.
    »Du wirst sie kennen lernen, sobald du dazu bereit bist. Aber ich warne dich – sie sind ein ziemlich wilder Haufen!«

6
    Simon drückte auf den Lichtschalter und betrachtete den staubbedeckten Krempel auf seinem Dachboden. Ein paar alte Stühle, einer mit einem abgebrochenen Bein, ein anderer mit einem beschädigten Sitz, ein kaputter Plattenspieler und jede Menge Schallplatten, die nie wieder gebraucht würden, ein leerer Vogelkäfig, der einmal einen Kanarienvogel beherbergt hatte, und ein Turm alter Comichefte.
    Aber das war nicht alles. Der größte Teil des Raums war gefüllt mit etwas wesentlich Wertvollerem: mit Büchern. Stapelweise Bücher, die noch aus Simons Literaturstudium stammten.
    Informatik und Literaturwissenschaften war eine ungewöhnliche Fächerkombination, die ihn jedoch sehr befriedigt hatte, auch wenn seine Studienkollegen sich dauernd über ihn lustig gemacht hatten.
    Er betrat den Dachboden, hockte sich hin und nahm das oberste Buch von einem Stapel. Er hätte sie in Kisten aufbewahren sollen. Zum Glück waren sie nicht durch Regenwasser oder Fledermauskot beschädigt worden.
    Zwar lagen ihm die Bücher sehr am Herzen, aber sie waren ihm kaum noch von Nutzen. Es war ziemlich unwahrscheinlich, dass er Middlemarch von George Eliot noch einmal lesen würde, ebenso wenig Verstand und Gefühl, mit dem er sich beim ersten Lesen schon schwer getan hatte, und Am grünen Rand der Welt enthielt garantiert keine Anregungen für Webdesigner.
    Dann entdeckte er sein Lieblingsbuch: Große Erwartungen. Er konnte sich noch gut daran erinnern, wie er es in einer einzigen Nacht zu Ende gelesen hatte. So etwas hatte er noch nie erlebt. Die Romanfiguren waren für ihn wie alte Freunde: Pip, Magwitch, Joe und Jaggers. Konnte er sich jetzt von ihnen trennen?
    »Was sein muss, muss sein«, murmelte er. Indem sie auf dem Dachboden wie Miss Havisham vor sich hin gammelten und Spinnweben ansammelten, würden die Bücher ihm nichts nützen. Er sollte sie lieber einem vernünftigen Zweck zuführen.
    »Was noch?« Er betrachtete die zahllosen Taschenbücher, die er über die Jahre gekauft hatte, und verzog das Gesicht beim Anblick der Science-Fiction-Titel, für die er sich als Teenager begeistert hatte. Mit denen konnte er schon mal anfangen. Er nahm eins nach dem anderen in die Hand, pustete darüber, um die feine Staubschicht zu entfernen, und legte sie auf ein Buch von Dickens.
    »Sorry, alter Kumpel«, sagte er grinsend. »Und Tolstoi. Konnte ich mich noch nie für begeistern. Wahrscheinlich eher was für Frauen.« Er reckte sich nach dem dicken Band und packte ihn auf den Stapel der zum Verkauf aussortierten Werke. Er wusste, dass Bücher nicht viel Geld einbrachten. Beschädigte Rücken, verblasste Titelbilder, Kritzeleien an den Seitenrändern. Er würde von Glück reden können, wenn er überhaupt etwas dafür bekam. Wahrscheinlich würde man ihm raten, sie zu Oxfam zu bringen oder in den Altpapiercontainer zu werfen, aber einen Versuch war es wert, und der Dachboden war sowieso viel zu voll gestopft.
    Während er sich durch die Bücherberge arbeitete, spürte er, wie eine schwere Last von ihm abfiel. Vielleicht bildete er sich das auch nur ein, oder vielleicht hatte es etwas mit dem Film zu tun, den er sich am Abend zuvor angesehen hatte.
    »Wenn du möchtest, dass etwas Neues in dein Leben tritt, musst du Platz dafür schaffen. Sende deine Signale in die Welt hinaus und lass das neue Leben ein«, hatte eine New-Age-Frau in einem leuchtend grünen Kleid ihm eindringlich geraten. Simon war sich nicht ganz sicher, was er von Feng Shui und dergleichen halten sollte, aber sich von Altem zu trennen, um etwas Neuem Raum zu geben, schien ihm eine vernünftige Idee zu sein.
    Nach einer halben Stunde und sorgfältigem Abwägen hatte er zwei große Plastiktüten voll mit Büchern, die er verkaufen wollte. Das war der leichte Teil, dachte er. Viel schwerer würde es sein, den Mut aufzubringen, sie der alten Hexe, die das Antiquariat betrieb, zum Kauf anzubieten.
    Er ging nach unten, nickte Pumpkin zum Abschied zu, als er nach seinem Schlüsselbund griff, und trat hinaus in das grelle Mittagslicht, um den Bus in die Stadt zu

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