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Unter deinem Stern

Unter deinem Stern

Titel: Unter deinem Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Connelly
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kollidiert. Sein normalerweise bleiches Gesicht war hochrot angelaufen, und seine Augen schienen ihm aus dem Kopf treten zu wollen.
    »Ich muss dringend mit Ihnen reden«, sagte er mit unterdrückter Stimme. »In meinem Büro.«
    O Gott, o Gott, dachte Claudie, als sie ihm nachschaute.
    Jalisa, die aufgehört hatte zu tanzen, schnaubte verächtlich. »Lass dich bloß nicht von ihm zusammenstauchen!«, sagte sie.
    Claudie kicherte, holte tief Luft und folgte Mr Bartholomew.
    Das Büro ihres Chefs hatte ihr schon immer gut gefallen. Der Raum war ganz in cremeweiß und kastanienbraun gehalten, und es gab keinen einzigen hässlichen Aktenschrank. Dann war da natürlich noch das Gemälde. Wie oft hatte sie sich gewünscht, sie könnte einfach in das Bild hineinspringen! Wenn sie ein Diktat entgegennahm, lugte sie immer wieder zu dem Bild hinüber oder betrachtete es ausgiebig, sofern ein Anruf Mr Bartholomews Redefluss unterbrach. Es war eigentlich eine ganz normale Landschaft: eine Wiese, durch die sich ein Bach schlängelte wie ein vom Himmel gefallenes Seidenband. Eine leichte Brise wehte durch die Bäume, und wenn Mr Bartholomew in seinem Diktat kurz innehielt, meinte Claudie beinahe, das Laub rascheln zu hören.
    Am liebsten wäre sie jetzt gleich in diese Landschaft eingetaucht. Sie wünschte, sie könnte an dem Bach entlangspazieren wie eine Dame in einem Monet-Gemälde und das hohe Gras an ihren Beinen spüren, wünschte, sie könnte zwischen den Bäumen verschwinden und immer weitergehen, bis sie nur noch ein winziger Punkt am Horizont war.
    Aber es gab keine Fluchtmöglichkeit, und diesmal hatte sie noch nicht einmal einen Schreibblock, hinter dem sie sich verstecken konnte. Sie schaute Mr Bartholomew durch ihre dunklen Ponyfransen hindurch an. Sein Gesicht war nach wie vor so gerötet, als würde er gleich explodieren. Claudie glaubte zu wissen, was auf sie zukam.
    Mr Bartholomew lehnte sich in seinem Chefsessel zurück, der quietschte wie ein Lausejunge. Claudie unterdrückte ein Kichern. Das Problem hatte sie jedes Mal, wenn sie nervös war.
    »Claudie«, begann Mr Bartholomew fast flüsternd, die gespreizten Finger gegeneinander gelegt. »Ich mache mir seit einiger Zeit Sorgen um Sie.«
    Sorgen, aha, dachte Claudie. »Ja, wirklich?«, erwiderte sie gespielt verblüfft.
    »Ja«, sagte er mit einem Stöhnen. Sein Gesicht war mittlerweile nicht mehr ganz so rot. Es war ihm peinlich. Natürlich. Er war gar nicht wütend auf sie. Eigentlich hatte sie ihn noch nie wütend erlebt. Manchmal war er einfach im Stress, und dann lief er türenschlagend durch die Kanzlei. Aber diesmal war er eindeutig verlegen. Im Umgang mit persönlichen Angelegenheiten tat er sich schwer, und was Gespräche anging, beschränkte er sich stets auf das für die Arbeit absolut Notwendige. Er wurde nie privat und verschickte auch keine Weihnachtskarten.
    »Seit einigen Wochen bemerke ich bei Ihnen einen deutlichen Mangel an –« Mit halb geschlossenen Augen suchte er nach dem passenden Wort.
    Claudie wurde erneut nervös. Mangel an was? Was fehlte ihr denn? Ihr selbst war in dieser Hinsicht nichts aufgefallen.
    »Konzentration«, sagte er schließlich.
    Claudie atmete erleichtert auf. War das alles? »Ach«, sagte sie, bemüht, sich bestürzt zu geben.
    »Nun, ich weiß, dass Sie –« Wieder unterbrach er sich und rutschte auf seinem Sessel herum, der furzende Geräusche von sich gab. Claudie schaute ihn schweigend an. Der Mann tat ihr Leid, ja, wirklich. Diese Wirkung hatte sie neuerdings immer wieder auf andere Menschen – sie brachte sie in Verlegenheit, ließ sie nach Worten ringen und verstummen.
    »Sie mussten einen schweren Schicksalsschlag verkraften, aber ich war der Meinung, Sie hätten sich wieder ganz gut gefangen.«
    Claudie nickte. Der Meinung war sie ebenfalls. Vor allem, seit die Engel eingetroffen waren, doch das konnte sie ihm schlecht sagen.
    »Neuerdings jedoch wirken Sie häufig wie geistig abwesend.«
    Claudie beugte sich ein bisschen vor. Abwesend. Dieses Wort hatte er ohne zu zögern ausgesprochen. Sie blinzelte und schluckte schwer, als versuchte sie zu verdauen, was er gerade gesagt hatte. Man hatte ihr schon alles Mögliche vorgeworfen, aber als geistig abwesend hatte sie noch nie jemand bezeichnet. Verträumt, ja, melancholisch, okay – aber geistig abwesend war etwas Neues. Das musste sie sich aufschreiben, damit sie es nicht vergaß.
    »Stimmt was nicht, Claudie?«, wollte ihr Chef wissen.
    »Nein, alles in

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