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Unter deinem Stern

Unter deinem Stern

Titel: Unter deinem Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Connelly
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er sich da einlässt, dachte sie, während sie Die oberen Zehntausend aus ihrem Videorekorder nahm und Summer Stock einlegte.
    »Bist du dir wirklich ganz sicher?«, fragte sie noch einmal, während er es sich auf dem Sofa gemütlich machte und seine langen Beine ausstreckte.
    »Klar doch.«
    »Also gut.« Claudie setzte sich und drückte die Starttaste auf der Fernbedienung.
    »Das ist wohl die gerechte Strafe«, sagte eine Stimme.
    Claudie schaute sich im Zimmer um. Ihre Fantasie spielte ihr mal wieder einen Streich.
    »Luke?«, flüsterte sie.
    »Ich schätze, das ist die gerechte Strafe für den Gewaltmarsch um den See.«
    Sie lächelte ihn an. »Mir hat’s Spaß gemacht! Ich weiß gar nicht, wovon du redest!«
    »Du würdest es also wieder tun?«
    Claudie lachte. »Das werden wir sehen. Aber zuerst schauen wir uns Singin’ in the Rain an. Und ich hoffe, dass du es nicht als Strafe, sondern eher als Belohnung empfindest!«
    Danach hatten sie sich zum ersten Mal geliebt. Das hatte Claudie nicht erwähnt, als sie Jalisa von Luke erzählt hatte. Diese Erinnerung wollte sie mit niemandem teilen.
    »Claudie?«
    Sie blinzelte. Nicht Luke saß neben ihr auf dem Sofa, sondern sein Bruder Daniel.
    »Alles in Ordnung?«
    »Ja, es geht mir gut«, sagte sie, und es stimmte. Gegen diese Streiche, die ihre Fantasie ihr immer wieder spielte, war sie machtlos. Manchmal wurde sie einfach ohne Vorwarnung in die Vergangenheit versetzt. Das Leben konnte wirklich kompliziert sein.
    »Summer Stock!«, verkündete Claudie und drückte noch einmal auf die Starttaste.
    Es war ein fremdartiges und völlig ungewohntes Erlebnis. Claudie lebte in der Überzeugung, dass sie der einzige Mensch war, der Summer Stock jemals gesehen hatte. Ungeachtet dessen, dass berühmte Stars mitspielten oder dass die Produktion ein Vermögen gekostet hatte, wenn Claudie sich einen Film anschaute, dann hatte sie jedes Mal das Gefühl, er sei nur für sie allein gemacht worden. Es war wirklich sehr seltsam, diese Erfahrung mit jemandem zu teilen.
    Aber Daniel war wunderbar. Er lachte an den richtigen Stellen und hielt während der Tanzszenen brav den Mund. Als Judy Garland ihre Get Happy- Nummerbrachte, klopfte er sogar den Takt mit dem Fuß mit. Einmal hatte Claudie Kristen dazu überredet, sich mit ihr zusammen Heimweh nach St. Louis anzusehen, und es war prompt zu einer Katastrophe ausgeartet. Kristen hatte bei allen romantischen Szenen laut gelacht und während der Songs dauernd gequasselt. Daniel dagegen war der perfekte Zuschauer.
    »Wahnsinn! So was hab ich ja im Leben noch nie gesehen!«, rief er aus.
    »Hat es dir gefallen?« Claudie konnte es immer noch nicht fassen, dass sie einen Mann, der sich normalerweise Horrorstreifen und Pornos reinzog, dazu überredet hatte, sich einen Film mit Gene Kelly anzusehen.
    »Die Hauptdarstellerin war affenscharf. Wer war das?«
    »Judy Garland«, sagte Claudie, die sich schwer beherrschen musste, um nicht empört zu klingen. Hatte denn kein Mensch je von ihr gehört? Vielleicht sollte sie einen Abendkurs zum Thema Musicals anbieten.
    »Diese Tanznummer – wo sie mit Hut und Strapsen auftritt – also die war echt Spitze!«
    »Get Happy« ,sagte Claudie.
    »Es funktioniert sogar, stimmt’s? Man sieht dir richtig an, dass du süchtig nach dem Zeug bist.«
    Claudie wandte den Blick ab, unsicher, was sie auf so eine Bemerkung antworten sollte.
    »Tut mir echt Leid, Claudie – äh – ich wollte dich nicht –«
    »Schon in Ordnung. Ich bin wirklich süchtig nach diesen Musicals. Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Sie helfen mir, wenn ich traurig bin, und ich schäme mich nicht, das zuzugeben.«
    Sie schauten einander leicht verlegen an, dann stand Daniel auf und streckte sich. Seine Hände berührten fast die Decke. Claudie sah zu, wie er an ihr Regal trat und noch einmal die Titel ihrer Videos und DVDs las. Unwillkürlich musste sie lächeln. Es war bereits klar, dass er nicht vorhatte, sich für die Nacht ein Hotelzimmer zu besorgen. Sein Rucksack stand neben dem Sofa, und er hatte keinen Grund, nur so zu tun, als wollte er sich noch einen Film ansehen.
    »Wie wär’s denn mit Eine Braut für sieben Brüder?« ,fragte er mit schief gelegtem Kopf.
    Claudie betrachtete sein schönes, scharf geschnittenes Profil. Genau wie Luke.
    »Perfekt«, sagte sie.

13
    »Was zum Teufel hat Daniel in Whitby verloren?«, fauchte Kristen durchs Telefon.
    »Schsch! Am Ende hört er dich noch.«
    »Soll er mich doch hören,

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