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Unter deinem Stern

Unter deinem Stern

Titel: Unter deinem Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Connelly
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hatte.
    »Ich fühle mich so elend ohne Jimmy«, gestand sie. »Und ich fühle mich noch viel elender, wenn ich mir vorstelle, dass mein Kummer nichts ist im Vergleich zu deinem.«
    Claudie setzte sich neben Kristen.
    »Wie kannst du nur weiterleben?«, fragte Kristen.
    Claudie lächelte kaum merklich. »Man sollte nie den Überlebenswillen eines Menschen unterschätzen. Er ist stärker, als man denkt.«
    Sie schauten einander mit dem tiefen, aus jahrelanger Freundschaft gewachsenen Verständnis an.
    »Das Leben kann auch grausam sein«, sinnierte Kristen.
    Claudie nickte. »Manchmal fühlt man sich, als wäre man gar nicht richtig am Leben. Die ersten Monate nach Lukes Tod waren so düster, so trostlos, dass es mir vorkam, als wäre ich ebenfalls gestorben, aber irgendwann, ganz allmählich ist es mir besser gegangen – nicht viel – doch es war nicht mehr so stockdunkel. Es war eher eine seltsame Art Zwielicht.« Claudies Augen trübten sich, so als würde sie das alles noch einmal erleben. »Irgendwann fängt man an wahrzunehmen, dass das Leben um einen herum weitergeht – das hat es natürlich immer getan, nur ist man noch nicht bereit, sich als Teil davon zu fühlen«, sagte sie und musste daran denken, was Gene Kelly zu ihr gesagt hatte, als sie auf dem Friedhof zusammen auf der Bank gesessen hatten.
    »Es hilft natürlich nicht besonders, wenn man auch noch verständnislose Freundinnen hat, die einen dauernd drangsalieren und einen nötigen, Dinge zu tun, die man gar nicht tun will. Wenn ich mir vorstelle, wie oft ich dich beschimpft habe –«
    »Du warst wunderbar, Kris. Die beste Freundin, die ein Mensch sich wünschen kann.«
    Kristen schluckte. »Das Leben ist wirklich grausam, nicht wahr?«
    »Manchmal«, stimmte Claudie zu, »aber jetzt können wir uns doch auf Paris freuen, oder?«
    Kristen nickte. Dann saßen sie eine Weile schweigend da und schauten so verloren drein, als könnte sie nichts auf der Welt trösten.
    Ein seltsames Geräusch riss sie aus ihren Gedanken, und als sie aufblickten, entdeckten sie einen dicken Klecks Vogelkot auf dem Küchenfenster.
    »Wie zum Teufel schaffen die das?«, fragte Claudie entgeistert, stand auf und trat ans Fenster, um den Schlamassel zu begutachten.
    »Es heißt doch, Scheiße bringt Glück, oder?«, meinte Kristen.
    »Nicht für denjenigen, der die Schweinerei wegmachen muss.«
    Sie schauten sich an und mussten plötzlich fürchterlich loslachen.
     
    Als Simon am Sonntagmorgen seinen Computer hochfuhr, musste er an den vergangenen Abend denken. Er hatte nicht mehr einschlafen können, nachdem er vor Felicity ins Gästezimmer geflüchtet war – selbst bei verriegelter Tür. Schließlich hatte er die Nachttischlampe angeschaltet und Felicitys Sachen in Augenschein genommen.
    Ihr riesiger Koffer lag offen auf dem Boden, und sie hatte bereits die meisten ihrer Kleider in dem kleinen Schrank im Gästezimmer verstaut. Er fragte sich, wo der Rest ihrer umfangreichen Garderobe war und ob sie womöglich eine Spedition beauftragt hatte, ihre restlichen Habseligkeiten zu transportieren. Er konnte nur hoffen, dass dies nicht der Fall war.
    Er betrachtete den Kofferinhalt. Normalerweise schnüffelte er nicht in anderer Leute Taschen herum, aber sein Blick war an ein paar merkwürdigen Dingen hängen geblieben, die ihn neugierig machten: drei Paar extrem hochhackige Riemchenpumps, perfekt für Spaziergänge auf dem Kopfsteinpflaster in Whitby geeignet, ein Föhn von der Größe eines Kleinwagens und drei voluminöse Fotoalben. Kein Wunder, dass er sich fast den Arm ausgekugelt hatte, als er den Koffer die Treppe hinauf gewuchtet hatte.
    Er schlug die Fotoalben auf. Anfangs hatte er nur in Erfahrung bringen wollen, was Felicity so getrieben hatte, seit sie ihm davongelaufen war. Aber er fand kein einziges Bild von irgendwelchen Männern, die als Kandidaten für die Vaterschaft von Felicitys Baby in Frage kamen. Es gab nur Fotos von ihm.
    Ihr ganzes gemeinsames Leben war in diesen drei Alben enthalten. Der Tag, an dem sie in das Haus gezogen waren. Wie glücklich sie da noch gewesen waren und wie sie sich über alles totgelacht hatten – über die Feuchtigkeit in der Küchenwand und über den alten Boiler, der jedes Mal, wenn man mehr als eine Tasse heißes Wasser von ihm haben wollte, einen Höllenlärm veranstaltete.
    Er blätterte ein paar Seiten weiter. Ach ja, der enttäuschende Pauschalurlaub in Spanien. Fotos von Felicity in ihrem jadegrünen Badeanzug am

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