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Unter deinem Stern

Unter deinem Stern

Titel: Unter deinem Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Connelly
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Christbaumkugeln.
    »Claudie«, sagte Jalisa, »du konntest doch nicht erwarten, dass das alles ganz einfach sein würde, und du solltest dir keine Vorwürfe machen, weil du auf Dr. Lyntons Rat gehört hast. Es war ein guter Rat.«
    »Findest du?«, fragte Claudie skeptisch. »Warum ist es dann in eine Katastrophe ausgeartet?«
    »Ist es das denn?«
    »Simon hat mich eingeladen, mit ihm essen zu gehen, und ich habe eingewilligt«, sagte Claudie, als hätte sie eigenhändig den Dritten Weltkrieg ausgelöst.
    »Na, wunderbar! Was ist daran katastrophal?«, wollte Jalisa wissen.
    »Er musste absagen, weil seine Exfreundin plötzlich bei ihm aufgekreuzt ist.«
    »Das ist weniger schön«, räumte Jalisa ein.
    »Ich habe ihm vertraut. Und ich wollte mit ihm ausgehen.«
    Jalisa schaute sie an und nickte langsam. »Claudie, es hat einfach diesmal nicht geklappt. Dafür gibt es bestimmt eine Erklärung. Simon ist ein anständiger Kerl. Das hat er doch nicht gemacht, um dir wehzutun. Wahrscheinlich ist er genauso unglücklich darüber wie du. Gib ihm einfach ein bisschen Zeit.«
    »Zeit.« Claudie sprach das Wort ganz leise aus. »Es geht wohl immer um Zeit.«
    »Ganz genau, und deswegen musst du etwas Geduld haben. Gib nicht so schnell auf.«
    Gib nicht auf. Am liebsten hätte Claudie den Satz auf ein riesiges Blatt Papier geschrieben, damit sie es zerreißen konnte. Diese drei Wörter: so einfach auszusprechen und so schwer umzusetzen.
    »Was ist los?«, fragte Jalisa, die Claudies abwesenden Blick bemerkt hatte.
    Claudie zuckte die Achseln. »Manchmal fühle ich mich so benommen, als wäre ich gar nicht richtig am Leben.«
    »Das ist doch ganz natürlich«, sagte Jalisa. »Ich weiß, das ist nicht das, was du hören möchtest, aber es wird mit der Zeit leichter werden, glaub mir. Jeder, der einen geliebten Menschen verliert, macht das durch.«
    »Ich kann mir kaum vorstellen, dass andere sich so ähnlich fühlen, wie ich mich jetzt fühle. Der Schmerz scheint ausschließlich mir zu gehören«, sagte Claudie. »Ergibt das einen Sinn?«
    Jalisa nickte.
    Ein leises Klopfen an der Zimmertür unterbrach das Gespräch.
    »Hör zu«, sagte Jalisa. »Ich verschwinde jetzt lieber. Wirst du zurechtkommen?«
    Claudie nickte. Sie hätte es vorgezogen, wenn Jalisa dageblieben wäre, doch mit Kristen im Haus war das natürlich nicht möglich. »Danke, dass du gekommen bist, Jalisa.«
    »Gern geschehen.«
    »Sehen wir uns am Montag?«
    »Darauf kannst du dich verlassen.« Dann war sie auch schon verschwunden.
    »Claudie?«, krächzte Kristen aus dem Flur.
    Claudie stand auf und öffnete die Tür.
    »Alles in Ordnung?«
    »Ja«, sagte Claudie. »Aber du siehst furchtbar aus!«
    Plötzlich begann Kristen zu schluchzen. »Ich bin ja so unglücklich.«
    »Warum denn?«
    »Als würde es nicht reichen, dass ich mein eigenes Leben vermassle, nein, ich muss auch noch dein und Simons Leben ruinieren!«
    »Du hast doch nicht unser Leben ruiniert! Wovon redest du überhaupt?«
    Kristens Kinn bebte, als sie versuchte, das Weinen zu unterdrücken. »Es tut mir ja so Leid, Claudie.«
    »Dir braucht nichts Leid zu tun.« Claudie nahm ihre Freundin in die Arme, denn sie hatte es ebenso nötig wie Kristen.
    Kristen schniefte in Claudies Ohr. »Ich glaube, ich gehe lieber früh ins Bett, bevor ich noch mehr Ärger anrichte. Wenn es dir nichts ausmacht«, fügte sie hinzu, als wäre ihr plötzlich wieder eingefallen, dass es nicht ihr eigenes Bett war.
    »Nein, es macht mir überhaupt nichts aus. Aber«, sagte Claudie, »es gibt eine Bedingung.«
    Kristen schaute sie ängstlich an, als erwartete sie eine Strafpredigt. »Welche?«
    »Du ziehst mir nicht wieder die Decke weg wie letzte Nacht!«

32
    Nachdem Felicity einen oscarreifen Nervenzusammenbruch in seinem Wohnzimmer hingelegt hatte, sah Simon sich nicht mehr in der Lage, sie einfach auf die Straße zu setzen. Noch während er ihr erklärte, sie könne über Nacht bleiben, wusste er, dass er seine Worte bereuen würde. Andererseits gewann er auf diese Weise Zeit, um darüber nachzudenken, was er tun sollte.
    Allerdings machte er ihr klar, dass sie, so lange – oder besser so kurz – sie in seinem Haus blieb, im Gästezimmer nächtigen musste.
    Simons Schlafzimmer war zur Straße hin gelegen, und da direkt vor dem Fenster eine Straßenlaterne stand und seine Vorhänge nicht besonders dicht waren, wurde es nie richtig dunkel im Zimmer. Doch das war nicht der Grund, warum er nicht einschlafen konnte.

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