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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
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Au­gen­blick lang konn­te ich nicht er­ken­nen, wer der Mann war – und dann sah ich, daß es sich um Ja­me­thon han­del­te.
    Er wä­re in ei­nem ge­wis­sen Ab­stand an mir vor­bei­ge­gan­gen, doch ich stieg aus mei­nem Wa­gen aus und schritt auf ihn zu. Er blieb ste­hen, als ich vor ihn trat.
    „Mr. Olyn“, sag­te er ru­hig. In der Dun­kel­heit konn­te ich sei­nen Ge­sichts­aus­druck nicht aus­ma­chen.
    „Ich ha­be ei­ne Fra­ge, die ich Ih­nen stel­len möch­te“, sag­te ich und lä­chel­te in der Fins­ter­nis.
    „Es ist ziem­lich spät für Fra­gen.“
    „Die­se wird nicht viel Zeit in An­spruch neh­men.“ Ich be­müh­te mich, den Aus­druck sei­nes Ge­sichts zu er­ken­nen, aber ich sah nur Schat­ten. „Ich ha­be das La­ger der Exo­ten be­sucht. Ihr Kom­man­deur ist ein Dor­sai. Ich neh­me an, Sie wis­sen das?“
    „Ja.“ Ich konn­te kaum die Be­we­gung sei­ner Lip­pen se­hen.
    „Wir ha­ben uns un­ter­hal­ten. Da­bei er­gab sich ei­ne Fra­ge, und ich dach­te, die soll­te ich Ih­nen stel­len, Kom­man­deur. Wür­den Sie Ih­ren Män­nern je­mals be­feh­len, Ge­fan­ge­ne um­zu­brin­gen?“
    Für einen Au­gen­blick herrsch­te ein selt­sa­mes Schwei­gen zwi­schen uns. Dann ant­wor­te­te er.
    „Das Tö­ten oder Miß­han­deln von Kriegs­ge­fan­ge­nen“, gab er un­be­wegt zu­rück, „wird von Ar­ti­kel zwei des Söld­ner­ko­de­xes ver­bo­ten.“
    „Aber Sie sind kei­ne Söld­ner hier, oder? Sie sind ei­ne ge­schlos­se­ne Quä­ker-Streit­macht, die für Ih­re ei­ge­ne Wah­re Kir­che und die Äl­tes­ten kämpft.“
    „Mr. Olyn“, sag­te er, wäh­rend ich mich wei­ter­hin ver­geb­lich be­müh­te, den Aus­druck sei­nes von Schat­ten ein­gehüll­ten Ge­sichts aus­zu­ma­chen – und die Wor­te schie­nen in die Län­ge ge­zo­gen zu sein, ob­wohl der Ton­fall der Stim­me, die sie sprach, so ru­hig und ge­las­sen war wie im­mer, „mein Herr hat mich zu Sei­nem Die­ner und zu ei­nem Füh­rer Sei­ner Sol­da­ten ge­macht. Bei kei­ner die­ser bei­den Auf­ga­ben wer­de ich ver­sa­gen.“
    Und da­mit wand­te er sich um – sein Ge­sicht lag noch im­mer im Schat­ten und war mir so­mit ver­bor­gen – und ging.
    Ich kehr­te al­lein in mei­ne Un­ter­kunft zu­rück und mach­te mir ge­dank­lich No­ti­zen dar­über, was ich am nächs­ten Tag er­le­di­gen muß­te. Die Be­geg­nung mit Pad­ma hat­te mich ziem­lich durch­ein­an­der­ge­bracht. Selt­sam: Ir­gend­wie hat­te ich es bei­nah fer­tig­ge­bracht zu ver­ges­sen, daß sei­ne Be­rech­nun­gen der Hand­lun­gen von Men­schen auch auf mich per­sön­lich An­wen­dung fin­den konn­ten. Es er­schüt­ter­te mich nun, dar­an er­in­nert zu wer­den. Ich muß­te mehr dar­über her­aus­fin­den, wie­viel sei­ne Wis­sen­schaft der On­to­ge­ne­tik wuß­te und vor­aus­se­hen konn­te. Falls nö­tig, von Pad­ma selbst. Aber zu­nächst wür­de ich mit der Nach­for­schung bei ge­wöhn­li­chen Be­zugs­quel­len be­gin­nen.
    Nie­mand, dach­te ich, wür­de oh­ne wei­te­res auf den phan­tas­ti­schen Ge­dan­ken kom­men, daß ein ein­zel­ner Mann wie ich ei­ne Kul­tur zer­stö­ren konn­te, die die Be­völ­ke­run­gen zwei­er Pla­ne­ten um­faß­te. Nie­mand – au­ßer Pad­ma viel­leicht. Was ich wuß­te, hat­te er mög­li­cher­wei­se mit sei­nen Kal­ku­la­tio­nen ent­deckt. Und das war fol­gen­des: Die bei­den Quä­ker­wel­ten Har­mo­nie und Ein­tracht stan­den vor ei­ner Ent­schei­dung, die Le­ben oder Tod für ih­re gan­ze Le­bens­wei­se be­deu­ten moch­te. Selbst ei­ne ganz un­be­deu­ten­de Sa­che konn­te den ent­schei­den­den Aus­schlag zu die­ser oder je­ner Sei­te ge­ben. Ich dach­te an mei­nen Plan und lieb­kos­te ihn in mei­nen Ge­dan­ken.
    Denn jetzt weh­te ein neu­er Wind zwi­schen den Ster­nen.
    Vor vier­hun­dert Jah­ren wa­ren wir al­le Men­schen der Er­de ge­we­sen … von Al­t­er­de, dem Mut­ter­pla­ne­ten, der mei­ne Hei­mat war – ei­ne ein­zi­ge Mensch­heit.
    Dann, mit der Ab­wan­de­rung zu neu­en Wel­ten, hat­te sich die mensch­li­che Ras­se „zer­split­tert“, um einen Aus­druck der Exo­ten zu ver­wen­den. Je­des ein­zel­ne so­zia­le Frag­ment, je­der psy­cho­lo­gi­sche

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