Unter dem Banner von Dorsai
der Plastik-Bauwerke hindurch führte er mich zum rückwärtigen Bereich des Lagers, zu einem kleinen Gebäude, das zwischen einigen Bäumen halb verborgen war. Als wir durch den Vordereingang traten, bemerkte ich, daß es Kensies persönliche Unterkunft war. Durch ein kleines Wohnzimmer schritten wir in einen Raum, bei dem es sich um eine Kombination aus Schlafzimmer und Bad handelte. Kensie war gerade aus der Duschkabine herausgekommen und zog sich nun einen Kampfanzug an. Er sah mich neugierig an und wandte seinen Blick dann zu Janol.
„In Ordnung, Kommandeur“, sagte er. „Sie können jetzt wieder zu Ihren Pflichten zurückkehren.“
„Jawohl, Sir“, antwortete Janol, ohne mich dabei anzusehen.
Er salutierte und ging hinaus.
„Also gut, Tam“, meinte Kensie und zog sich die Uniformhose an. „Um was geht’s?“
„Ich weiß, daß Sie bereit sind, ins Feld zu ziehen“, sagte ich.
Er sah mich ein wenig amüsiert an, während er seinen Hosenbund schloß. Er hatte sein Hemd noch nicht angezogen, und in dem relativ kleinen Zimmer ragte er wie ein Riese auf, wie eine Art überwältigende Naturgewalt. Sein Körper war so gebräunt wie dunkles Holz, und die Muskeln bildeten deutlich sichtbare Stränge auf seiner Brust und den Schultern. Sein Bauch war flach, und die Sehnen und Bänder seiner Arme traten deutlich hervor und verschwanden wieder, wenn er sie bewegte. Erneut spürte ich dieses besondere und außergewöhnliche Element des Dorsai in ihm. Es war nicht nur seine physische Größe und Stärke. Es war nicht einmal die Tatsache, daß er ein Mann war, der von Geburt an für den Krieg ausgebildet und für den Kampf selbst geboren war. Nein, es war etwas Vitales und doch Ungreifbares – die gleiche Besonderheit der Andersartigkeit, auf die man auch bei den geborenen Exoten wie Padma dem Außenbürgen stoßen konnte. Oder bei einigen Forschern von Newton oder Cassida. Etwas, das weit über und jenseits des gewöhnlichen Menschen lag; etwas, das diesen Mann wie einen Fels erscheinen und ihn – wenn es um seine Berufssparte ging – eine so vollständige und alles andere verdrängende Überlegenheit ausstrahlen ließ, daß er jenseits jeder Schwäche war, unangreifbar, unbesiegbar.
Vor meinen inneren Augen sah ich den schlanken und dunklen Schatten Jamethons, der einem solchen Mann wie diesem gegenüberstand. Und die Möglichkeit eines Sieges von Jamethon war undenkbar, vollkommen ausgeschlossen.
Aber Gefahren und Risiken gab es immer.
„Also gut, ich werde Ihnen erzählen, auf was ich gestoßen bin“, sagte ich zu Kensie. „Ich habe gerade herausgefunden, daß Black in Kontakt steht mit der Blauen Front, einer hiesigen politischen und terroristischen Gruppierung, die ihre Zentrale in Blauvain hat. Drei von ihnen besuchten ihn letzte Nacht. Ich habe sie gesehen.“
Kensie griff nach seinem Hemd und schob einen langen Arm in den einen Ärmel.
„Ich weiß“, sagte er.
Ich starrte ihn an.
„Begreifen Sie nicht?“ sagte ich. „Es sind Mörder. Das ist das Kapital, auf dessen Zinsen sie hoffen. Und der einzige Mann, den beide aus dem Weg räumen wollen – sowohl Jamethon als auch die Blaue Front –, sind Sie.“
Er schob den anderen Arm in den zweiten Ärmel.
„Ich weiß darüber Bescheid“, sagte er. „Sie wollen die gegenwärtige Regierung hier auf Santa Maria stürzen und sich selbst an die Macht bringen – und das ist unmöglich, solange uns die Exoten dafür bezahlen, hier den Frieden zu erhalten.“
„Bisher hatten sie nicht Jamethons Unterstützung.“
„Haben sie sie jetzt?“ fragte er und knöpfte das Hemd mit Daumen und Zeigefinger zu.
„Die Quäker sind verzweifelt“, sagte ich. „Jamethon weiß, daß er kaum
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