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Unter dem Banner von Dorsai

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Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
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Flie­der­bü­sche, de­ren Blü­ten ei­ni­ge Ta­ge alt wa­ren. Die Wie­se selbst war grün und bot einen an­ge­neh­men An­blick mit dem jun­gen und fri­schen Gras des ge­ra­de be­gin­nen­den Früh­jahrs und dem Weiß und Pur­pur des Flie­ders. Die Va­ri­formei­chen hin­ter den Flie­der­bü­schen bil­de­ten ver­schwom­me­ne Kon­tu­ren, in der klei­ne, neue Blät­ter wuch­sen.
    In der Mit­te die­ser gan­zen Sze­ne­rie, im Mit­tel­punkt der Wie­se, schrit­ten schwarz­ge­klei­de­te Ge­stal­ten mit Be­rech­nungs­ge­rä­ten um­her und ver­ma­ßen und un­ter­such­ten die Mög­lich­kei­ten des Tö­tens und Ster­bens von al­len Sei­ten. Ge­nau in der Mit­te der Wie­se hat­ten sie aus ir­gend­ei­nem Grun­de Mar­kie­rungs­pfäh­le auf­ge­stellt: ein ein­zel­ner Pfos­ten, dann ei­ner da­vor mit zwei wei­te­ren zu bei­den Sei­ten und dann noch ei­ner vor die­sen drei­en. Wei­ter vorn be­fand sich ein an­de­rer ein­zel­ner Pfos­ten. Er lag auf dem Bo­den, als sei er um­ge­stürzt oder bei­sei­te ge­wor­fen wor­den.
    Ich wand­te mich ab und sah wie­der auf in das ha­ge­re und jun­ge Ge­sicht des Sol­da­ten.
    „Be­rei­ten Sie sich dar­auf vor, die Exo­ten zu schla­gen?“ frag­te ich.
    Er faß­te mei­ne Wor­te als di­rek­te und ehr­lich ge­mein­te Fra­ge auf, als hät­te mei­ne Stim­me ganz und gar nicht iro­nisch ge­klun­gen.
    „Ja, Sir“, sag­te er ernst­haft. Ich mus­ter­te ihn und blick­te dann in die straf­fen Mie­nen und kla­ren Au­gen sei­ner Ka­me­ra­den.
    „Schon ein­mal dar­an ge­dacht, daß Sie auch ver­lie­ren könn­ten?“
    „Nein, Mr. Olyn.“ Er schüt­tel­te fei­er­lich den Kopf. „Nie­mand ver­liert, der im Na­men des Herrn in die Schlacht zieht.“ Er be­merk­te, daß ich da­von erst noch über­zeugt wer­den muß­te und fuhr ernst und wür­de­voll fort: „Er hat Sei­ne Hand auf Sei­ne Hei­li­gen Sol­da­ten ge­legt. Und da­her bleibt ih­nen nur der Sieg – oder manch­mal der Tod. Und was ist schon der Tod?“
    Er sah sei­ne Ka­me­ra­den an, und sie al­le nick­ten.
    „Was ist schon der Tod?“ wie­der­hol­ten sie.
    Ich be­trach­te­te sie. Dort stan­den sie und frag­ten mich und sich selbst, was der Tod sei … als sprä­chen sie von ei­nem zwar har­ten, aber not­wen­di­gen Job.
    Ich hat­te ei­ne Ant­wort für sie pa­rat, aber ich sprach sie nicht aus. Der Tod, das war ein Grup­pen­füh­rer – ein Quä­ker wie sie selbst –, der Sol­da­ten wie ih­nen den Be­fehl er­teil­te, Ge­fan­ge­ne zu er­mor­den. Das war der Tod.
    „Ru­fen Sie einen Of­fi­zier“, sag­te ich. „Mein Pas­sier­schein er­laubt mir die Wei­ter­fahrt.“
    „Ich be­dau­re, Sir“, ant­wor­te­te der­je­ni­ge, der zu mir ge­spro­chen hat­te, „aber wir kön­nen un­se­ren Pos­ten nicht ver­las­sen, um einen Of­fi­zier zu ho­len. Doch es kommt bald oh­ne­hin ei­ner hier­her.“
    Ich hat­te so ei­ne Ah­nung, was „bald“ be­deu­te­te, und ich lag rich­tig da­mit. Es wur­de Mit­tag, be­vor ein Trup­pen­füh­rer kam, die Sol­da­ten Es­sen fas­sen ließ und mir die Wei­ter­fahrt ge­stat­te­te.
    Als ich Ken­sie Grae­mes Haupt­quar­tier er­reich­te, stand die Son­ne schon tief und über­zog den Bo­den mit den lan­gen Schat­ten von Bäu­men. Und doch war es, als er­wa­che das La­ger ge­ra­de erst.
    Man muß­te kein Mi­li­tär­fach­mann sein, um zu er­ken­nen, daß die Exo­ten nun end­lich ge­gen Ja­me­thon ins Feld zo­gen.
    Ich traf Ja­nol Ma­rat, den Kom­man­deur von Neu­er­de.
    „Ich muß Trup­pen-Kom­man­deur Grae­me spre­chen“, sag­te ich.
    Wir kann­ten uns in­zwi­schen recht gut, doch er schüt­tel­te nur den Kopf.
    „Das ist jetzt nicht mög­lich, Tam. Es tut mir leid.“
    „Ja­nol“, sag­te ich, „dies­mal geht es nicht um ein In­ter­view. Es ist ei­ne Sa­che von Le­ben und Tod. Im Ernst. Ich muß Ken­sie spre­chen.“
    Er starr­te mich an. Ich starr­te zu­rück.
    „War­ten Sie hier“, sag­te er. Wir stan­den be­reits im Bü­ro des Haupt­quar­tiers. Doch er ging wie­der hin­aus und ließ mich für et­wa fünf Mi­nu­ten al­lein. Ich stand da und lausch­te dem Ti­cken der Wand­uhr. Dann kam er zu­rück.
    „Hier ent­lang“, sag­te er.
    Zwi­schen den ge­wölb­ten Bla­sen

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