Unter dem Banner von Dorsai
und kurzgeschnittenem weißen Haar.
„Treten Sie näher, Mr. Olyn“, sagte er und erhob sich. „Und kommen Sie mit mir.“
Er wandte sich um und wanderte durch einen Bogengang aus purpurnen Klematisblüten. Ich folgte ihm und gelangte auf einen kleinen Hof, auf dem nur die elliptisch geformte Limousine eines Luftwagens stand. Padma kletterte bereits in einen der Sitze vor den Kontrollen. Er hielt mir die Luke auf.
„Wohin fliegen wir?“ fragte ich, als ich einstieg.
Er betätigte die Kontrollen des Autopiloten, und das Fahrzeug hob sich vom Boden. Er überließ es ganz der Automatik und drehte seinen Sitz, so daß er mich direkt anblicken konnte.
„Zum Befehlsstand von Kommandeur Graeme“, antwortete er.
Wir stiegen höher und flogen dann in horizontaler Richtung weiter. Seine Augen waren so hellbraun, wie ich sie in Erinnerung hatte. Doch jetzt, in dieser Höhe, schienen sie das durch die transparente Kanzel hereinsickernde Sonnenlicht zu konzentrieren und darin zu erglühen. Ich konnte weder diesen Blick noch seinen Gesichtsausdruck deuten.
„Ich verstehe“, sagte ich. „Ich weiß natürlich, daß ein Anruf von Graemes HQ Sie schneller erreicht, als ich es vom gleichen Ausgangspunkt mit einem Bodenwagen vermag. Aber ich hoffe, Sie haben nicht vor, mich ihm auszuliefern, oder etwas in der Art. Ich verfüge über Beglaubigungen der Unparteilichkeit, die mir als Berichterstatter Immunität verleihen. Ebenso wie Ermächtigungen von sowohl den Planeten der Quäker als auch den Exotischen Welten. Und ich beabsichtige nicht, mich verantwortlich machen zu lassen für irgendeine Schlußfolgerung, die Graeme nach unserem Gespräch heute früh gezogen hat – allein gezogen hat.“
Padma saß mir vor den Kontrollen des Luftwagens still gegenüber und sah mich an. Er hatte seine Hände im Schoß gefaltet. Sie wirkten blaß vor der blauen Robe, doch unter der Haut der Handrücken zeichneten sich deutlich die kräftigen Sehnen ab.
„Sie begleiten mich nur aufgrund meiner eigenen Entscheidung, nicht der von Kensie.“
„Ich möchte wissen, warum“, sagte ich angespannt.
„Weil Sie sehr gefährlich sind“, gab er langsam zurück. Und er saß regungslos da und sah mich mit einem festen Blick an.
Ich wartete darauf, daß er fortfuhr, doch er schwieg. „Gefährlich?“ fragte ich. „Gefährlich für wen?“
„Für die Zukunft von uns allen.“
Ich starrte ihn an, dann lachte ich. Ich war zornig.
„So ein ausgemachter Blödsinn!“ sagte ich.
Er schüttelte langsam den Kopf, ohne auch nur einmal den Blick von mir abzuwenden. Diese Augen verwirrten mich. So unschuldig und offen wie die eines Kindes … und doch konnte ich nicht in sie hineinsehen und den Mann selbst erkennen.
„Also gut“, sagte ich. „Sagen Sie mir, warum ich gefährlich bin.“
„Weil Sie einen wesentlichen Bestandteil der menschlichen Rasse zerstören wollen. Und Sie wissen, wie.“
Für kurze Zeit herrschte Stille.
„Nun, das ist eine seltsame Ansicht“, sagte ich langsam und ruhig. „Ich frage mich, wie Sie dazu gekommen sind.“
„Durch unsere ontogenetischen Kalkulationen“, antwortete Padma ebenso ruhig, wie ich gesprochen hatte. „Und es ist nicht nur eine Ansicht, Tam. Wie Sie selbst am besten wissen.“
„Ach ja“, sagte ich. „Ontogenetik. Die hätte ich beinahe vergessen.“
„Sie haben sie vergessen, nicht wahr, Tam?“
„Tatsächlich?“ sagte ich. „Nun, ich glaube, da haben Sie recht. Ich kann mich nicht so recht erinnern, selbst wenn ich das versuche. Sie hat irgend etwas mit Evolution zu tun, das weiß ich noch.“
„Ontogenetik“, sagte Padma, „ist die Untersuchung der Auswirkungen der Evolution auf die sich gegenseitig
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