Unter dem Banner von Dorsai
beeinflussenden Kräfte der menschlichen Gesellschaft.“
„Bin ich eine beeinflussende Kraft?“
„Im Augenblick und während der letzten paar Jahre – ja“, antwortete Padma. „Und vielleicht für die nächsten paar Jahre. Aber wahrscheinlich nicht.“
„Das klingt fast wie eine Drohung.“
„Und das ist sie in gewisser Weise.“ Padmas Augen reflektierten das Sonnenlicht, als ich in sie hineinblickte. „Sie können nicht nur andere, sondern auch sich selbst zerstören.“
„Das würde mir gar nicht gefallen.“
„Dann“, meinte Padma, „täten Sie besser daran, mir zuzuhören.“
Er nahm einige Neujustierungen an den Kontrollen vor, dann drehte er seinen Sitz wieder herum, um mich erneut anzublicken.
„Die menschliche Rasse“, sagte Padma, „erlebte in dem Augenblick unserer Geschichte eine evolutionäre Explosion, als die interstellare Kolonisierung praktisch durchführbar wurde.“ Er musterte mich auch weiterhin. Ich blieb auf der Hut. „Das erfolgte aus Gründen, die mit einem Rasseninstinkt zusammenhängen, den wir noch nicht ganz erfaßt haben, der jedoch im wesentlichen mit dem Begriff Selbsterhaltungstrieb umschrieben werden kann.“
„Ich mache mir besser einige Notizen“, sagte ich.
„Wie Sie wollen“, erwiderte Padma gelassen. „Diese Explosion führte zur Entstehung von Kulturen, von denen jede einzelne einen bestimmten Aspekt der menschlichen Wesensart darstellt. Der aggressive und kampfbereite Aspekt wurde zu den Dorsai. Der Aspekt, der den einzelnen Menschen völlig diesem oder jenem Glauben überantwortet, wird von den Quäkern verkörpert. Die philosophische Seite brachte die Kultur der Exoten hervor, der ich angehöre. Wir bezeichnen diese verschiedenen Aspekte als Splitterkulturen.“
„Oh ja“, sagte ich. „Ich weiß über Splitterkulturen Bescheid.“
„Sie wissen darüber Bescheid, Tam, aber Sie kennen sie nicht.“
„Nicht?“
„Nein“, sagte Padma, „denn Sie stammen, wie alle unsere Vorfahren, von der Erde. Sie repräsentieren den alten Menschen, der alle Aspekte in sich vereinigt. Die Angehörigen der Splitterkulturen sind Ihnen in der evolutionären Entwicklung voraus.“
Ich spürte einen leichten Druck in der Magengrube, als sich in mir ein Knoten aus frostigem Ärger bildete. Seine Stimme ließ das Echo von Mathias’ Worten in mir erklingen.
„Ach? Ich fürchte, das verstehe ich nicht.“
„Weil Sie nicht verstehen wollen“, gab Padma zurück. „Wenn Sie es verstünden, dann müßten Sie zugeben, daß sie anders sind als Sie und daher auch mit anderen Maßstäben beurteilt werden müssen.“
„Anders? Wie?“
„Anders in folgender Hinsicht: Alle Angehörigen von Splitterkulturen begreifen instinktiv – aber ein Mensch, der die ganze Skala in sich vereinigt, muß dazu erst extrapolieren.“ Padma veränderte seine Sitzposition geringfügig. „Vielleicht hilft es Ihnen, Tam, wenn Sie sich den Angehörigen einer Splitterkultur als einen Menschen wie Sie selbst vorstellen, nur mit einer Monomanie, die ihm einen ganz bestimmten Charakter aufzwingt, eine einzelne Wesensart. Doch mit diesem einen Unterschied: Anstatt alle geistigen und physischen Bestandteile seines Selbst, die außerhalb der Grenze seiner Monomanie liegen, absterben und verkümmern zu lassen, wie es bei Ihnen der Fall wäre …“
„Warum ausgerechnet bei mir?“ unterbrach ich ihn.
„Meinetwegen bei jedem Menschen mit der ganzen Bandbreite aller Aspekte“, sagte Padma ruhig. „Diese Bestandteile sterben nicht ab, sondern werden so verändert, daß sie mit der Monomanie harmonieren und sie festigen. Somit haben wir
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