Unter dem Banner von Dorsai
Echtheit bestand kein Zweifel.
Es war eine Notiz vom Ältesten Strahlenden, dem ranghöchsten Ältesten der vereinten Regierung von Harmonie und Eintracht, gerichtet an den Kriegsherrn der Quäker im Haupt-Verteidigungszentrum auf Harmonie. Die Datierung lag zwei Monate zurück. Der Text stand auf einem Einzelmolekül-Blatt, und das bedeutete, daß kein Wort davon verändert oder verfälscht werden konnte, war es einmal niedergeschrieben.
Sie werden in Gottes Nahmen über folgendes in Kenntnis gesetzt:
Da es der Wille des Herrn zu sein scheint, daß unseren Brüdern auf Santa Maria kein Kriegsglück beschieden sei, wird hiermit angeordnet, daß ihnen hinfort kein Nachschub mehr entsandt wird, weder in Hinblick auf Personen noch auf Material. Denn wenn es der Wille unseres Herrn ist, daß wir siegen, so werden wir ganz gewiß ohne weiteren Aufwand gewinnen. Und wenn es Sein Wille ist, uns nicht siegen zu lassen, so käme es gewiß einer Gottlosigkeit gleich, die Substanz von Gottes Kirchen wegzuwerfen in einem Versuch, sich diesem Willen zu widersetzen.
Es sei weiter befohlen, man möge unseren Brüdern auf Santa Maria das Wissen ersparen, daß keine weitere Unterstützung eintrifft, auf daß sie auch im Kampfe wie immer ihrem Glauben und Gottes Kirchen treu und unverzagt bleiben. Beachten Sie diese Anweisung, im Namen des Herrn:
Auf Befehl dessen, der bekannt ist als der Strahlende
Ältester Unter Den Auserwählten
Ich sah von der Notiz auf. Graeme und Padma beobachteten mich beide.
„Wie haben Sie das in die Hand bekommen?“ fragte ich. „Nein, das werden Sie mir natürlich nicht sagen.“ Meine Handflächen schwitzten plötzlich, und dadurch wurde das glatte Material des Blattes schlüpfrig zwischen meinen Fingern. Ich hielt es ganz fest und sprach rasch weiter, damit ihre Blicke weiterhin auf mich gerichtet waren. „Aber was ist damit? Wir wissen doch bereits darüber Bescheid; jeder weiß, daß der Strahlende seine Truppen hier aufgegeben hat. Dies ist nur der Beweis dafür. Warum also zeigen Sie mir diese Notiz?“
„Ich dachte“, sagte Padma, „dieses Blatt könnte Ihnen einen kleinen Stoß geben. Einen, der vielleicht ausreicht, damit Sie die Sache aus einem anderen Blickwinkel sehen.“
„Ich habe nicht gesagt, das sei unmöglich“, gab ich zurück. „Wissen Sie, ein Berichterstatter legt sich nie auf irgend etwas fest. Selbstverständlich“, ich wog meine Worte sorgfältig ab, „wenn ich mich damit befassen könnte …“
„Ich hatte gehofft, daß Sie es mitnehmen“, sagte Padma.
„Gehofft?“
„Wenn Sie sich damit beschäftigen und wirklich begreifen, was der Strahlende hiermit meint, dann sehen Sie die Quäker vielleicht ganz anders. Dann ändern Sie vielleicht Ihre Meinung über sie.“
„Das glaube ich nicht“, antwortete ich. „Aber …“
„Ich bitte Sie um nichts weiter als das“, sagte Padma. „Nehmen Sie die Notiz mit.“
Einen Augenblick lang rührte ich mich nicht; Padma sah mich an, und hinter ihm ragte Kensie auf. Dann zuckte ich mit den Achseln und schob die Notiz in meine Tasche.
„Also gut“, sage ich. „Ich nehme sie mit in meine Unterkunft und denke darüber nach. Mein Bodenwagen muß hier irgendwo stehen, nicht wahr?“
Und ich sah Kensie an.
„Zehn Kilometer von hier“, sagte er. „Das ist weit, aber Sie kämen ohnehin nicht durch. Wir gehen für den Angriff in Stellung, und die Quäker bereiten sich darauf vor, uns abzufangen.“
„Nehmen Sie meinen Luftwagen“, bot Padma an. „Die Flagge der Botschaft wird Ihnen helfen.“
„In Ordnung“, sagte ich.
Wir verließen das Büro gemeinsam, um zum Luftwagen zu gehen. Im Außenbüro kam ich an Janol vorbei, und er gab meinen Blick ziemlich kühl
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