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Unter dem Banner von Dorsai

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Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
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durch­quer­te den Raum, trat auf ihn zu und zog da­bei die No­tiz aus der Ta­sche. Er wand­te sich mir halb zu, um mich an­zu­se­hen. Sei­ne Fin­ger knöpf­ten die Kampf­ja­cke zu, und sein Waf­fen­har­nisch klirr­te leicht, als er sich um­dreh­te.
    „Sie tre­ten ge­gen die Exo­ten an“, stell­te ich fest.
    Er nick­te. Ich hat­te ihm noch nie so na­he ge­gen­über­ge­stan­den. Vom an­de­ren En­de des Zim­mers aus hät­te ich an­ge­nom­men, daß sein Ge­sichts­aus­druck so stei­nern und un­durch­dring­lich wie üb­lich war. Doch jetzt, da nur ei­ne Ar­mes­län­ge zwi­schen uns lag, sah ich et­was an­de­res: die An­deu­tung ei­nes mü­den und er­schöpf­ten Lä­chelns, das in sei­nem dunklen und jun­gen Ge­sicht für einen Au­gen­blick die Win­kel sei­nes ge­ra­den Mun­des um­spiel­te.
    „Das ist mei­ne Pflicht, Mr. Olyn.“
    „Ei­ne selt­sa­me Pflicht“, gab ich zu­rück. „Wenn man be­denkt, daß Sie von Ih­ren Vor­ge­setz­ten auf Har­mo­nie längst ab­ge­schrie­ben wor­den sind.“
    „Ich ha­be es Ih­nen schon ein­mal ge­sagt“, er­wi­der­te er ru­hig. „Die Aus­er­wähl­ten des Herrn las­sen sich nicht ge­gen­sei­tig im Stich.“
    „Sind Sie sich des­sen si­cher?“ frag­te ich.
    Er­neut sah ich den geis­ter­haf­ten Hauch ei­nes schwa­chen und mü­den Lä­chelns.
    „Das ist ein Fach­ge­biet, Mr. Olyn, auf dem ich be­wan­der­ter bin als Sie.“
    Ich sah in sei­ne Au­gen. Sein Blick war er­schöpft, aber den­noch ru­hig und ge­las­sen.
    Ich wand­te mei­ne Auf­merk­sam­keit kurz dem Schreib­tisch zu, auf dem noch im­mer das Bild mit dem äl­te­ren Mann, der Frau und dem jun­gen Mäd­chen vor der Kir­che stand.
    „Ih­re Fa­mi­lie?“ frag­te ich.
    „Ja“, sag­te er.
    „Si­cher den­ken Sie in Au­gen­bli­cken wie die­sem an sie.“
    „Ich den­ke ziem­lich oft an sie.“
    „Aber trotz­dem zie­hen Sie hin­aus ins Feld und da­mit dem si­che­ren Tod ent­ge­gen.“
    „Ja“, sag­te er. „Trotz­dem.“
    „Selbst­ver­ständ­lich!“ sag­te ich. „Na­tür­lich tun Sie das!“ Ich war ihm ru­hig und selbst­be­herrscht ge­gen­über­ge­tre­ten. Jetzt aber war es, als stürz­ten die Mau­ern ein, die all das zu­rück­hiel­ten, was in mei­nem In­nern seit Da­ves Tod bro­del­te und schäum­te. Ich be­gann zu be­ben. „Denn ge­nau so schein­hei­lig und heuch­le­risch sind Sie auch – seid ihr Quä­ker al­le. Eu­re ei­ge­nen Lü­gen ha­ben euch in­ner­lich so ver­rot­ten und ver­fau­len las­sen, daß nichts von euch üb­rig­b­lie­be, näh­me man sie euch fort. Nicht wahr? Des­halb wür­den Sie nun eher ster­ben als zu­zu­ge­ben, daß Sie hier­mit Selbst­mord be­ge­hen und dies nicht die glor­reichs­te Sa­che des gan­zen Uni­ver­sums ist. Sie wür­den eher ster­ben als zu­zu­ge­ben, ge­nau­so vol­ler Zwei­fel wie al­le an­de­ren zu sein – und ge­nau­so viel Angst zu ha­ben.“
    Ich trat ganz na­he an ihn her­an. Er rühr­te sich nicht.
    „Wen wol­len Sie hier zum Nar­ren hal­ten?“ frag­te ich. „Wen? Ich durch­schaue Sie, ge­nau wie die Men­schen al­ler an­de­ren Wel­ten auch! Ich bin da­von über­zeugt, Sie wis­sen eben­falls, was für ein Po­panz Ih­re Ver­ei­nig­te Kir­che ist, was für ein fau­ler Zau­ber. Ich bin da­von über­zeugt, Sie wis­sen eben­falls, daß der von euch so schrill be­sun­ge­ne Ruhm des Le­bens nicht das ist, was ihr be­haup­tet. Ich weiß, daß eu­er Äl­tes­ter Strah­len­de und sei­ne Cli­que aus engstir­ni­gen al­ten Män­nern nur ei­ne Ban­de macht­hung­ri­ger Ty­ran­nen ist, die sich einen Dreck um Re­li­gi­on oder sonst et­was schert, so­lan­ge sie er­reicht, was sie will. Ich weiß, daß Sie das eben­falls wis­sen – und ich wer­de da­für sor­gen, daß Sie es sich ein­ge­ste­hen!“
    Und ich hielt ihm die No­tiz vor die Na­se.
    „Le­sen Sie das!“
    Er nahm sie mir aus der Hand.
    Ich trat von ihm zu­rück und beb­te vor Zorn, wäh­rend ich ihn be­ob­ach­te­te.
    Er be­trach­te­te die Nach­richt ei­ne gan­ze Wei­le, und ich hielt den Atem an. Sein Ge­sichts­aus­druck ver­än­der­te sich nicht. Dann reich­te er mir die No­tiz zu­rück.
    „Soll ich Sie zu Grae­me mit­neh­men?“ frag­te ich. „Wir kön­nen die Stel­lun­gen mit dem

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