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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
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Jetzt aber muß ich mich da­mit ab­fin­den – um Da­ves Fa­mi­lie wil­len, die mich braucht. Da­ve konn­te ich nicht hel­fen, sei­nen Fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­gen schon – so­lan­ge ich dich nicht wie­der­se­he. Wenn ich zu­las­se, daß du ih­nen durch mich zu na­he kommst, wirst du sie eben­falls zer­stö­ren.“
    An die­ser Stel­le brach sie ab und starr­te mich nur an. Ich öff­ne­te den Mund, um ihr zu ant­wor­ten, aber mir fie­len nicht die pas­sen­den Wor­te ein. Wir stan­den uns ge­gen­über und blick­ten uns wort­los an, nur einen gu­ten Me­ter von­ein­an­der ge­trennt. Doch die­se Ent­fer­nung zwi­schen uns war wie ei­ne licht­jahr­wei­te Kluft, brei­ter und tiefer als al­les, was ich in mei­nem bis­he­ri­gen Le­ben ken­nen­ge­lernt hat­te.
    „Du gehst jetzt bes­ser, Tam“, sag­te sie schließ­lich.
    Ih­re Wor­te lös­ten mei­ne Be­täu­bung auf und brach­ten mich wie­der zur Be­sin­nung.
    „Ja“, gab ich matt zu­rück. „Das soll­te ich wohl.“
    Ich wand­te mich von ihr ab. Als ich auf die Tür zu­schritt, hoff­te ich noch im­mer, sie wür­de mich zu­rück­hal­ten und bit­ten zu blei­ben. Aber hin­ter mir rühr­te sich nichts; al­les blieb still. Und als ich auf den Gang hin­austrat, warf ich einen letz­ten Blick über die Schul­ter.
    Sie hat­te sich nicht be­wegt. Sie stand noch im­mer am glei­chen Platz, wie ein Frem­der, der dar­auf war­te­te, daß ich ging.
    Und so ging ich. Und ein­sam und al­lein kehr­te ich zum Raum­ha­fen zu­rück. Al­lein, al­lein, al­lein …
     

16
     
    Ich ging an Bord des ers­ten Schif­fes, das zur Er­de flog. Ich be­saß nun Prio­ri­tät vor al­len an­de­ren – bis auf Pas­sa­gie­re mit di­plo­ma­ti­schem Sta­tus. Ich mach­te Ge­brauch von ihr, ver­dräng­te je­man­den mit ei­ner frü­he­ren Re­ser­vie­rung und fand mich er­neut al­lein in ei­nem Ers­te-Klas­se-Ab­teil wie­der – und das Raum­schiff, in dem ich mich be­fand, ging in die Pha­sen­ver­schie­bung, fiel wie­der in den Nor­mal­raum zu­rück, um sei­ne neue Po­si­ti­on zwi­schen den Ster­nen zu über­prü­fen, und sprang er­neut.
    Je­ne iso­lier­te Ka­bi­ne war wie ein Asyl für mich, ei­ne Ere­mi­ten­höh­le, ein Ver­pup­pungs­ko­kon, in dem ich mich ein­schlie­ßen und neue Ge­stalt an­neh­men konn­te, be­vor ich in ei­ner an­de­ren Di­men­si­on er­neut in die Welt der Men­schen hin­austrat. Denn ich war nackt bis auf die Grund­fes­te mei­nes ele­men­tars­ten Ichs, und ich ent­deck­te nicht ei­ne ein­zi­ge Selbst­täu­schung, die üb­rig­ge­blie­ben war, um da­mit mei­ne Blö­ße zu be­de­cken.
    Na­tür­lich hat­te Ma­thi­as schon früh­zei­tig den größ­ten Teil des Flei­sches aus Selbst­täu­schun­gen von mei­nen Kno­chen ge­schält. Aber hier und dort kleb­te noch ein Fet­zen – wie die trü­ben Er­in­ne­run­gen an die vom Re­gen aus­ge­wa­sche­nen Rui­nen des Par­the­non*, die ich als Jun­ge üb­li­cher­wei­se auf den Bild­schir­men be­trach­tet hat­te, wenn mir Ma­thi­as’ furcht­ba­re Dia­lek­tik einen wei­te­ren Ner­ven­strang oder Seh­ne fort­ge­ris­sen hat­te. Nur al­lein durch sei­ne Exis­tenz dort über dem dunklen, fens­ter­lo­sen Haus, war das Par­the­non {1} für mei­nen jun­gen Ver­stand wie ei­ne Wi­der­le­gung al­ler Ar­gu­men­te von Ma­thi­as ge­we­sen.
    Einst hat­te es ein Ab­bild von Er­ha­ben­heit dar­ge­stellt – und des­halb muß­te er sich ir­ren, wie ich mich selbst zu trös­ten ver­such­te. Es war ein Bei­spiel für Grö­ße ge­we­sen, als es exis­tiert hat­te, und wenn die Men­schen der Er­de tat­säch­lich nicht mehr wert wa­ren als Ma­thi­as be­haup­te­te, hät­te die­ser Tem­pel nie ge­baut wer­den kön­nen. Aber das Par­the­non war ge­we­sen – und das war es, was ich nun be­griff. Denn letzt­end­lich wa­ren nur Rui­nen üb­rig­ge­blie­ben, und der düs­te­re De­fä­tis­mus von Ma­thi­as hat­te über­dau­ert. Nun end­lich kam ich der Sa­che auf den Grund – ich war ein Teil von Ma­thi­as Denk­ge­bäu­de. Und im Ge­gen­satz zu je­nen ver­än­der­ten und er­wach­se­ne­ren Kin­dern der jün­ge­ren Pla­ne­ten wa­ren die Träu­me von Ruhm und Ge­rech­tig­keit für die, die auf der Er­de

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