Unter dem Banner von Dorsai
Gilde. Was Geld angeht, kann ich dich mit allem unterstützen, was du brauchst.“
„Nein.“ Sie schüttelte den Kopf.
„Du lieber Himmel, warum denn nicht? Ich sage dir, ich kann jetzt über unbegrenzte …“
„Ich möchte überhaupt nichts von dir, Tam“, antwortete sie. „Dennoch vielen Dank für das Angebot. Uns geht es auch so ganz gut, Daves Familie und mir. Ich habe eine recht gute Arbeit gefunden.“
„Eileen!“
„Ich habe dich das schon einmal gefragt, Tam“, sagte sie und rührte sich noch immer nicht. „Warum bist du hierhergekommen?“
Selbst wenn sie eine steinerne Statue gewesen wäre, es hätte keinen größeren Unterschied zu der Schwester geben können, die ich gekannt hatte. Ich kannte sie überhaupt nicht mehr. Sie war wie ein vollkommen fremder Mensch für mich.
„Um dich zu sehen“, sagte ich. „Ich dachte … du wolltest vielleicht wissen …“
„Ich weiß alles darüber“, sagte sie, ohne jede Regung, vollkommen gleichgültig. „Man hat mir alles darüber erzählt. Sie sagten auch, du seist verwundet worden. Aber du hast dich inzwischen wieder erholt, nicht wahr, Tam?“
„Ja“, gab ich hilflos zurück. „Das heißt, ganz in Ordnung bin ich nicht. Mein Knie ist ein bißchen steif. Sie sagen, es wird so bleiben.“
„Das tut mir leid“, sagte sie.
„Verdammt, Eileen!“ platzte es aus mir heraus. „Steh nicht einfach so da und sprich mit mir, als würdest du mich gar nicht kennen! Ich bin dein Bruder!“
„Nein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Die einzigen Verwandten, die ich jetzt noch habe – die einzigen, die ich jetzt noch haben möchte –, sind Daves Familienangehörige. Sie brauchen mich. Du nicht. Du hast mich nie gebraucht, Tam. Du warst dir immer selbst genug, immer auf dich selbst fixiert.“
„Eileen!“ sagte ich bittend. „Sieh mal, ich weiß, daß du mir die Schuld an Daves Tod geben mußt – zumindest teilweise.“
„Nein“, antwortete sie. „Du kannst nichts dafür, daß du so bist wie du bist. Es war mein Fehler, daß ich mir all die Jahre einzureden versuchte, du seist anders als du in Wirklichkeit bist. Ich glaubte, in dir schliefe etwas, das Mathias nie aufwecken konnte, dem man nur eine Chance geben müsse, sich zu entwickeln. Darauf hatte ich gehofft, als ich dich bat, mir bei der Entscheidung über Jamie zu helfen. Und als du mir schriebst, du wolltest Dave zur Seite stehen, war ich davon überzeugt, daß nun endlich das an die Oberfläche deines Wesens trat, was ich immer in dir vermutet hatte. Aber ich habe mich beide Male geirrt.“
„Eileen!“ schrie ich. „Es war nicht meine Schuld, daß wir beide, Dave und ich, auf einen Verrückten stießen. Vielleicht hätte ich etwas anderes tun sollen – aber ich habe versucht, ihn fortzuschicken, nachdem ich angeschossen worden war. Doch er wollte nicht gehen. Begreifst du nicht? Es war bestimmt nicht meine Schuld !“
„Natürlich war es das nicht, Tam“, sagte sie. Ich starrte sie an. „Deshalb mache ich dir auch keine Vorwürfe. Du bist genausowenig verantwortlich für das, was du tust, wie ein Polizeihund, der darauf dressiert ist, jeden anzugreifen, der eine falsche Bewegung macht. Du bist das, wozu dich Onkel Mathias erzogen hat, Tam – ein Zerstörer. Es ist nicht deine Schuld, aber das ändert gar nichts. Trotz der ganzen Auseinandersetzungen mit ihm füllen dich Mathias 1 Lehren über das Zerstören vollkommen aus, Tam. Und für etwas anderes ist kein Platz mehr.“
„Wie kannst du so etwas sagen!“ schrie ich sie an. „Das ist nicht wahr. Gib mir nur noch eine Chance, Eileen, und ich werde es dir beweisen! Ich versichere dir, daß es nicht wahr ist!“
„Doch, das ist es“, gab sie zurück. „Ich kenne dich, Tam, besser als irgend jemand anders. Und ich habe die ganze Zeit über von diesem Teil deines Wesens gewußt. Ich wollte es nur nicht wahrhaben.
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