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Unter dem Baum des Vergessens -: Ein Leben in Afrika (German Edition)

Unter dem Baum des Vergessens -: Ein Leben in Afrika (German Edition)

Titel: Unter dem Baum des Vergessens -: Ein Leben in Afrika (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Fuller
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»Er schmeckte fantastisch, aber sie hatte keine Kontrolle über den Alkoholgehalt der jeweiligen Pressung«, sagt Mum. »Es war ein offenes Geheimnis, dass mancher Besucher die Orientierung verlor, sobald er unser Haus verließ, und im falschen Bezirk, manchmal sogar im falschen Staat ankam. Er wollte nach Kitale und landete in Bungoma. Oder man erwartete ihn in Kapsabet, aber er war plötzlich in Uganda.«
    Mum, die außer der bitter verhassten Glug keine Gesellschaft hatte, vermisste Stephen Foster ganz entsetzlich. Der Esel Suk, den meine Großmutter als Ersatzkameraden angeschafft hatte, erwies sich als große Enttäuschung. In der Erinnerung meiner Mutter hatte er ein eigensinniges und hinterhältiges Wesen – eine Glug mit großen Ohren und einem Schwanz, aber ohne die perfektionierte Kunst, einen Anfall zu simulieren. »Nein, nein, Suk war sicher kein Bilderbuchesel«, sagt Mum. »Wenn ich irgendwo hinwollte, musste ein Stallbursche uns durch die Gegend ziehen. Der Esel grinste ihn an, ignorierte mich und wieherte wie eine Lokomotive. Er war absolut peinlich.«
    Und schließlich – als Gipfel der Schrecklichkeiten – wurde beschlossen, Mum ins Kloster zu schicken, eine von irischen Nonnen geleitete Schule, einen knappen Kilometer entfernt von ihrem neuen Haus. Jeden Morgen steckte man sie in ihre Schuluniform, blauer Rock und weiße Bluse, dazu ein großkrempiger schwarzer Hut, »der unsere Gesichter vor der afrikanischen Sonne schützen sollte«. Man setzte sie auf den schmollenden Suk, und der Stallbursche zog sie zur Schule. Der Stallbursche und Suk warteten drei Stunden unter dem Eukalyptusbaum, und wenn Mums Schule aus war, setzte der Stallbursche sie wieder auf den Esel, band ihn los und ließ sich am Halfterstrick mitschleifen, wenn Suk im gestreckten Galopp den Annehmlichkeiten seines Zuhauses entgegenstürmte.
    Mum wurde größer und durfte allein auf Suk zur Schule reiten. »Inzwischen waren meine Beine lang genug, um das Mistvieh mit Tritten auf Trab zu bringen.« Sie band den Esel unter dem Eukalyptusbaum fest und ging in die Schule. »Nicola ist ein störendes Element in der Klasse«, stand in ihrem Zeugnis. Das Lernen fiel Mum schwer. Sie ließ früh künstlerische Talente erkennen, aber die Nonnen interessierten sich nicht für Kunst. Mit Zahlen konnte Mum überhaupt nichts anfangen, und auch Worte bereiteten ihr Probleme. »Von den Eltern bekamen wir jeden Abend Rudyard Kipling, Ernest Thompson Seton und so etwas vorgelesen. Geschichten und Bücher liebte ich über alles, aber weil ich gegen die Nonnen und ihren trostlosen Unterricht rebellierte, brauchte ich eine Ewigkeit, um lesen zu lernen.«
    Sie vertrieb sich die Zeit lieber damit, eine der vielen Katzen, die in den Abflussrohren der Schule auf Mäusejagd gingen, zu sich auf den Schoß zu locken. Und wenn sich keine Katze in das Klassenzimmer locken ließ, sprang Mum aus dem Fenster und rannte ihnen nach. Zur Strafe verbannte man sie unter den Eukalyptusbaum, was ihr sogar ganz lieb war. Da sie nicht katholisch war – »anglikanisch, was sonst« –, konnte sie nicht gezwungen werden, sich wie alle anderen unartigen Mädchen in der Kapelle hinzuknien und sich durch endlose Rosenkränze zu fummeln. Draußen vertrieb sie sich die Zeit damit, Bilder in den Staub zu malen, die Rinde von den Bäumen zu kratzen, sich auf Suks Rücken zu räkeln und hinauf in die Blätter vor dem sonnenfleckigen Himmel zu schauen. Oder sie träumte einfach in den Tag hinein, bis sie es an der Zeit fand heimzureiten. Dann band sie den Esel los, schlang ihm die Arme um den Hals und galoppierte nach Hause zum Tee.
    Obwohl Mum sechzig Jahre zurückdenken muss, um sich das Kloster und die Nonnen ins Gedächtnis zu rufen, sind die Einzelheiten, die sie daraus hervorholt, hell und klar, poliert und griffbereit – und das alles nur, weil sie einen tiefen und ewigen Hass gegen die Schule und gegen die Nonnen hegt, die sie leiteten. »Manchmal schlug Schwester Bede uns so fest mit dem Lineal auf die Hände, dass es zerbrach. Schwester Philip hieb einem den Rohrstock auf die Fersen, bis man Striemen hatte.« Mum hält inne, ihre Augen werden hell. »Sie konnten mich schlagen und bestrafen und verbannen, aber das machte mich nur noch widerborstiger und eigensinniger und noch entschlossener, nichts zu lernen.«
    Eines Tages verstopften die Nonnen alle Abflussrohre und vergasten die streunenden Katzen der Schule. »Dutzende von Katzen, Kadaver, wohin man schaute«,

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