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Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)

Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)

Titel: Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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hasste. Die Leute neigten dazu, zurückzuweichen und ihm und Fischer viel Platz zu machen, als sie die verzweigten Steingänge entlang schritten und dem Spürer folgten, den ihnen der Seneschall gegeben hatte.
    Falk hatte die frühen Jahre seines Lebens in der Burg verbracht und erinnerte sich noch an die wichtigsten Wege, aber trotzdem brauchte er einen Spürer, der ihn durch die sich ständig verändernden Räume, Treppen und Flure führte, die sich manchmal wieder zurückveränderten, wenn man nicht mehr hinsah. Die innere Geografie der Waldburg war schon immer exzentrisch, wenn nicht sogar eigensinnig gewesen, und seit der Rückkehr des verlorenen Südflügels und dem Wiederauftauchen der umgekehrten Kathedrale waren die Dinge noch schlimmer geworden. An schlechten Tagen hatte man Glück, wenn man im selben Raum erwachte, in dem man sich schlafen gelegt hatte. Früher hätte der Seneschall oder, was wahrscheinlicher war, einer seiner Leute sie geführt und wäre seinen magischen Instinkten und geübten inneren Karten gefolgt, aber dem Anschein nach verließ der Seneschall mittlerweile selten seine Gemächer. Stattdessen verließ er sich auf magische Spürer, die sein Wille oder der seiner Leute steuerten. Falks und Fischers Spürer war ein helles Licht, das fidel vor ihnen in der Luft hopste wie eine Kerzenflamme ohne Kerze. Man sagte ihm, wohin man wollte, und es brachte einen hin. So einfach.
    Für Fischer kam das nicht in Frage. Sie empfand die Abwesenheit des Seneschalls als eine persönliche Spitze gegen sie und befahl dem Spürer, dem Seneschall auszurichten, er solle seinen Arsch hierher bewegen, und zwar zackig. Es gab eine Pause, dann sprach das Licht mit der Stimme des Seneschalls: „Ihr seid nicht so wichtig. Tatsächlich ist zu dieser frühen Stunde niemand so wichtig außer der Königin und vielleicht dem Herzog. Ich mache keine persönlichen Auftritte mehr. Ich bin sehr beschäftigt. Stört mich nicht wieder, sonst führt euch der Spürer auf eine ausgedehnte Streiftour durch die Abwasserkanäle der Burg.“
    Soviel dazu.
    „Er hat sich kaum verändert“, sagte Fischer. „Eigentlich ist er noch genau so, wie ich ihn in Erinnerung habe.“
    „Da ist er so ungefähr das Einzige“, grummelte Falk. „Das ist nicht die Burg, an die ich mich erinnere.“
    „Ist das gut oder schlecht?“
    „Das entscheide ich noch.“
    „Gott, bist du morgens schlecht drauf. Hattest du einen erfolgreichen Stuhlgang?“
    „Das fragst du immer“, sagte Falk mit einiger Würde, „und die Antwort lautet immer ja.“
    „Du schämst dich für die seltsamsten Dinge.“
    „Können wir das Thema wechseln? Wohin gehen wir zuerst?“
    „Das haben wir letzte Nacht besprochen. Wenn du dich nicht gerade über die harte Matratze beschwert hast. Wir beginnen mit einer Stippvisite in Haralds Krypta, weißt du noch?“
    „Angemessen. Ich fühle mich wie der aufgewärmte und geronnene Tod.“
    Sie folgten dem hüpfenden Licht durch die Flure hinunter in die Tiefen der Burg, in die große Halle und die Krypta der Waldkönige. Vierzehn Generationen der Waldlinie hatte man hier zur letzten Ruhe gebettet. Falk war nicht mehr da gewesen, seit er ein Kind war und die Bestattung seiner Mutter, Königin Eleanor, miterlebt hatte. Er hatte die schiere Größe des Ortes mehr imposant als beängstigend empfunden, aber dennoch hatte er für ihn nicht wie der Ort ausgesehen, an dem er seine letzte Ruhe verbringen wollte. Das hatte er gesagt, und sein Vater, der König, hatte ihn geschlagen und dann fest umarmt. König John hatte der Tod seiner Frau schwer mitgenommen, und er hatte sich während des Gottesdienstes in der Krypta nur zusammengenommen, weil er wusste, dass es seine Pflicht war. Falk hatte erfahren, dass auch für seinen Vater jetzt ein Sarg in der Krypta stand, obwohl es keinen Leichnam gegeben hatte, den man hineinlegen konnte. Die Etikette mussten gewahrt werden. Falk war nicht zum Begräbnis gekommen. Er hatte es wichtiger gefunden, sich und Julia aus der Burg und ein gutes Stück die Straße entlang zu schaffen, bevor Harald Zeit fand, sie umbringen zu lassen. Harald hatte Konkurrenz immer ernst genommen, und jetzt war Harald auch tot und lag in der Familiengruft. Falk fühlte sich alt.
    Er merkte, dass jeder ihm und Fischer jetzt viel Platz machte, sehr viel mehr, als seine allgemeine schlechte Laune begründen konnte. Er sah Angst in den Augen der Menschen, und sie wandten plötzlich den Blick ab. Vom mächtigsten

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