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Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)

Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)

Titel: Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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überraschend niedrigen Decke über ihnen. Fischer blieb in Falks Nähe. Die bloße Größe der Halle schüchterte sie ein und ließ sie sich klein und unbedeutend fühlen. Sie spürte fast den Druck der Jahrhunderte vergangener Geschichte auf sich lasten. Das Hügelland war recht klein, und es lagen nur vier Generationen zwischen dem jetzigen Herzog Sternenlicht und dem Gründer des Hügellandes. Durch die Waldgruft zu gehen war, wie durch eine Vergangenheit zu laufen, die sie sich kaum vorstellen konnte. Fischer hielt den Rücken durchgestreckt und den Kopf hoch. Es war ihre Idee gewesen, hierher zu kommen. Sie hatte Haralds Grab sehen müssen, wenn auch nur, weil ein Teil von ihr nie wirklich glauben würde, dass er tot war, bevor sie nicht seine letzte Ruhestätte gesehen hatte.
    Das erste Grab, an dem sie stehenblieben, war das von Ruperts und Haralds Vater, König John dem Vierten. Der solide Steinsarg war über zwei Meter lang und bedeckt mit traditionellen Runen und dekorativen Schnörkeln, und darauf lag auf dem Rücken eine lebensgroße Marmorstatue König Johns in voller Rüstung, die Hände über der Brust gekreuzt, und hielt den Griff eines langen Schwertes, das auf seinem Körper ruhte. Das gemeißelte Marmorgesicht war idealisiert, aber erkennbar. Falk hatte das Gesicht seines Vaters seit zwölf Jahren nicht mehr gesehen, und etwas, das stark an Verlust erinnerte, zerrte an seinem Herzen. Obwohl sie fast ihr ganzes Leben kein gutes Verhältnis gehabt hatten, hatten sich Vater und Sohn am Ende auf ihre Art vertragen und hatten Seite an Seite gegen die überwältigende Übermacht im Dämonenkrieg gekämpft. Das Marmorgesicht Johns wirkte friedlich wie selten zu Lebzeiten und war mit einer dünnen Schicht unberührten Staubes bedeckt. Niemand hatte sein Grab berührt, seit man ihn zur Ruhe gebettet hatte.
    „Hübsche Steinmetzarbeit“, sagte Fischer, „und eine viel größere Ähnlichkeit als diese offiziellen Porträts von uns weiter oben.“
    „Eine schöne Grabstätte“, sagte Falk. „Natürlich liegt niemand drin. Man hat den Leichnam meines Vaters nie gefunden. Doch der Gedanke zählt.“
    Sie gingen weiter. Falk blickte nicht zurück. Fischer fröstelte. Die Krypta war nicht wirklich kalt, aber es lag eine spirituelle Kühle in der großen Halle, die bis in die Knochen drang. „Gott, lass mich nicht an so einem Ort enden“, dachte sie inbrünstig. „So weit entfernt von Licht, Wär me und lebendigen Dingen. Leg mich einfach unter das gute grüne Gras, vielleicht mit einem kleinen Stein für meinen Namen und einer netten Aussicht. Dann lass mich schlafen bis zum Jüngsten Tag, und wenn du barmherzig bist, werde ich nicht träumen.“
    Dann, viel zu schnell, kamen sie zur Grabstätte König Harald s des Ersten. Hier war der Sarg zweieinhalb Meter lang und hatte viele detailreiche Arbeiten an den Seiten eingemeißelt, die Szenen zeigten, in denen Harald in der langen Nacht die Dämonen bekämpfte. Die Statue, die auf dem Rücken auf dem Sarg lag, war genau wie die König Johns, nur dass sie Haralds Gesicht hatte und sehr viel größer war. Auch diese Statue bedeckte eine dünne Staubschicht, und am Fuß des Sarges lag ein Kranz mit toten, verwelkten Blumen. Es war Falk und Fischer klar, dass seit seiner Beerdigung niemand gekommen war, um Harald zu besuchen. Irgendwie war keiner von ihnen überrascht. Harald war ein guter König gewesen oder auch nicht, aber er war nie einer gewesen, der nach seinem Tod noch Hingabe in den Menschen weckte.
    „Warum sind Haralds Sarkophag und seine Statue größer als Johns?“, fragte Fischer nach einer Weile.
    „Weil er ihn selbstentworfen hat“, sagte Falk. „Er hat immer gesagt, dass er das tun würde. Ihm waren solche Dinge wichtig.“
    „Wahrscheinlich ist das der Grund, warum das Gesicht der Statue etwas besser geworden ist“, sagte Fischer. „Wahrscheinlich hat er es meißeln lassen, als er noch am Leben war.“
    „Wahrscheinlich.“ Falk sah den zu großen Sarg an und fand es schwer, etwas zu empfinden. Er hatte Harald alles gesagt, was es zu sagen gab, ehe er zwölf lange Jahre zuvor die Burg und den Wald verlassen hatte. Alle ihre alten Eifersüchteleien und Streitereien waren von der Entfernung und von der Zeit erodiert worden und wirkten jetzt wie etwas, das anderen Leuten zugestoßen war. Hier neben Haralds Grabstätte fühlte Falk keine wirkliche Trauer oder auch nur Reue. Er war aus Pflichtgefühl hier, weil Harald zu seiner Familie

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