Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)
entkommen.“
„Ihr seid nur meinetwegen hier?“
„Schmeichle dir nicht, Geisterbeschwörer. Du bist nicht so wichtig. Du bist nur etwas, das ich auf dem Weg zu meiner eigentlichen Arbeit erledigen muss.“
„Welches Recht habt Ihr, mich zu verurteilen?“, fragte Thorne und sah sich in der Hoffnung auf Unterstützung um. „Ich glaube nicht an Euren Gott oder seine Gesetze! Als Wanderer habt Ihr bei der Verfolgung Eurer Opfer jedes Gesetz gebrochen, das es gibt! Wie viele Leute habt Ihr im Laufe der Jahre ermordet? Was ich getan habe, ist nichts im Vergleich zu Euren Verbrechen!“
Plötzlich vollführte er Gesten mit beiden Händen und schleuderte schwarze, sich windende Energien direkt auf Lamento, nur um zu sehen, wie sie dahinwelkten, lange bevor sie ihn erreicht hatten. Thorne wimmerte und versuchte, sich einen Weg zurück in die Menge zu erzwingen, aber die wollte ihn nicht haben.
„Du kannst mich nicht verletzen“, sagte Lamento. „Du kannst mich nicht berühren. Ich stehe unter Gottes Schutz.“
„Wir wissen alle von dem Kontrakt, den Ihr geschlossen habt“, sagte Thorne atemlos. „Aber seid Ihr sicher, mit wem Ihr ihn geschlossen habt? Seid Ihr sicher, woher all Eure Kräfte kommen? Denkt an alles, was Ihr getan habt, all das Blut, das Ihr vergossen und die Leben, die Ihr zerstört habt! All das, um einem liebevollen, barmherzigen Gott zu dienen?“
„Selbst Gott muss hin und wieder den Müll rausbringen“, sagte Lamento.
„Alles, was ich getan habe, habe ich für Wissen getan“, sagte Thorne verzagt. „Euer Gott will die Leute dumm halten, damit sie nie mächtig genug werden, ihn herauszufordern!“
„Unschuldige haben den Preis für das verdorbene Wissen bezahlt, dass du gewonnen hast, Geisterbeschwörer. Wie viele Kinder sind schrecklich gestorben, haben in diesem Keller unter deinem Haus nach Hilfe geschrien, die nie kam? Du hast ihre Schreie genossen und in ihrem Blut gebadet. Erinnerst du dich auch nur an ihre Namen?“
„Sie waren unwichtig, sie waren nur Bauern. Sie haben ein armseliges kleines Leben geführt, ohne Bedeutung für irgendjemanden, nicht einmal für sie selbst. Ich sah die Chance gesehen, ein Gott zu werden, und habe sie ergriffen! Jeder andere hätte das gleiche getan!“
„Niemand hätte getan, was du getan hast“, sagte Jericho Lamento. „Ich war dabei, als man die Leichen heraustrug. Diese abscheulich kleinen, gebrochenen Körper. Es gibt nichts mehr zu sagen. Jetzt kennt jeder hier deine Schandtaten und deine Schuld. Es ist Zeit für Gerechtigkeit.“
Er stellte den Stab zur Seite, und er blieb von alleine stehen. Thorne versuchte zu fliehen, aber er konnte nirgends hin. Jericho fing ihn ein, und dann erschlug er den Geisterbeschwörer ruhig und bedächtig mit bloßen Händen.
Chance, Tiffany und Chappie hörte die Schreie drei Gänge weiter. Die lauten Stimmen entsetzter Männer und Frauen und darüber die Schreie eines Mannes, der entsetzlich langsam starb. Die drei waren bereits schnell zur Halle der Magiebegabten unterwegs gewesen, von einem halben Dutzend Wächter vorgewarnt, dass der Wanderer dort Halt gemacht hatte, aber als sie die fürchterlichen Schreie hörten, fingen sie an zu rennen. Chance hatte in seinem Leben noch nichts so Abscheuliches gehört. Alle möglichen ekelhaften Bilder füllten seine Vorstellung, als er durch den letzten Korridor voranstürmte und durch den Türrahmen in die Halle der Magiebegabten platzte. Das Schreien hörte plötzlich auf, und Chance erfasste, dass er zu spät gekommen war. Jericho Lamento kauerte neben dem blutigen, gebrochenen Trümmerhaufen eines Mannes, und das Blut tropfte zäh von seinen Händen. Das Gesicht des Toten war bis zur Unkenntlichkeit zerschlagen und zermalmt, und aus seiner verdrehten Lage war offensichtlich zu schließen, dass seine meisten Knochen gebrochen waren. Lamento schlug ein Kreuz über dem Mann, Blutstropfen spritzten bei jeder Bewegung von seinen Fingern, dann richtete er sich ohne Eile auf und wandte sich zu Chance um. Tiffany und Chappie kamen einen Augenblick später an und stellten sich schnell auf je eine Seite Chances.
Alle anderen Magiebegabten in der Halle hatten sich so weit wie möglich zurückgezogen. Einige bekreuzigten sich, andere weinten. Einige kotzten. Die meisten gaben sich einfach Mühe, nicht bemerkt zu werden. Chance stand da und starrte den Toten an, sein Atem ging schwer und gepresst. Jericho Lamento holte ein Taschentuch aus der Manteltasche und
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