Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)
böse“, blaffte Lamento. „Ein Produkt unheiliger Magie und eine Beleidigung Gottes!“
„Dummes Gerede“, sagte der Seneschall. „Es ist nur ein magisches Werkzeug wie jedes andere. Ekelerregend in der Herstellung, das gebe ich zu, aber das ist Hasenpfeffer auch.“
„Es ist aus der Hand eines toten Mannes!“
„Ihr solltet sehen, was sie mit dem Rest des Leichnams anstellen.“ Der Seneschall hielt einen Augenblick inne, um nachzudenken. „Wobei, eigentlich solltet Ihr das nicht sehen. Es würde euch Kutteln und Zwiebeln für das ganze Leben verderben. Jetzt hört auf zu stänkern und lasst uns verdammt nochmal loslegen. Ihr könnt vorausgehen, Lamento, da Ihr ja so eifrig seid.“
Er musterte Lamento nachdenklich. „Was werden wir in der Kathedrale finden?“
„Eine Reise hinab durch die Kreise der Verdammnis“, sagte Lamento.
„In Ordnung, das war es – mit Euch spreche ich nicht mehr“, sagte der Seneschall.
„Ich sollte besser zurück an den Hof gehen“, sagte Chance taktvoll. „Ich hoffe, sie haben sich inzwischen von Herrn Lamentos kleinem Besuch vorhin erholt. Das Letzte, was ich gehört habe, war, dass sie immer noch Politiker aus dem Burggraben fischen. Viel Glück euch.“
Er schmunzelte und ging. Alle sahen Lamento erwartungsvoll an, der langsam den Kopf schüttelte. „Vielleicht sollte ich das alleine tun.“
„Vergesst es“, sagte Falk.
„Nicht in meiner Burg“, sagte der Seneschall.
„Los jetzt“, sagte Fischer.
Sie verließen das Zimmer und gingen den Flur entlang. Fischer fand sich neben Lamento wieder und versuchte, etwas Gedankenaustausch zu betreiben. „Ich habe bemerkt, dass das Christentum seit der langen Nacht im Aufwind ist.“
„Kinder knien vor Jesus, bis sie den Wert von Nägeln kennenlernen“, sagte Lamento.
„Mit Euch spreche ich nicht mehr“, sagte Fischer.
In einem verlassenen Gang in einiger Entfernung flog Leichtfuß so schnell zum Magus zurück, wie ihre Flügel sie trugen. Er musste erfahren, was geschah. Er hatte die Ankunft des Wanderers nicht vorhergesehen und auch nicht, dass er vorhatte, in die umgekehrte Kathedrale hinabzusteigen. Das konnte bedeuten, dass alles sorgfältige Planen des Magus umsonst gewesen war. Sie bemühte sich um größere Geschwindigkeit und hoffte, sie würde den Magus rechtzeitig erreichen.
7
Ganz nach unten
S ie spürten den Druck der umgekehrten Kathedrale schon, lange bevor sie etwas sahen. Sich dem abgeriegelten Bereich zu nähern war, wie zu einem Zahnarzt zu gehen, dem Blut von den Händen troff, oder zu einem Arzt, der eine Knochensäge hielt, an der noch getrocknete Innereien klebten. Ein gemischtes Gefühl aus Beunruhigung, Schrecken und der Vorahnung unvermeidbaren Schmerzes. Die letzten paar Gänge waren verlassen, still und voller beängstigender Schatten. Es gab keine menschlichen Wachposten. Nichts Menschliches konnte die Nähe der umgekehrten Kathedrale lange ertragen und trotzdem geistig gesund bleiben. Die kleine Gruppe, die entschlossen in die Schatten ging, bestand aus vier sehr besonderen Leuten, jeder mit dem Anspruch, etwas mehr als menschlich zu sein. Aber selbst sie konnten spüren, dass etwas Furchtbares vor ihnen lauerte, das mit egozentrischer Boshaftigkeit und entsetzlichen Absichten pulsierte.
Als die vier schließlich die Kammer erreichten, die den Eingang zur umgekehrten Kathedrale enthielt, stellte sie sich als eine Enttäuschung heraus. Es war nur ein mittelgroßer Raum, vielleicht sechs Meter breit, mit einer zwei Quadratmeter großen Falltür genau in der Mitte des Bodens. Nichts anderes. Keine Möbel, keine Bilder oder Wandteppiche und ganz sicher kein Lebenszeichen, menschlich oder andersartig. Nur ein dumpfes Gefühl von Druck in der Luft, als stoße man gegen eine Art unsichtbare Grenze, hielt sie davon ab, direkt in die Kammer zu gehen. Die vier standen im offenen Türrahmen, dem einzigen Eingang in den stillen Raum, und sahen sich in der nackten, leeren Kammer gründlich um.
„Seid Ihr sicher, dass das der richtige Ort ist?“, fragte Falk.
„Natürlich!“, blaffte der Seneschall, ohne sich umzudrehen. „Mein Richtungssinn irrt sich nie. Außerdem sollte es diesen Raum meinem umfassenden Wissen über die Waldburg nach gar nicht geben. Das hier sollte ein langer, ununterbrochener Gang sein. Bis vor zwölf Jahren war es das auch. Ein interessanter Gedanke: Existiert dieser Raum wirklich, hat er wirklich eine Geschichte, oder ist er nur aufgetaucht, um einen
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