Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)
brennende Mann und begann wieder, die Treppen hochzusteigen.
„Du weißt nicht mehr als wir“, sagte Falk.
„Ich weiß, dass ihr dort einen alten Freund treffen werdet“, sagte der brennende Mann gehässig. „Als ihr den Dämonenprinzen verbannt habt, ist er zurückgekehrt nach Träumerei. Er wartet dort auf euch. Ich bin sicher, es gibt viel, was er mit euch diskutieren will.“
„Zur Hölle damit“, sagte Fischer. „Wir haben ihm einmal in den Arsch getreten, wir werden es wieder tun.“
„Genau“, stimmte Falk zu. „Ich habe das Regenbogenschwert wieder.“
Dann sahen sie beide schnell zurück zum Seneschall und zu Lamento, um zu sehen, ob sie das gehört hatten. Aber beide hatten die Köpfe gesenkt und waren in ihren eigenen Gedanken versunken. Falk seufzte entkräftet.
„Ich bin zurückgekommen, um einen Mord aufzuklären“, sagte er traurig. „Niemand hat etwas darüber gesagt, dass ich schon wieder die Welt würde retten müssen.“
„So ist das Leben“, sagte Fischer. „Zumindest unseres.“
8
Das wahre Gesicht
F elicity saß allein in ihrem Audienzsaal und dachte, wie klein sie sich dabei fühlte. Die große Halle war vor Jahrhunderten entstanden, um eine große Anzahl von Rittern, Helden und Kriegern zu beherbergen, aber sie waren alle schon lange tot. Selbst die letzten Helden des Landes, diese tapferen Männer und Frauen, die im Dämonenkrieg gekämpft hatten, waren jetzt fast alle tot. Man füllte den Hof mit ein paar hundert Politikern, die sich die Kehle aus dem Leib schrien, erbittert darauf aus, dass ihre Stimme gehört wurde, oder wenigstens darauf sicherzugehen, ihre Gegner zu übertönen, und dann wirkte der große Saal lebendig und kräftig, sogar mächtig. Aber immer mehr erschien es Felicity, als sei das nur eine Illusion. Außerdem bekam sie von all den lauten Stimmen Kopfweh.
Felicity war einsam. Es wollte nicht einmal mehr jemand mit ihr Pläne schmieden. Sie hatte die Regentschaft nur inne, weil sich niemand stark oder sicher genug fühlte, um sie ihr wegzunehmen.
Also saß sie jetzt allein in der uralten Halle auf einem geschnitzten Holzthron, der einst der Sitz von Legenden gewesen war, und plante einen letzten verzweifelten Zug. Ein letztes, gefährliches Spiel, um herauszufinden, wer ihre Freunde und Feinde waren und um vielleicht ihre Autorität wiederherzustellen. Sie hatte nie Königin sein wollen. Harald zu heiraten war die Idee ihres Vaters gewesen. Felicity hatte nie Verantwortung gewollt. Aber jetzt musste sie Königin sein, weil jemand das Land retten musste, ehe die einander bekriegenden Fraktionen es auseinanderrissen und die Erde mit unschuldigem Blut tränkten. Felicity seufzte abgespannt und rieb sich sanft die schmerzenden Schläfen mit den Fingerspitzen. Sie hatte nie jemandes Retterin sein wollen. Warum musste es ausgerechnet sie sein?
„Weil es niemand anderen gibt“, sagte eine flüsternde Stimme, die möglicherweise ihr Gewissen war. „Weil du auf dem Thron sitzt. Weil du die Aufgabe angenommen hast und dich ihrer jetzt als würdig erweisen musst.“
Die große Doppeltür schwang langsam auf, und Cally trat ein. Sie musste selbst mit den Türen kämpfen. Die üblichen Wachposten hatte Felicity entlassen. Diese Sitzung des Hofes war streng geheim. Cally schob die Türen hinter sich zu und näherte sich dem Thron. Sie trug ihre beste Lederrüstung, überall glänzend und strahlend, und ihre Hand ruhte auf dem Knauf ihres Schwertes in der Scheide.
„Jeder, den wir erreichen können, wurde kontaktiert“, sagte sie knapp. „Ich habe alle Boten bis zur völligen Geheimhaltung bestochen und ihnen persönlich einen fürchterlichen Tod versprochen, wenn sie das in den Sand setzen. Trotzdem kann es nicht lange dauern, bis es sich herumspricht. Man kann zu so später Abendstunde keine private Sitzung des Hofes einberufen, ohne dass es jemand merkt.“
„Sie können vermuten, was sie wollen“, sagte Felicity und rutschte unbequem auf dem hölzernen Thron umher, während sie versuchte, eine Sitzhaltung zu finden, bei der ihr Hintern nicht einschlafen würde. Der Waldthron war dazu gedacht, beeindruckend zu sein, nicht gemütlich. „Bis die Leute merken, was hier vor sich geht, wird das Treffen schon vorbei sein, und ich werde wissen, wo ich stehe. Hoffentlich auch, was ich als nächstes tun soll.“ Sie begann, eine Zigarette in ihr langes Mundstück zu stecken, gab es dann aber auf, weil ihre Hände zu sehr zitterten. Sie konnte es sich
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