Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)
ihren Blicken weggezogen, sahen die anderen plötzlich die drei Höllenklingen, die zusammen in ihrem eigenen kleinen Alkoven in der Knochenwand standen. Drei große Langschwerter in ziselierten Silberscheiden. Sie waren mehr als zwei Meter lang und am Heft fünfzehn Zentimeter breit, und ihre dreißig Zentimeter langen Griffe waren mit dunklem Leder umwickelt. An ihnen war nichts Ästhetisches oder Elegantes. Sie waren Mordwerkzeuge, entworfen für Gemetzel, Massaker und das Ruinieren von Leben, und trotzdem hatten die Schwerter irgendwie einen dunklen Glanz; etwas, das die dunkelsten Orte in der Seele eines Mannes anrief und ihm die Befriedung seiner geheimsten und blutigsten Träume versprach. Der Seneschall bewegte sich bereits auf sie zu, als Falk ihn am Arm packte.
„Geht nicht zu nah heran“, warnte Falk leise. „Ihr könntet sie wecken.“
Fischer erbebte plötzlich, als ein kaltes Gefühl des vollkommenen Ekels sie durchlief. Eine Zeitlang hatte sie im dunkelsten Teil des Dämonenkriegs die Höllenklinge namens Wolfsbann geführt. Das Schwert hatte sich als lebendig, bewusst und ganz und gar böse erwiesen. Es hatte versucht, sie zu zerstören und zu besitzen, bis sie es aufgegeben hatte. Manchmal dachte sie, das sei das Schwerste gewesen, was sie jemals hatte tun müssen. Selbst jetzt wollte ein Teil von ihr hinübergehen und eine der Höllenklingen beanspruchen, ihre dunkle Macht wieder für sich haben. Töten und töten, bis die Welt von rotem Blut troff. Sie rang das Gefühl nieder und merzte es gnadenlos aus, was aber schockiert, wie viel Mühe sie das kostete.
„Prächtig, nicht wahr?“, fragte der brennende Mann. „Seelenreißer. Schwarzschrei. Belladonnas Kuss. Mit diesen Höllenklingen könntet ihr die Welt erobern.“
„Oder zerstören“, sagte Falk. „Diese gottverdammten Schwerter haben ihre eigenen Wünsche. Lasst sie für immer hier ruhen.“
„Ich habe die Geschichten und Lieder gehört“, sagte Lamento. „Könnte das, was in diesen Schwertern ist, die Seelen von Heiligen sein, gefangen und korrumpiert?“
„Leider nein“, sagte der brennende Mann. „Was auch immer darin ist hat der Baumeister aus der Träumerei mitgebracht. Ein Stückchen jener geheimnisvollen Welt, frei in der der Menschen. Manchmal braucht man mehr als eine Schlange.“
Falk drehte den Höllenklingen den Rücken zu, und nach einem schmerzhaft langen Moment taten die anderen es ihm nach. Sie atmeten nun alle etwas freier. Lamento sah den brennenden Mann böse an.
„Du hast gesagt, es gibt hier ein Wunder. Ein echtes Wunder. Wo ist es?“
„Auf dem Altar“, sagte der brennende Mann zögerlich.
Sie drehten sich alle um, um nachzusehen, und traten gemeinsam vor den Altar, der aus Menschenknochen bestand. In der Mitte lag eine kleine Holzkiste, die fünfzehn mal zehn mal fünf Zentimeter maß. Einfaches poliertes Holz ohne erkennbare Markierungen. Nur zwei silberne Scharniere für den schmalen Deckel. Sie sah zuerst völlig gewöhnlich aus, aber einer tiefe, ursprüngliche Anziehungskraft sie näher heranzog, wurde ihnen klar, dass es mehr war als nur eine Kiste. Der Behälter hatte eine Präsenz, ein Gefühl einer verstärkten, beinahe überwältigenden Existenz, als wäre sie das einzig Echte im Raum oder vielleicht auf der ganzen Welt. In ihrer Nähe zu sein war seltsam tröstlich, das erste Mal, das irgendeiner von ihnen sich entspannt gefühlt hatte, seit sie die umgekehrte Kathedrale betreten hatten. Sie fühlten sich willkommen, als kämen sie nach einer langen Reise nach Hause. Trotzdem wollte keiner von ihnen sie nehmen oder öffnen. Niemand wagte es.
„Was …“, sagte Lamento, dann musste er innehalten, sich räuspern und neu anfangen. „Was ist das für eine Kiste? Was befindet sich darin?“
„Diese Kiste kennt man selbst in der Hölle“, sagte der brennende Mann. Er stand noch bei den Höllenklingen und hatte den Blick abgewandt. Zum ersten Mal klang er unsicher. „Die Kiste ist älter als alles andere hier. Christus hat sie gemacht, als er als Schreiner bei seinem leiblichen Vater, Josef, arbeitete. Es heißt, in der Kiste sei der ursprüngliche Funke, der entstand, als Gott sagte ‚Es werde Licht‘ und aus dem das Universum entsprang. Der Lichtfunke, der der Ursprung der ganzen Schöpfung war, für immer erhalten in einer kleinen hölzernen Kiste. Ist das wunderbar genug für dich?
Es heißt, ein Mann habe die Kiste aus den Totenlanden mitgebracht, kurz nachdem sie
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