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Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)

Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)

Titel: Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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scheinen, und Träumerei würde die Wirklichkeit verschlucken und zu einem Teil von sich machen. Wilde Magie würde endlich freien Lauf haben, nicht zurückgehalten von menschlichen Konzepten wie Logik und Ordnung, Ursache und Wirkung. Es wäre das entfesselte Chaos. Alles wäre möglich. Jeder Traum, den sie je gehabt hatten, besonders die schlimmen. Die Hölle auf Erden, permanent.
    „Ich kann es kaum erwarten“, sagte der brennende Mann, und beim Geräusch seines rauen Gelächters zuckten sie alle zusammen.
    „Du stellst meinen Glauben auf die Probe“, sagte Lamento. „Ich werde dir nicht zuhören, Lügner.“
    „Was bringt schon Glaube an einem Ort wie diesem?“, fragte der brennende Mann. „Letztlich bist du nur ein Mensch, und die Vergänglichen sind so viel mehr.“
    „Warum bist du so beglückt darüber, dass diese Monster ausbrechen?“, fragte Falk. „Was springt für dich dabei heraus?“
    „Wenn es nur noch Träumerei gibt, werden alle Zwänge aufgehoben, alle Schlösser an allen Türen werden zerbrechen, und jeder Dämon in der Hölle wird befreit werden. Die Toten und Verdammten werden wieder auf der Erde wandeln, und ich werde bei ihnen sein und endlich nicht mehr brennen.“
    „Siehst du“, sagte Lamento. „Du kennst doch Hoffnung. Du glaubst doch an irgendetwas.“
    Der brennende Mann blieb auf der Treppe stehen und schaute zurück zu Lamento, und seine Worte kamen schnell und heftig. „Du sagst, du hast dich Gott verschrieben, Lamento, aber hast du das aus freien Stücken und eigenem Willen getan? Hattest du je wirklich eine Wahl in der Angelegenheit? Oder hat Gott diese Dämonen zu deinem Kloster geschickt? Hat er sie dorthin gesandt, um deine Brüder zu töten, ihr unschuldiges Leben und dein einfaches Glück zu zerstören, nur weil er einen neuen Wanderer brauchte? Würde ein barmherziger, liebevoller Gott so etwas tun? Oder bist du nur das Ergebnis eines Vertrags, den du nicht mit Gott, sondern mit dem Widersacher geschlossen hast?“
    Lamento schrie, ein schreckliches, schmerzensreiches Geräusch. Die anderen sahen zurück, als Lamento das Gesicht in den Händen vergrub und seine Schultern zitterten. Keiner von ihnen wusste, was er sagen sollte. Der brennende Mann ging wieder hinunter auf die Stufe über Lamento und beugte sich hinunter, um ihm tröstend auf die Schulter zu klopfen.
    „Na, na. Lass es los. Es ist nicht so schwer, alles aufzugeben. Besser, gar keinen Glauben zu haben, als an eine Lüge zu glauben. Wirf dein despotisches Gewissen weg; du wirst dich nicht einmal annähernd so schlecht fühlen, wenn es weg ist.“
    Der Mantelstoff an Lamentos Schulter ging in Flammen auf, als der brennende Mann die Hand wegnahm. Lamento schlug mit der bloßen Hand die Flammen aus und versuchte, den Schmerz zu nutzen, um sich zu konzentrieren. Erst als die Flammen erloschen und er seine verbrannte, blasenübersäte Hand ansah, erkannte er die Wahrheit. Er hätte durch die Berührung des brennenden Mannes nicht verletzbar sein sollen, aber diese Stärke beruhte auf seinem Glauben. Da Zweifel den Glauben untergruben, wurde er wieder menschlich und verwundbar. Lamento atmete tief ein und zog die Fetzen seines Glaubens um sich zusammen. Er musste glauben. Oder alles, was er getan hatte, alle Menschen, die er getötet hatte, wären nichts weiter als eine monströse Lüge. Er versuchte, sich an die Zeit zu erinnern, als sein Glaube so sehr ein Teil von ihm gewesen war wie die Luft, die er atmete, oder das Blut in seinen Adern, aber das schien unendlich lange her zu sein. Er hätte nie hierherkommen sollen. Hätte seinem Stolz nie erlauben sollen, ihn an diesen schrecklichen Ort zu bringen.
    Dann erinnerte er sich an die Kiste in seiner Mantelinnentasche und schämte sich. Was er durchgemacht hatte war nichts im Vergleich zu dem, was Christus erlitten hatte. Lamento atmete in einem heiseren Seufzer aus. Er würde glauben, weil er sich dazu entschieden hatte. Weil die Dinge, für die er gekämpft hatte, es wert waren, für sie zu kämpfen. Weil er trotz all der Rückschläge und Qualen in seinem Leben noch an Liebe und Gerechtigkeit und Hoffnung glaubte. Niemand hatte je gesagt, dass der Wanderer eine einfache Aufgabe haben würde. Er richtete sich auf und sah den brennenden Mann an.
    „Geh weiter, Mörder“, sagte er leise. „Wir sind noch nicht am Tor.“
    „Wenn du wüsstest, was wirklich hinter dem Tor liegt, hättest du es nicht halb so eilig, dorthin zu gelangen“, sagte der

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