Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)
doch gesagt, wir würden uns wiedersehen. Du kannst mich nicht vernichten, kleiner Mensch. Verbanne mich, und ich kehre hierher zurück und warte auf irgendeinen neuen Narren, der mich wieder in die Welt der Menschen beschwört. Ich bin einer der Vergänglichen, körpergewordene Vorstellungen, und wir bleiben noch lange am Leben, nachdem alle unsere menschlichen Feinde tot sind.“
„Natürlich“, sagte Lamento scheinbar ungerührt. „Das Böse ist unzerstörbar. Das wusste ich schon immer.“
„Genau genommen sind wir weder gut noch böse“, sagte der Dämonenprinz, lehnte sich auf dem fauligen Baumstumpf zurück, der sein Thron war, und schlug die Beine übereinander. „Das sind menschliche Ausdrücke, menschliche Grenzen. Wir sind Urbilder, Spiegelungen dessen, was im menschlichen Geist vor sich geht. Wir sind die Schatten der Menschheit, die körperlichen Manifestationen abstrakter Konzepte, Kräfte, Ängste und beherrschender Gedanken. Neurosen und Psychosen, die freie Hand erhalten haben, autonom und mächtig in der sterblichen Welt zu toben. Wir sind die Rute, die ihr für euren eigenen Rücken schuft. Wir sind der Stirn der Menschheit entsprungen, entstanden in einfacheren Zeiten, als die wilde Magie alles war, was es gab.“
„Du mochtest schon immer den Klang deiner eigenen Stimme“, sagte Falk. „Du sagst, die Vergänglichen seien alles, wovon wir je geträumt haben.“
„Ja“, stimmte ihm der Dämonenprinz zu. „Besonders in Albträumen.“
„Aber die Welt und die Menschheit haben sich weiterentwickelt“, sagte der Magus, und in seiner Stimme lag etwas, dass sie dazu brachte, sich zu ihm umzudrehen. „Die Menschen sind komplizierter geworden, haben die chaotische wilde Magie immer mehr durch die leichter zu verstehende und zu beherrschende Hochmagie ersetzt, und jetzt mehr und mehr mit der logischen, nützlicheren Wissenschaft. Die Menschheit betritt oder erschafft das Zeitalter der Vernunft, und bald wird sie für solche wie uns keinen Nutzen mehr haben.“
Der Dämonenprinz rutschte ungeduldig auf seinem verfallenden Thron hin und her. „Es ist lange, lange her, seit du in die Träumerei zurückgekehrt bist, Magus, und wie immer bringst du viele schlechte Neuigkeiten mit. Du bist zu sehr nach dem Vorbild des Menschen geschaffen worden. Kein Wunder, dass wir dich so sehr verabscheuen. Du erinnerst uns an alles, was wir verachten.“
„Warum verabscheut ihr die Menschheit?“, fragte Falk. Sein Mund war trocken und seine Stimme rau, sein Blick aber vollkommen ruhig. „Wenn wir euch geschaffen haben, solltet ihr uns dankbar sein.“
Der Dämonenprinz lachte kurz, ein schroffes, ekliges, hasserfülltes Geräusch. „Du weißt nichts, begreifst nichts, kleiner Mann. Wir hassen euch, weil ihr real seid. Weil die Menschheit real ist, könnt ihr wachsen und euch verändern und euch entwickeln, mehr werden, als ihr vorher wart. Vergängliche sind durch ihre Natur daran gebunden, nur zu sein, was sie sind, gefangen und auf die Form beschränkt, die euresgleichen sich ausgedacht hat. Ewig existierend, ewig dazu verdammt, nie mehr zu sein als das, was wir waren, als die Menschheit uns aushustete.
Aber jetzt habt ihr das Tor und damit eine ungeahnte Hintertür in die Realität geöffnet. Jetzt ist jeder Vergängliche in der Träumerei endlich frei, sich an euch zu rächen. Wir werden alle hindurchgehen, in die Welt der Sterblichen, in all unserem schrecklichen Glanz, ohne beschworen werden zu müssen. Nach so langem Warten ist unsere Zeit endlich gekommen. Wir kommen mit Macht, um den Emporkömmling Vernunft abzuschaffen und den Tyrann Wissenschaft zu vernichten. Logik und Ordnung, Ursache und Wirkung und all die anderen Einschränkungen unserer Freiheit werden wir beiseite fegen, und die wilde Magie wird wieder die Herrschaft über alle unglücklichen lebenden Dinge innehaben. Sobald die Umlaufbahn des blauen sich wieder mit der eures Mondes überschneidet, werden wir alle hinübergehen und eure Welt nach unseren hasserfüllten Vorstellungen umgestalten. Dann wird das Chaos frei durch die Welt toben wie der Wolf durch den Schafspferch, für ewig und einen Tag. Oh, das fürchterliche Vergnügen, das wir mit dem haben werden, das einst eure Welt war.“
„Wir werden euch bekämpfen“, sagte Fischer. „Wir werden nie aufgeben. Wir haben dich das letzte Mal geschlagen.“
„Damals war ich allein“, sagte der Dämonenprinz, „und ich habe euer gesamtes Reich in Schutt und Asche gelegt.
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