Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)
wirklich raten, mit ihm zu gehen. Ihr habt nichts, was stark genug ist, ihn zu verletzen.“
„Wie viele Vergängliche gibt es genau?“, fragte Fischer, ohne ihr Schwert zu senken.
„So viele, wie gebraucht werden“, sagte der Magus, „und sie interessieren sich alle sehr für euch.“
Während der Magus noch sprach, bemerkten Falk, Fischer und Lamento andere Präsenzen, die sie lautlos aus den tarnenden Nebeln heraus beobachteten. Sie bewegten sich langsam, ohne Eile, gerade außerhalb der Grenzen menschlicher Wahrnehmung, und umkreisten die Neuankömmlinge in ihrem Reich; scheußliche, beunruhigende Dinge, die sie mit unsichtbaren Augen beobachteten und genau betrachteten. Sie kamen jetzt näher, und Falk, Fischer und Lamento fingen an, flüchtige Blicke auf hässliche Formen und schreiende Einzelheiten zu erhaschen, als würden ihre eigenen flüchtigen Gedanken dem, was in den Nebeln lag, Form und Bedeutung verleihen.
„Richtet eure Blicke fest auf mich und Blutknochen“, sagte der Magus scharf. „Ihr werdet die Dinge so sehr viel weniger bestürzend finden. Unsere Formen und unser Wesen sind durch langes Glauben bestimmt, aber nur indem ihr hier seid, habt ihr ungehörigen Einfluss. Glaubt ihr, einige Dinge, die eure Ankunft angelockt hat, wollt ihr nicht sehen. Folgt einfach Blutknochen, und er bringt euch zu jemandem, der alle eure Fragen beantworten wird. Aber gebt uns nicht die Schuld, wenn die Antworten euch nicht passen.“
Das gigantische Skelett drehte sich plötzlich um und marschierte in die Nebel, der Magus dicht hinter ihm. Um nicht an einem Ort voller Nebel und umgeben von unsichtbaren Feinden allein zu bleiben, gingen Falk und Fischer ihnen nach, die Waffen immer noch in der Hand. Lamento bildete die Nachhut, achtete sorgsam darauf, nicht mal einen kurzen Blick zu riskieren, und seine Lippen bewegten sich stumm, während er einen der kriegerischeren Psalmen betete. Die Präsenzen folgten ihnen, während sich das Grüppchen durch die wogenden Nebel bewegte, behielten aber ihren Abstand bei. Langsam begannen sich Formen aus dem Nebel zu bilden; ein Baum hier und da, stachelige Sträucher, Zweige, die herabhingen oder nach oben schossen, um ein Dach zu bilden. Das ursprungslose Dämmerlicht des Nebels verlosch langsam und wurde durch das verderbliche, scheußliche Licht des blauen Mondes ersetzt. Falk und Fischer bemerkten im gleichen Schreckmoment, dass sie wieder im Düsterwald waren. Er schien vollkommen echt – so dunkel, erdrückend und seelenzerfressend, wie sie ihn in Erinnerung hatten. Alle Bäume um sie herum waren tot und faulig, und das schreckliche geistige Grauen der Finsternis schlug mit aller bekannten alten Wucht auf ihren Geist und ihre Seelen ein. Falk und Fischer blieben dicht beieinander und atmeten trotz des Gestankes ein, um sich zu beruhigen. Lamento sang seinen Psalm jetzt laut, aber an einem so düsteren Ort war es dennoch ein leises Geräusch.
Falk wusste, wohin sie gingen, wohin sie gehen mussten. Er wusste, welches furchtbare, unsterbliche Ding darauf wartete, sie wieder zu begrüßen.
Aber obwohl er es wusste, hämmerte sein Herz schmerzhaft in seiner Brust, als sie schließlich zum fürchterlichen schwarzen Herzen des Düsterwaldes kamen, und dort, auf seinem verfaulten Thron, saß der Dämonenprinz, die unheilvolle, schreckliche Kreatur, die so kurz davor gewesen war, alles zu zerstören, das Falk je am Herzen gelegen hatte. Der Dämonenprinz sah aus wie ein Mann. Er hatte schon wie andere Dinge ausgesehen und würde es vielleicht auch wieder tun, aber im Augenblick amüsierte es ihn, auszusehen wie seine Beute. Seine Physiognomie war verschwommen, als sei sie geschmolzen und zerlaufen. Seine langen, zarten Finger endeten in Krallen, und in seinen brennenden scharlachroten Augen lagen keine menschlichen Gedanken oder Gefühle. Er war unnatürlich groß, locker zweieinhalb Meter, und so schmal, dass es fast ausgezehrt war. Sein bleiches Fleisch sah aus wie etwas, das zu lange in der Dunkelheit gelegen hatte, weich geworden und verfault war. Er kleidete sich in Fetzen und Lumpen in tiefstem Schwarz und trug einen abgerissenen breitkrempigen Hut, den er tief über seine brennenden Augen gezogen hatte. Sein breiter Riss von einem Mund war voller spitzer Zähne, und wenn er sprach, war seine Stimme leise und zischelnd und kratzte an ihren Nerven wie Fingernägel an einer Tafel.
„So schön, alte Freunde wiederzusehen“, sagte der Dämonenprinz. „Ich habe
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