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Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)

Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)

Titel: Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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kurze Blicke auf den Ort frei, den sie erreicht hatten. Er war nicht heiß, kalt, angenehm, unangenehm oder irgendetwas, das sie einfach benennen konnten. Stattdessen gab es ein ständiges, beunruhigendes Gefühl der Erwartung, als sei alles gerade im Werden. Orte, Formen und Bauwerke bildeten sich und verschwanden die ganze Zeit, immer knapp am Rande ihres Blickfeldes, verschwunden, sobald irgendeiner von ihnen sich umdrehte, um die Bilder direkt anzuschauen. Einige blieben für ein paar Augenblicke bestehen, wie Teile von Träumen, an die man sich beim Aufwachen kaum erinnerte, während andere so schnell kamen und gingen, dass sie nur verstörende Eindrücke hinterließen.
    Falk glaubte, ein großes Märchenschloss mit unwirklich hohen Mauern und schlanken Türmchen zu sehen. Er glaubte, riesige, grabähnliche Gebilde zu sehen, die wie große Napfschnecken an grimmigen grauen Mauern hingen. Manchmal glaubte er, vertraute Plätze aus seiner Vergangenheit zu sehen, aber nur zur Hälfte ausgeformt. Aber keine der Visionen hielt lange an, und keine von ihnen fühlte sich sehr real an. Es war, als probiere die Welt, die sie betreten hatten, verschiedene Kleider an, um zu sehen, was ihren neuen Besuchern am besten gefiel. Überall um sie herum waren Geräusche, die lauter und leiser wurden und sich überschnitten, von Vogelrufen bis zum Geheul von Tieren und den Unterhaltungen von Menschen in fremden Sprachen. Auch die Geräusche klangen künstlich, als spräche die Welt in Zungen; vielleicht suchte sie nach einem gemeinsamen Standpunkt, von dem aus sie kommunizieren konnte, vielleicht auch nicht.
    „Ich weiß nicht, wo wir sind“, sagte Falk schließlich. „Aber ich glaube nicht, dass es mir gefällt. Nichts fühlt sich hier fest an. Nichts ist sicher.“
    „Was habt Ihr anderes erwartet“, fragte der Magus, „im Lande Träumerei?“
    Sie zuckten alle zusammen, als der Hexer plötzlich vor ihnen erschien. Er sah aus wie immer, ein kleiner, fast distanzierter Mann in einem weiten, schwarzen Umhang. Sein Gesicht und seine Stimme waren immer noch täuschend mild, aber seine blassen grauen Augen blickten ungewöhnlich direkt. Er schien von der sich verändernden Welt um sie herum vollständig unbeeindruckt.
    „Dies ist die Welt, die der blaue Mond umkreist“, sagte der Magus ruhig. „Der Ort, dessen Licht der blaue Mond reflektiert. Dies ist Träumerei. Ich habe euch gesagt, dass ihr schließlich hierherkommen würdet, Hauptleute Falk und Fischer. Erinnert ihr euch?“ Er sah Lamento streng an. „Aber Euch habe ich nicht erwartet, Wanderer. Ihr hättet nicht herkommen sollen. Ihr könntet alles zunichte machen.“
    „Wir sind hier, weil wir uns entschieden haben herzukommen“, sagte Falk. „Also, was zur Hölle ist dieser Ort genau?“
    „Weniger ein Ort, mehr ein Bild“, sagte der Magus. „Dies ist Träumerei, die Welt der Vergänglichen, Heimat und Quelle aller wilden Magie.“
    „Augenblick mal“, sagte Fischer. „Wie seid Ihr hierhergekommen? Ihr wart nicht mit uns in der umgekehrten Kathedrale. Wie seid Ihr durch das Tor gekommen?“
    „Ich gehöre hierher“, erläuterte der Magus. „Ich bin ein Vergänglicher.“ Er sah sich um. „Es ist nicht viel, aber ich bin hier daheim. Ich war eine Weile weg. Ging in der Welt vor und zurück, hoch und runter. Wir können nur in eure Welt kommen, wenn ihr uns beschwört, wissentlich oder unwissentlich, und wenn wir zurückkehren, müssen wir warten, bis wir wieder beschworen werden. Ich habe beschlossen, in der Wirklichkeit zu bleiben, so einschränkend sie auch ist, weil sie mich fasziniert. Ihr habt mich fasziniert – die Menschheit mit all ihren Wundern und Rätseln.
    Nun bin ich wieder hier. Ich habe dieses Treffen schon so lange geplant, Hauptleute. Nicht eigens mit euch, aber mit Leuten wie euch. Helden, die Pflicht, Mut und Ehre verstehen. Zusammen haben wir die Möglichkeit, etwas Herrliches, Wunderbares und sehr Notwendiges zu tun. Wenn der Zorn Gottes es uns nicht verdirbt.“
    „Wenn ich so eine Gefahr für deine Pläne bin“, sagte Lamento, „warum tötest du mich dann nicht einfach?“
    „Weil es zu spät ist“, sagte der Magus verstimmt. „Du bist schon hier. Du musst sehr vorsichtig sein, Wanderer. Träumerei ist ein Ort des Glaubens, und ein so starker, kritikloser Glauben wie der deine könnte dich sehr gefährlich machen. Wenn das Überleben der Menschheit und der Wirklichkeit dir am Herzen liegt, dann halt den Mund und greif nicht

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