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Unter dem Deich

Unter dem Deich

Titel: Unter dem Deich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maarten 't Hart
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Brijs, »kommen wir in unserer Neujahrsversammlung der freiwilligen Feuerwehr zum Höhepunkt des Abends: die Wahl der Anzündgruppe.«
    Von seinem improvisierten Podest aus schaute Piet Brijs erwartungsvoll in den Saal.
    »Für dieses Jahr«, fuhr er fort, »hat der Vorstand folgende Kandidaten vorgeschlagen: Jan Hollander, Cor Breevaart und Niek Colenbrander. Wir waren der Ansicht, dass es gut wäre, diese Kameraden vorzuschlagen, weil sie alle im Sanierungsviertel wohnen. Sie können dort also nach Herzenslust die für unbewohnbar erklärten Häuser und verfallenen Lagerschuppen anzünden. Mit diesen Männern, die auf ein ganzes Viertel zum Abfackeln zurückgreifen können, sehen wir einem phantastischen Feuerwehrjahr entgegen. Erklärt sich die Versammlung einverstanden mit dieser Wahl, oder gibt es Gegenkandidaten?«
    Donnernder Applaus. Brijs hob beschwörend die Hände. »Schon gut, schon gut«, rief er, »per Akklamation gewählt.«
    Es war die erste Neujahrsversammlung der Feuerwehr, an der ich hatte teilnehmen dürfen, und als mein Vater und ich nach Hause gingen, fragte ich: »Wird das immer gemacht?«
    »Was?«, fragte mein Vater.
    »Wird immer eine Anzündgruppe gewählt?«
    »Ja.«
    »Aber wieso?«, wollte ich wissen. »Eine Anzündgruppe? Wozu braucht man die denn?«
    »Schau«, sagte er, »wir können doch nicht das ganze Jahr auf dem faulen Hintern sitzen. Es muss doch ab und zu ein Feuerchen geben. Sonst verdienen wir doch nichts.«
    »Und die Männer legen dann einfach ein Feuer?«
    »Wenn es nicht genug normale Brände gibt.«
    »Ich glaube dir kein Wort.«
    »So, du glaubst also, das Ganze ist ein netter Scherz?«, fragte er gut gelaunt.
    »Genau«, erwiderte ich, »die Feuerwehr wählt am 1. Januar eine Anzündgruppe! Guter Witz! Und dann auch noch aus unserem Viertel, weil wir sowieso wegsaniert werden!«
    Wie bemerkenswert diese Neujahrswahl war, zeigte sich rasch. In den ersten Monaten nach dem Jahreswechsel fror es so stark, dass die Eisblumen an den Fenstern auch über Tag nicht tauten, und mein Vater sagte: »Werden die Tage länger, werden die Fröste strenger.«
    Die Vliete froren zu. Selbst im Hafen war das leise, freudige Klirren von Eis zu hören, das im ruhigen Wasser entsteht. Und da ertönte, als die offenen Gewässer unter dem Deich bereits zugefroren waren, dreimal die Alarmglocke, die im Flur unseres Hauses montiert war. Bei minus fünfzehn Grad konnte mein Vater es sich nicht erlauben, in langen weißen Unterhosen und langärmeligem weißem Unterhemd direkt aus dem Bett zur Feuerwehrkaserne zu rennen, wie er es sonst tat. Verärgert zog er sich an. Sobald er aus dem Haus war, stand ich auf.
    »Wo willst du hin?«, fragte meine Mutter.
    »Zum Feuer!«, rief ich.
    »Bist du jetzt vollkommen verrückt geworden, es ist vier Uhr.«
    »Ich will das Feuer sehen.«
    Auf der Straße verbiss sich die Kälte sofort in meine nackten Hände und unbedeckten Ohren. Die Hände tief in den Taschen, ging ich zur Deichtreppe neben dem Pumpwerk. Vom Dach des Pumpwerks aus konnte ich das ganze Viertel unter dem Deich überblicken. Nirgends war roter Feuerschein zu sehen. Die Kälte drang bereits durch meine Kleider. Am besten war es, wenn ich losrannte, dann würde mir warm werden. Aber wohin? Zur Feuerwehrkaserne? Um dort zu erfahren, wohin die Löschwagen fuhren? Da hörte ich die hohe Sirene des Leiterwagens. Ich sah ihn auf der Fenacoliuslaan mit zwei stechenden Lampen durch die eiskalte, ungemütliche Nacht näher kommen. Er bog auf den Deich ein, fuhr in Richtung Hoogstraat. Ich rannte los. Die roten Rücklichter entfernten sich rasch, ich konnte gerade noch sehen, dass der Wagen an der Wip abbog. Ein Ruf drang an mein Ohr: »Im Baanslop brennt es!«
    Mit großen Schritten rannte ich die Wip hinab, rannte auf der Nordseite des Zuidvliet entlang, hörte bei der Druckerei de Groot das Echo meiner Schritte erschallen und war auf der Höhe des Lijndraaierssteeg, als dort ein zweiter Löschwagen eintraf. Ungeachtet der frühen Stunde hatte sich bereits eine große Menschentraube versammelt.
    »Ich krieg kein Wasser!«, hörte ich jemanden rufen.
    »Warum nicht?«
    »Der Haupthahn der Wasserleitung ist gefroren. Wir können ihn nicht aufdrehen.«
    »Dann tau ihn auf.«
    »Ich werd’s versuchen, aber es kann nicht schaden, wenn ihr in der Zwischenzeit schon mal einen Schlauch zum Zuidvliet ausrollt.«
    »Der ist komplett zugefroren, Mann, wie stellst du dir das vor?«
    »Dann hack schleunigst ein

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