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Unter dem Feuer - Silvanubis #1 (German Edition)

Unter dem Feuer - Silvanubis #1 (German Edition)

Titel: Unter dem Feuer - Silvanubis #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Greco
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unter Strom.
    Glenn thronte auf seinem Pferd, entspannt und herablassend. Wie ein schwarzer Schatten schob er sich zwischen den Bäumen hindurch. Mit einem spöttischen Lächeln ließ er einen Pfeil hervorschnellen. Alexander duckte sich, doch das Geschoss galt nicht ihm. Es surrte dicht an dem dünnen Baumstamm vorbei, an den Ronan gefesselt war, und bohrte sich von hinten durch seine massige Schulter. Ronan riss erschrocken seine Augen auf, wand sich, doch bevor auch nur ein Laut über seine Lippen kommen konnte, hatte auch Alexanders Messer sein Ziel gefunden. Ronan kippte vornüber, das kleine silberne Messer steckte bis zum Heft in seinem Hals. Glenn hatte gut gezielt und sein dröhnendes Lachen verebbte langsam, als er mit dem Wald verschmolz.
     
    *
     
    Anna spürte den Schock in allen Gliedern. Ihr grauste vor dem entsetzlichen Anblick, doch sie konnte den Blick nicht von Ronans zusammengesunkenem Körper lösen. Regungslos stand sie neben Alexander. Erin beugte sich über den Toten und ließ ihre Hand leicht über die überraschten Augen gleiten. Annas Hand umklammerte Alexanders, so fest, dass sich ihre Finger tief in seine Haut gruben. Alles war so furchtbar schnell gegangen. Wieso hatte Glenn seinen Freund kaltblütig getötet?
    »Bring sie hier weg, Alexander«, hörte sie Erins Stimme hinter sich und war dankbar, dass ihr jemand das Handeln abnahm und sie von diesem grausigen Ort fortbrachte. Sie spürte Alexanders Hand fest an ihrem Oberarm und ließ sich nur zur gern zurück zum Bach führen. Dort angekommen knickten die Beine unter ihr weg und für einen Moment wünschte sie sich, sie könnte mit Naomi tauschen, die von all dem nichts mitbekommen hatte. Die verletzte Frau lag immer noch mit geschlossenen Augen am Ufer. Anna beugte sich über das Wasser und benetzte ihre brennenden Augen mit dem erfrischenden Nass.
    »Geht es wieder, Anna?«
    Wie oft hatte sie diese Frage in den vergangenen Tagen gehört und wieder nickte sie. Natürlich, es ging immer, irgendwie …
    »Warum?« Sie sah Alexander an und stellte fest, dass seine bronzene Haut eine Schattierung blasser zu sein schien.
    »Ich weiß es nicht, Anna. Aber es war mein Messer«, fügte er tonlos hinzu.
    Anna fuhr zusammen. Nein, das durfte er nicht. Er durfte nicht auch noch dafür die Verantwortung übernehmen. Sie wusste genau, wie sich das anfühlte. Man konnte nur ein gewisses Maß an Schuld mit sich herumtragen. Wenn es zu viel wurde, zerbrach man daran. Wie oft hatte Peter sie daran erinnert, als sie sich wieder und wieder vorgeworfen hatte, in der Bombennacht nicht bei ihren Eltern gewesen zu sein. Nächtelang hatte sie mit dem Schicksal gehadert und gegrübelt, ob sie sie vielleicht hätte retten können.
    Entschieden spritzte sie sich eine Handvoll Wasser ins Gesicht und legte ihre Hand auf Alexanders Schulter. »Du musst damit aufhören. Du bist nicht für alles verantwortlich. Glenn ist durchtrieben und bösartig und er kennt sich hier aus. Wer weiß, wie er an dein Messer gelangt ist. Sieh mich an.« Langsam hob er seinen Kopf und blickte ihr in die Augen. »Es ist nicht deine Schuld, glaub es mir.« Ein trauriges Lächeln umspielte seinen Mund. »Bitte, Alex.« Anna griff noch ein wenig beherzter zu und langsam entspannte er sich. Hatte sie ihn gerade Alex genannt?
     
    Da sie weder eine Schaufel noch eine Hacke griffbereit hatten, dauerte das Ausheben des Grabes länger, als ihnen lieb war. Schwer atmend krempelte sich Alexander seine Hose hoch, entledigte sich des Hemdes und watete langsam durch das kalte Wasser. Breitbeinig stand er im Bach und wusch sich Staub und Schweiß vom Körper. Erin hatte sich neben Naomi ans Ufer gesetzt und sprach leise mit ihr. Sie hatte inzwischen die Augen aufgeschlagen und war halbwegs ansprechbar. Anna saß ein wenig abseits, hatte ebenfalls ihre Jeans hochgerollt und ließ die Füße ins Wasser baumeln. Gestern noch hatte sie gedacht, es könnte nicht mehr schlimmer kommen und sich damit abgefunden, gemeinsam mit den Schwestern, Alexander und den Gefangenen ihre Reise fortzusetzen. Neugierig und beinahe ein wenig aufgeregt war sie heute Morgen aufgebrochen. Doch jetzt … Sie zwang den Impuls nieder, sich umzudrehen und zu der Eiche oder dem Erdhügel zu schielen, unter dem sich Ronans Leiche befand. Stattdessen beobachtete sie Alexander. Er hatte ihr den Rücken zugedreht und sich gebückt, um Wasser zu schöpfen. Sie bemerkte das Spiel der deutlich ausgeprägten Rückenmuskulatur, als ihr

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