Unter dem Feuer - Silvanubis #1 (German Edition)
er hinter ihr aufsaß. Annas Anspannung ließ ein wenig nach, als sie Alexanders Brust an ihrem Rücken spürte und sie lehnte sich dankbar an ihn. Erin nickte ihr anerkennend zu, stieg hinter Naomi in den Sattel, schnalzte mit der Zunge und ließ ihren Hengst in einen leichten Trab fallen. Ronans dunkelbraunes Pferd folgte und Anna war froh, dass sie im Sattel vor Alexander saß. Oskar sprang freudig neben ihnen her, weil es endlich weiterging.
Sie kehrten zu dem schmalen Pfad zurück, und als die Pferde in einen zügigen Galopp fielen, sprang der schwarze Hund übermütig von einem Pferd zum anderen. Wenigstens einer amüsiert sich hier. Verbissen krallte Anna sich an der Mähne fest.
Kapitel 11
Fenris
D en staubigen Feldweg hatten sie schnell hinter sich gelassen, ritten über endlose Wiesen, entlang bestellter Felder und zwischen Büschen und Sträuchern hindurch. Die sanften Hügel wichen schroffen Steigungen und absackenden Gefällen, sodass Alexander es letztendlich Erin gleichtat und seinen Arm fest um Annas Taille schlang. Anfangs hatte er die Fülle der Natur und die abwechslungsreiche Landschaft noch bewundert; das saftige Grün der Wiesen, bekleckst mit weißen und gelben Tupfen der ersten Frühlingsblumen. Der leuchtend blaue Himmel über dem gedämpften Grün der vor ihnen liegenden Wiesen und Wälder. Immer wieder stießen sie auf Häuser, Blockhütten mit Reetdach, und ab und zu trafen sie auf Menschen. Niemand hatte sie angegriffen oder sich ihnen in den Weg gestellt. Im Gegenteil, kaum jemand schien von ihnen Notiz zu nehmen. Merkwürdig. Eigentlich mussten sie auffallen. Ihre Kleidung, Alexanders abgetragene graue Stoffhose, Annas Jeans, passte so gar nicht hierher. Beinahe alle, denen sie begegneten, trugen wildlederne Hosen und tunikaartige Oberteile. Naomi hing mehr tot als lebendig im Sattel. Erin nickte dem ein oder anderen zu, man kannte die Schwestern. Doch je länger und beschwerlicher die Reise, desto mehr nahm Alexanders Interesse an der fremden Umgebung ab, bis er sich schließlich nur noch darauf konzentrierte, Erin zu folgen und Anna davor zu bewahren, vom Pferd zu rutschen. Die untergehende Sonne tauchte den Himmel bereits in eine verwaschene Farbmischung aus Blau, Blutrot und Orange, als sie ihr Weg zurück in einen Wald führte.
»Ist es noch weit?« Nicht zum ersten Mal sah sie über die Schulter. Die Pferde suchten den Waldboden nach Grashalmen ab, während die Reiter ihre Glieder ausstreckten.
»Das ist die letzte Pause, Anna.« Erin versuchte, ihrer Schwester aus einer silberglänzenden Flasche Wasser einzuflößen. »Zwei Stunden noch, höchstens.«
Anna blinzelte durchs Blätterdach und schüttelte den Kopf. Zu spät. Bald war die Sonne verschwunden. Erneut sah sie besorgt gen Himmel. »Eine Stunde, dann ist es dunkel«, flüsterte sie. Alexander folgte ihrem Blick durch den dunkelgrünen Baldachin, seufzte tief und presste die Lippen zusammen. Offenbar war sie nicht die Einzige, die beunruhigt war.
Erin reichte Alexander entschieden eine der beiden Fackeln, die bislang an ihrem Sattel gebaumelt hatten. »Wir brauchen Feuer, um uns verteidigen zu können. Für den Fall …« Sie unterbrach sich, als sie sah, wie Anna zusammenzuckte. »Gut, dass du das Feuerzeug hast. So müssen wir nicht erst ein Lagerfeuer in Gang bringen. Ein wertvoller Schatz, dieses kleine Ding.«
Anna reichte Erin das zerkratzte Feuerzeug und stellte fest, dass die leuchtende Fackel sie beruhigte, so wie die dicke braune Kerze auf dem Tisch hinter ihrem Bett im Sonneneck es immer getan hatte.
»Ohne Flammen kann man keine Feuerkugeln formen«, erklärte Erin und entzündete auch Alexanders Fackel. »Dann wollen wir mal. Ich möchte das Tempo verschärfen. Haltet euch gleich gut fest. Alexander, kannst du die Fackel und die Zügel halten? Und außerdem auf Anna achtgeben?«
Er zuckte mit den Schultern. »Es wird schon gehen. Und du? So wie es aussieht, kann sich Naomi nicht mehr allein im Sattel halten.«
Erin zog eine finstere Grimasse und ersparte sich eine Antwort. Alexander half, die verletzte Frau zurück in den Sattel zu schieben, klopfte Oskar auf das schwarze Hinterteil und saß hinter Anna auf. Wortlos griff Erin nach einem Seil und band ihre Schwester an dem starken Pferdenacken fest. Sie griff nach der Fackel, rutschte hinter Naomi in den Sattel und schnalzte mit der Zunge. Die Pferde setzten sich in Bewegung.
Nicht nur das flackernde Licht der Fackeln beruhigte, auch
Weitere Kostenlose Bücher