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Unter dem Georgskreuz

Unter dem Georgskreuz

Titel: Unter dem Georgskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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spöttelte. »Das ist ja das Schlimme mit Halifax. Mehr Soldaten als Arbeiter, mehr Kriegsschiffe als Handelsfahrer. Ich hab gehört, daß es hier vor fünf Jahren fünfmal mehr Bordelle gab als Banken!« Dann wurde er plötzlich ernst, als sei eine Maske über sein Gesicht gerutscht. »Aber alles ändert sich. Wenn der Krieg erst vorbei ist, wird der Handel sich ausdehnen. Es wird ganz neue Märkte geben. Dafür brauchen wir Schiffe und Männer, die auf ihnen dienen, ohne Furcht vor einem plötzlichen Tod in einer feindlichen Breitseite.« Er kniff ein Auge zusammen. »Oder unter den Peitschenhieben eines übereifrigen Offiziers, hab ich recht?«
    Keen hatte sich zu ihnen gesellt und hörte zu. »Und der andere Freund meines Vaters? Ich dachte, ich würde ihn hier heute treffen!«
    Adam sah ihn an. Keen hatte sie mit voller Absicht unterbrochen, um jede offene Auseinandersetzung zu unterbinden, noch bevor sie begann.
Sieht man mir das so an?
    »Ach, David St. Clair?« Er schüttelte den Kopf. »Es dauert noch etwas, bis er zurückkehren wird. Ungestüm, das ist unser David. Sie kennen ihn ja.«
    Keen zuckte mit den Schultern. »Ich habe ihn selten getroffen. Was ich sah, gefiel mir. Schiffbau – mit Unterstützung der Admiralität. Das klang alles sehr wichtig.«
    »Nun ja, seit seine Frau starb…« Er legte Keen die Hand auf den Arm. »Entschuldigung, Val. Ich hab nicht dran gedacht…«
    Keen antwortete nur: »Ich hab von seiner Reise gehört. Ist er allein unterwegs?«
    Massie grinste, hatte seine dumme Bemerkung von eben schon wieder vergessen. »Nein, seine Tochter ist bei ihm, können Sie sich das vorstellen? Ich wette, er bedauert, daß er Rücksicht auf eine Frau nehmen muß, selbst wenn sie zur Familie gehört.«
    Adam hob sein Glas und hielt inne, als er Keens Gesicht sah. Überraschung? Nein, mehr als das.
    »Ich dachte, sie ist verheiratet!«
    Massie nahm wieder ein Glas vom Tablett. »Daraus wurde nichts. Ihr künftiger Ehemann war Soldat.«
    Keen nickte. »Ja, das hörte ich.«
    »Nun ja, er entschied sich, der Trommel zu folgen statt einem attraktiven Weibsbild.« Er seufzte schwer. »Und als dann plötzlich ihre Mutter starb, beschloß sie, David weiter Gesellschaft zu leisten.«
    Keen starrte ins nahe Feuer. »Riskant, meiner Meinung nach.«
    Massie wischte ein paar Tropfen Wein von seiner Jacke.
    »Hab ich nicht recht? Ihr Seeleute und Soldaten betrachtet alles aus dem Blickwinkel möglicher Gefahren, als Teil dunkler Strategien!« Er schaute auf die Uhr. »Zeit zum Essen.« Er ging davon, nickte gelegentlich Gästen zu und übersah andere geflissentlich.
    Keen fragte: »Sie mögen ihn nicht sehr, oder?«
    Adam beobachtete eine große Frau mit nackten Schultern. Sie beugte sich vor, um ihrem kleineren Begleiter zuzuhören. Dann lachte sie und streichelte ihn. Selbst ganz nackt hätte sie nicht aufreizender sein können.
    »Ihn nicht und seinesgleichen auch nicht, Sir!« antwortete er. Ein Lakai zog die großen Vorhänge zu, und das dunkle Hafenwasser verschwand aus ihren Blicken. »Jeden Tag und jede Stunde sterben Männer. Doch wohl für etwas anderes als für Profite, oder?« Er hielt inne.
    »Machen Sie weiter, Adam. Denken Sie an das, was Ihr Onkel sagen würde. Hier gibt es keine Offiziere, nur Männer.«
    Adam setzte sein Glas ab und meinte: »Handelswaren, Lebensmittel – und Begleitschiffe, die diese Handelsschiffe schützen und die Seewege offenhalten –, das ist alles zweifellos nötig –
aber so werden wir keinen Krieg gewinnen.
Wir müssen uns mit ihnen einlassen wie mit den Franzosen und allen anderen, gegen die wir kämpften. Es reicht nicht, nur über die Zukunft des Handels zu räsonnieren und über sein Wachstum nachzudenken, wenn die blutige Arbeit hinter uns liegt!«
    Leise antwortete ihm Keen: »Wissen Sie eigentlich, wie sehr Sie Sir Richard gleichen? Wenn nur…« Er sah zur Seite. »Verdammt noch mal.«
    Aber er meinte nicht Massie, sondern den Flaggleutnant de Courcey.
    Adam fragte sich, was Keen wohl sagen wollte und warum er so auf die Ankunft des Leutnants reagiert hatte.
    »Ich entschuldige mich«, sagte de Courcey, »aber es kam jemand hierher, in dieses Haus, ohne Verabredung oder Entschuldigung und verlangte, Sie zu sehen.« Er schien entsetzt. »Ich habe ihn nach Hause geschickt mit einem gehörigen Anpfiff, glauben Sie mir.« Er blickte auf den Lakaien, der sich auf die Treppe gestellt hatte und den Stab hob, um das Abendessen anzukündigen. »Völlig

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