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Unter dem Georgskreuz

Unter dem Georgskreuz

Titel: Unter dem Georgskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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laufen. Wie eine schmale Feder die helle Leinwand der Reaper. Sie floh noch nicht, doch sie hatte ihre Entdecker natürlich schon wahrgenommen. Drei Schiffe auf konvergierenden Kursen. Die Männer der Reaper würden mit dem Mut der Verzweiflung bis zum eigenen Tod kämpfen. Denn der stand ihnen nach einer kurzen formellen Kriegsgerichtsverhandlung sowieso bevor. Die Strafe, die auf Meuterei stand, kannten sie, noch ehe sie die Flagge gestrichen hatten. Er fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. Und ihren Kapitän ermordet hatten… Keen lieh ihnen seine Stimme: »Sie werden sich auf keinen Kampf einlassen!«
    Adam wandte sich wieder Urquhart zu. »Lassen Sie alle Mann auf Station pfeifen. Und machen Sie das Schiff dann kampfbereit.« Er schritt zur Achterreling und dann wieder nach vorn, in Gedanken ganz bei diesem plötzlichen Wechsel des Glücks. Wollten die nur ihre Verachtung zeigen, eine Drohgebärde? Wahrscheinlich beides. Denn schon die
Taciturn
allein war mit ihren Kanonen der kleineren Reaper weit überlegen.
Valkyrie
könnte sie gar aus dem Wasser puste n, ohne auch nur in ihre Schußweite zu kommen.
    »Sie hält ihren Kurs!« sagte Keen. Er hob die Arme, als sein Diener erschien und ihm den Säbel einhenkte.
    »Schiff klar zum Gefecht, Sir!«
    Adam sah den Ersten Offizier verblüfft an. Er hatte das Rasseln der Trommeln kaum gehört, auch nicht das Rennen der Seeleute und Seesoldaten auf ihre Stationen. Jetzt herrschte wieder Stille. Jede Kanone war vollständig bemannt, auf den Decks lag Sand gestreut. Die scharlachroten Jacken der Seesoldaten sah man an den Finknetzen und hoch oben in den Krähennestern für die Scharfschützen. Peter Dawes hatte sie gut gedrillt. Oder vielleicht lag es auch an Urquhart, der sich durch nichts beeindrucken ließ.
    »Signal an die
Taciturn
: Zum Flaggschiff aufschließen!« sagte Keen. Er schritt davon, als de Courcey die Signalgasten zu größerer Eile antrieb. Die Flaggen rauschten nach oben.
    »Befehl bestätigt, Sir!«
    Von der
Doon
war noch nichts zu sehen. Ihre Toppleute würden sicher scharf Ausguck halten und dabei ganz froh sein, mit all dem hier noch nicht befaßt zu sein.
    »Die
Reaper
zeigt ihre Zähne.«
    Ohne Glas war keine Veränderung zu entdecken. Doch als Adam sein Teleskop wieder auf die Schulter des Midshipman stützte, sah er auf dem anderen Schiff die Linie der Kanonenmündungen durch die Geschützpforten ragen. Keen sagte: »Sobald Sie bereit sind, Kapitän Bolitho!«
    Sie sahen sich jetzt wie Fremde an.
    Adam rief laut: »Wie beim Drill, Mr. Urquhart.« Einige Männer in seiner Nähe drehten sich um und grinsten. »Laden und ausrennen!«
    »Geschützpforten auf!« Monteith, der Vierte Offizier, ließ seine Pfeife schrillen und mit lautem Gebrüll warfen die Männer sich in die Zugseile und rissen ihre Kanonen nach vorn, die Mündungen durch die offenen Pforten. Mit achterlichem Wind hatten sie es leicht. Falls sie den Kurs änderten oder die Luvposition verloren, wäre es schlimmer. Dann hätten sie die ganze Zeit bergauf zu arbeiten – nach den Worten erfahrener Stückführer.
    Adam drehte sich um, als der junge Whitmarsh ohne Eile seinen Weg durch die Männer an den Kanonen und die aufmerksamen Seesoldaten fand. Er hielt Adams neues Entermesser wie einen Talisman. Adam schaute sich nach den anderen auf dem Achterdeck um. George Starr, sein alter Bootsführer, müßte doch eigentlich hier sein, genau wie Hudson. Doch beide waren tot wie die vielen anderen, an deren Gesichter er sich so schmerzlich erinnerte, daß er fast die Gegenwart vergaß.
    Er wartete, bis der Junge das Entermesser eingehenkt hatte und sagte: »Los, unter Deck, mein Junge. Keine Heldentaten heute.« Er sah, wie enttäuscht Whitmarsh war, und fügte sanfter hinzu: »Ich muß dich doch nicht jedesmal daran erinnern, oder?«
    Keen stand jetzt neben ihm. »Was rechnen die sich aus?«
    Adam sah, wie alle Gläser auf die ferne
Taciturn
gerichtet waren, und hörte de Courcey mit unbewegter Stimme ein Signal entziffern. Dann ließ er sein Glas sinken und plötzlich war ihm alles klar: »Sie haben Geiseln an Bord, Sir!«
    »Das also haben sie vor. Sie werden an uns vorbeisegeln, weil sie wissen, daß wir nicht schießen werden.« Er dachte nach, schien das selber nicht zu glauben. »Ob sie das wirklich tun?«
    »Vielleicht bluffen Sie nur, Sir.« Doch Adam wußte, daß dem nicht so war. Es war alles, was der Feind noch hatte. Bei diesem Wind wären sie in weniger als einer

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