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Unter dem Georgskreuz

Unter dem Georgskreuz

Titel: Unter dem Georgskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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begleitenden Kriegsschiffe zu kümmern.
    Ein Fehler also, reine Zeitverschwendung? Oder hatten die Amerikaner sie wieder einmal an der Nase herumgeführt? Die Aufklärung des Gegners suchte ihresgleichen. Über St. Clair Bescheid zu wissen und in seiner Aufgabe eine direkte Gefährdung eines größeren Plans zu erkennen, paßte zu der unverfrorenen Art, in der sie die
Reaper
genommen hatten. Die Nachricht von dieser Schande würde durch die gesamte Flotte eilen – trotz oder gerade wegen der Strafen, die über die Männer verhängt würden, die gegen ihren Kapitän und gegen die Krone gemeutert hatten.
    Der Geleitzug war seit längerem unterwegs und stand jetzt weit draußen im Atlantik. Er konnte nur so schnell segeln wie das langsamste Handelsschiff – ein elender Zustand für die Begleiter, die Fregatten und die Briggs. Doch in ein paar Tagen wäre er in Sicherheit.
    Ehe sie die Bermudas verlassen hatten, hatte Avery an Land den Ersten Offizier der
Reaper
im Lazarett in Hamilton besucht. Bolitho hätte sich gern selber mit dem einzigen überlebenden Offizier der
Reaper
unterhalten, der bis zum makabren Angriff auf seinen Kapitän und dessen furchtbarem Ende dabeigewesen war. Doch die
Reaper
gehörte zu seinem eigenen Geschwader. Er durfte sich nicht persönlich mit Männern befassen, deren Urteile er vielleicht selber unterzeichnen mußte.
    Der Kapitän der
Reaper
war Sadist und Tyrann gewesen – etwas, das Bolitho nur nach sorgfältigem Abwägen behauptete. Er war von einem anderen Kommando auf die
Reaper
versetzt worden, um sie wieder in ein funktionierendes und verläßliches Kriegsschiff zu verwandeln und ihren Ruf wiederherzustellen. Doch schon bald war bei dieser Aufgabe eine andere Seite seines Charakters sichtbar geworden. Vielleicht war er ja gerade wegen seiner Brutalität von seinem früheren Kommando freigestellt worden? Jeder Kommandant, der auf sich allein gestellt segelte, durfte nie das Gleichgewicht zwischen Disziplin und Tyrannei verlieren. Nur die Achterdeckswache, die paar königlichen Seesoldaten, stand zwischen ihm und lodernder Rebellion. Doch selbst wenn sie provoziert war, vergeben werden konnte sie nie.
    Tyacke fragte: »Noch Befehle, Sir?«
    Bolitho drehte sich vom Licht weg und merkte, daß Yovell und Avery die Kajüte bereits verlassen hatten. Sie verstanden seinen Wunsch, sich unter vier Augen mit seinem Flaggkapitän zu beraten. Solche Rücksicht berührte ihn jedesmal wieder tief.
    »Ich bitte um Ihre Meinung, James! Nach Halifax zurück, um zu erfahren, was gespielt wird? Oder hierbleiben und damit unser Geschwader schwächen?«
    Tyacke rieb sich die narbige Seite seines Gesichts. Er hatte den Brief bemerkt, der Bolitho überreicht worden war, und war überrascht von seinem Neid. Wenn doch nur… Er dachte an den Wein, den Lady Catherine ihm an Bord geschickt hatte, ebenso wie den Stuhl mit dem grünen Leder, in dem Bolitho jetzt saß, ihre Geschenke, ihre immerwährende Anwesenheit in seiner Kajüte. Mit einer Frau wie ihr… »Was ist, James?« fragte Bolitho. »Sie kennen mich lange genug, um Ihre Meinung zu äußern.«
    »Ich glaube, daß die Yankees –«, er grinste verlegen, weil er an Dawes dachte, »– daß die Amerikaner sehr bald handeln müssen. Vielleicht sind sie sogar schon unterwegs. Konteradmiral Keens Information über den Schiffbauer, diesen St. Clair, deutet in diese Richtung. Wenn wir hier erst mehr Schiffe zur Verfügung haben – was wir haben werden, wie Ihre Lordschaften sagen, wenn Bonaparte endgültig geschlagen ist –, müssen sie mit einer Blockade ihrer gesamten Küste rechnen. Handel, Schiffahrt, Versorgung – alles käme zum Erliegen.« Er machte eine Pause und schien zu einer Entscheidung zu kommen. »Ich habe mit Isaac York gesprochen. Er ist ganz sicher, daß sich das Wetter hält.« Wieder ein kleines, gewinnendes Lächeln, das selbst durch seine Entstellung nicht beeinträchtigt werden konnte. »Außerdem hat mir mein neuer Zahlmeister versichert, daß wir Vorräte für einen weiteren Monat an Bord haben. Natürlich werden ein paar Kerle dagegen stänkern, aber das wird uns nicht stören.«
    »Wir bleiben also auf unserer Patrouille? Wollen Sie das sagen?«
    »Sehen Sie, Sir, wenn Sie ein Yankee wären auf einem verantwortlichen Posten mit guten Schiffen, mal ganz abgesehen von den Franzosen – was würden Sie dann tun?«
    Bolitho nickte und dachte nach. Er konnte sich die unbekannten Schiffe ganz gut vorstellen, so klar wie sie der

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