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Unter dem Georgskreuz

Unter dem Georgskreuz

Titel: Unter dem Georgskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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öffnete die Blende seiner einzigen Laterne etwas. Doch statt einer kleinen Flamme sah er das große Feuer, halb über roter und halb über weißer Asche. Sie hatte ihn an der Hand durch das Zimmer geführt. »Es wird kalt heute nacht!«
    Er hatte versucht, sie zu berühren, ihren Arm zu nehmen, doch sie hatte sich ihm entzogen, hielt die Augen im Schatten und beobachtete ihn. »Auf dem Tisch steht Wein. Der täte uns gut, nicht wahr?« Sie hatte nach der Zange neben dem Korb voller Holzkloben gegriffen.
    »Lassen Sie mich das tun!« Sie knieten nebeneinander und sahen die Funken wie Glühwürmer den Kamin hochwehen.
    Sie sagte: »Ich muß gehen. Ich muß noch was erledigen.« Sie hatte ihn dabei nicht angeschaut. Später war ihm klar, daß sie es nicht gekonnt hatte.
    Das Haus war still wie ein Grab, das Zimmer lag weit entfernt von der Straße und dem gelegentlichen Klappern eines Kutschrads.
    Avery hatte mit Frauen nicht viel Erfahrung, bis auf eine kurze Affäre mit einer französischen Dame. Die hatte verwundete und kranke Kriegsgefangene besucht. Von Zuneigung war dabei nicht die Rede gewesen, nur von nacktem Verlangen, das ihn irgendwie gedemütigt zurückließ.
    Er konnte immer noch nicht glauben, was in London geschehen war.
    Sie war aus dem Schatten wieder herausgetreten, ganz in Weiß, ihre nackten Füße auf dem Teppich.
    »Da bin ich,
Mister
Avery!« Sie lachte sanft, als er sich von dem Feuer erhob. »Du hast gesagt, daß du mich liebst.« Sie streckte ihre Arme aus. »Zeig es mir.«
    Er hielt sie, zuerst sanft, dann fester. Als er über ihren Rücken strich, merkte er, daß sie unter diesem lockeren Gewand nackt war.
    Dann spürte er, wie sie zitterte, obwohl ihr Körper warm, ja heiß war. Er versuchte sie zu küssen, aber sie drückte nur ihr Gesicht an seine Schulter und wiederholte:
»Zeig es mir!«
    Er hatte ihr das Gewand abgestreift und hielt sie Augenblicke später wieder in den Armen. Er konnte nicht mehr warten, selbst wenn seine Sinne es erlaubt hätten. Er trug sie auf das breite Bett und kniete über ihr, berührte sie, erforschte sie, küßte sie vom Hals bis zu den Schenkeln. Er sah, wie sie den Kopf hob, um ihm zuzuschauen, als er seine Kleider abstreifte. Im Kaminlicht leuchtete ihr Haar wie lebendiges Gold. Dann hatte sie sich mit ausgebreiteten Armen wie gekreuzigt wieder zurücksinken lassen.
    »Zeig es mir!«
Sie hatte sich gewehrt, als er ihre Handgelenke packte, hatte sich hin und her geworfen. Aber ihr Körper bog sich ihm entgegen, als er sein Begehren nicht mehr zügeln konnte.
    Sie war bereit, hatte ihn an sich gezogen, leidenschaftlich und zärtlich, und hatte ihn tief in sich aufgenommen, bis sie beide erschöpft waren.
    Dann murmelte sie: »Das war Liebe, Mister Avery!«
    »Ich muß gehen, Susanna.« Zum ersten Mal nannte er ihren Vornamen.
    »Zuerst ein Glas Wein!« Sie hatte sich auf einen Ellbogen gestützt, machte keinen Versuch, sich zu bedecken. Sie wehrte sich auch nicht, als er sie wieder streichelte. Sie begann ihn zu locken und reizte ihn wieder, bis er wußte, daß er sie jetzt nicht verlassen könnte. Als sich der Morgen näherte, hatten sie endlich den Wein probiert und waren wieder vor den Kamin gezogen, der im grauen Licht fast erloschen war.
    Der Rest war verschwommen, unwirklich. Er warf sich in seine Kleider, und sie sah ihm dabei zu, nackt bis auf seinen Dreispitz. Dann hatte er sie noch einmal umarmt, fand keine Worte mehr. Der unmögliche Traum, der wahr geworden war, hatte Körper und Seele aufgewühlt.
    Sie flüsterte: »Ich habe dir eine Kutsche versprochen!«
    Er hatte sie an sich gedrückt: »Nicht nötig. Ich könnte nach Chelsea fliegen!«
    Der Augenblick der Trennung war schmerzlich, fast entsetzlich.
    »Es tut mir leid, wenn ich dich verletzt habe, Susanna. Ich bin… so unbeholfen.«
    Sie lächelte. »Du bist ein Mann. Ein richtiger Mann.« Vielleicht hatte er sie gebeten: »Schreib mir doch!«
    Aber ehrlicherweise wußte er nicht, ob er das gesagt hatte. Die Tür schloß sich hinter ihm, und er ging die Treppe hinunter auf die Haustür zu, wo jemand neue Kerzen für seinen Heimweg bereitgestellt hatte.
Loyal und verschwiegen.
    Jemand klopfte an die leichte Tür, ließ ihn hochschrecken. Ozzard stand draußen, hielt ein kleines Tablett unter dem Arm. Einen Augenblick glaubte er, er habe alles laut erlebt, mit Ozzard als Zuhörer.
    Doch Ozzard meinte nur: »Sir Richard läßt grüßen und würde Sie gern achtern sprechen.«
    »Natürlich.«

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