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Unter dem Herzen: Ansichten einer neugeborenen Mutter (German Edition)

Unter dem Herzen: Ansichten einer neugeborenen Mutter (German Edition)

Titel: Unter dem Herzen: Ansichten einer neugeborenen Mutter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildikó von Kürthy
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genetisch an die Familie kettet. Ich kenne etliche ernstzunehmende Menschen, die der Ansicht sind, dass die Mutterliebe durch das leibliche Band, dem sie entspringt, unvergleichlich ist. Dass Mütter anders und intensiver lieben als Väter. Insofern mag tatsächlich auch die Erfüllung, die Frauen in ihren Kindern suchen oder erfahren, eine intensivere sein.
    Sind Frauen, die sich mehr auf ihre Karriere als auf ihre Kinder konzentrieren, genetische Ausnahmen oder gar Mutationen? Ist es «unnatürlich», wenn sich Frauen ganz gegen Kinder entscheiden? Andererseits muss man ja auch wirklich nicht alles annehmen und mitmachen, was uns als natürlich verkauft wird. Es ist ein unangenehmes und spannendes Thema, und ich hoffe, dass sich das Leben verändert und die Frau nicht einfach auf die Familie zurückgeworfen wird, dieses wackelige Gebilde.
    Wäre es anders, würden viel mehr Frauen Karriere im Beruf machen. Frauen scheiden deshalb freiwillig aus der Berufskarriere aus, weil sie sich für die Familie entscheiden. Man kann das nachvollziehen: Eine Frau, die beispielsweise mit 45 ihren Managerjob verliert und ohne Familie und Kinder dasteht, hat es viel schwerer als ein Mann in der gleichen Situation. Weshalb sollte sie das Risiko eingehen?
    Aber können Frauen nicht wie Männer eine Kunststiftung gründen oder Berater werden, wenn sie ihren Job verloren haben? Allerdings stimmt es vermutlich, was Sie sagen, eine beruflich gescheiterte Karrierefrau wirkt gescheiterter. Aber es wäre schön, wenn ich das anders empfinden würde. Emanzipation sollte doch bedeuten, dass Frauen auch in ihrem Versagen gleich behandelt und wahrgenommen werden.
    Eine Frau kann sich im Beruf abrackern, aber vermutlich ist es effizienter, wenn sie sich von Anfang an einen reichen Mann sucht.
    Für Frauen gibt es immer noch diese scheinbar verlockende «Karriere»-Alternative: selber nix können, aber sich einen Partner suchen, der was kann. Würden Sie, hätten Sie eine Tochter, ihr dazu raten? Ich hoffe, selbst Sie konservativer Knochen täten das nicht. Denn in Zeiten von wasserdichten Eheverträgen und explodierenden Scheidungsraten sind reiche Männer keine sichere Bank mehr, und als Frau bist du zunächst noch schön und blöd. Aber in fünfzehn Jahren bist du nur noch blöd. Und das ist dann richtig schön blöd.
    Ist eine Frau unvollständig, wenn sie keine Kinder hat?
    Das ist von Frau zu Frau verschieden. Ich finde Frauen toll, denen nichts fehlt, wenn sie keine Kinder haben. Das bewundere ich.
    Sie haben mal gesagt: «Um nichts in der Welt möchte ich heutzutage ein Mann sein müssen.» In vier Monaten soll Ihr Sohn auf die Welt kommen. Tut er Ihnen jetzt schon leid?
    Wie schade, dass Sie sich an dieses Zitat noch erinnern! Und ja, er tut mir ein bisschen leid. Und ich mir auch. Derzeit ist es unklar, was eigentlich unter einem guten Mann zu verstehen ist. Vorbilder fehlen. Es ist eine große Herausforderung, einen Jungen zu einem guten Mann zu erziehen. Ich arbeite da gewissermaßen an einem Prototyp. Aber auch da bin ich guter Hoffnung.
    Macht Ihnen der Gedanke Angst, bald Mutter zu werden?
    Ich bereite mich auf unser Kind vor, indem ich versuche, mir möglichst wenig vorzumachen. Was ich vermute: In wenigen Bereichen wird so viel Idyll-Korrektur betrieben wie beim Muttersein und Mutterwerden. Wer ist denn schon ernsthaft begeistert, wenn er nicht mehr durchschlafen kann, geschwollene Füße hat, sich die Bluse mit Fruchtwasser versaut, einen Ausgehabend drei Wochen im Voraus planen und dann zwei Stunden vorher wegen kotzenden Kinds absagen muss? Das ist einfach nicht schön. Ich sehe haufenweise Paare, die sich trennen, nachdem sie ein ersehntes Kind bekommen haben, es aber einfach miteinander nicht auf die Reihe bekamen. Ein Kind bedeutet auch immer Krise. Je mehr man sich das vorher klarmacht, desto weniger ist man später überrascht. Hoffe ich zumindest. Fragen Sie mich in einem halben Jahr noch mal, wenn ich Ihnen hier mit schwarzen Augenringen und Kinderkotze im Haar gegenübersitze.
    Werden Sie Ihrem Sohn Ihre Bücher zu lesen geben, damit er möglichst schnell lernt, wie die Frauen ticken?
    Wahrscheinlich wird er sich zu Tode schämen, wenn er meine Bücher liest, und aus Protest lieber Schopenhauer auswendig lernen. Und was nützte es ihm schon, zu wissen, wie Frauen ticken? Wenn einer die weibliche Seele besonders gut versteht, darf er den Mädels immer freundschaftlich Rat geben, wenn sie mal wieder mit den falschen

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