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Unter dem Herzen: Ansichten einer neugeborenen Mutter (German Edition)

Unter dem Herzen: Ansichten einer neugeborenen Mutter (German Edition)

Titel: Unter dem Herzen: Ansichten einer neugeborenen Mutter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildikó von Kürthy
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– und wenn, dann ist es schon so lange her, dass ich meinem Baby nicht die Schuld für den Verlust meiner Coolness in die Lauflernschühchen schieben kann. Und ich war ja auch noch nie der Typ Frau, der nicht unbelästigt eine Straße überqueren konnte. Ich musste schon immer erst was sagen, um Köpfe zu verdrehen.
    Was das Geldverdienen angeht, habe ich ebenfalls Probleme, aber andere. Ich gehöre zu den Frauen, die es sich nicht leisten können, «nur» Mutter zu sein. Ich glaube aber auch, dass ich mich nicht wohl fühlen und womöglich die Anführungsstriche in die Luft malen würde. Die Frage stellt sich allerdings nicht, denn wir können auf mein Einkommen nicht verzichten.
    Das setzt mich unter genau den gleichen Druck, unter dem Männer üblicherweise stehen, nämlich maßgeblich verantwortlich oder mitverantwortlich zu sein für die Existenz der Familie. Und es schenkt mir genau die gleiche Freiheit, die üblicherweise Männern zuteilwird: die Freiheit, die mit der Macht des Geldes einhergeht.
    Denn Emanzipation ist immer auch eine Frage des Geldes. Meine Meinung.
    Solange du als Frau und Mutter immer nur «ein bisschen was dazuverdienst», wirst du diejenige sein, die nachts aufsteht, wenn Kind Fieber. Die sich freinimmt, wenn Kind Scharlach. Die spätabends Kuchen backt, wenn Kind Geburtstag. Die abends zum Kita-Infoabend geht, weil Mann erschöpft, weil voll berufstätig und Ernährer der Familie.
    Geld ist Macht. Und die geben Männer, verständlicherweise, oft nur ungern ab. Es ist absolut erschreckend, wie viele Frauen nicht die leiseste Ahnung haben, was ihre Männer eigentlich genau verdienen.
    Es ist skandalös, wie viele Frauen sich auf ihren Ernährer verlassen, sich nicht um einen Ehevertrag kümmern, um ihre eigene Absicherung für den leider nicht ganz so unwahrscheinlichen Fall, dass was schiefgeht.
    Die Frau wird erst dann zu einem respektablen Verhandlungspartner für den eigenen Mann, sobald sie die Familie in einem ernstzunehmenden Ausmaß mitversorgt. Ich sehe das bei meiner Freundin Kerstin. Da werden die Rechte, die Pflichten und die Verantwortung gerecht geteilt. Beide Eltern arbeiten voll, und die Mutter ist nicht mehr selbstverständlich zuständig für Kinderalltag und Haushalt.
    Wenn es auf die Frau als Ernährerin genauso ankommt wie auf den Mann, wenn Arbeitgeber bei Männern genauso wie bei Frauen damit rechnen müssen, dass sie in Elternzeit oder pünktlich nach Hause gehen, wenn Mütter ihre Männer zum Elternabend schicken, weil sie einen langen Tag im Büro hatten – dann ist der nächste Schritt in Sachen Gleichberechtigung getan.
    Und dann wird hartarbeitenden Müttern nicht mehr die steinzeitliche und unverschämte Frage gestellt werden: «Warum haben Sie überhaupt Kinder?»
    So gut wie ich, muss ich zugeben, kann man es kaum treffen. Ich habe einen Mann, der seine Arbeit kindgerecht dosieren kann und der alt genug ist, um zu wissen, dass ihm nichts Wesentliches entgeht, während er mit seinem Sohn auf dem Spielplatz abhängt. Im Gegenteil.

    Mein Mann will es nicht verpassen, sein Kind ins Bett zu bringen, es durch die Nacht zu tragen, wenn es in Not ist. Er will weniger arbeiten, um mehr Zeit mit seinem Sohn verbringen zu können. Ganz freiwillig, man stelle sich das vor. Er freut sich auf neue Erfahrungen, auf neue Gefühle, auf ungeahnte Abenteuer jenseits von Fernreisen und interessanten Interviewpartnern.
    Würde ich darauf bestehen, komplett zu Hause zu bleiben, würde er sein Veto einlegen. Er will nicht der alleinige Ernährer sein. Denn, man erinnere sich, auch Väter haben Rechte und Wünsche und Forderungen. Meiner will sein Kind aufwachsen sehen, nicht nur am Wochenende.
    Zum Glück haben wir beide keinen Arbeitgeber, dem wir den Eindruck vermitteln müssten, dass wir Familie und Beruf spielend unter einen Hut kriegen, oder der uns andeutet, dass eine Babypause einer weiteren Karriere nicht besonders zuträglich sein würde.
    Wir sind freiberufliche Journalisten, können uns unsere Zeit relativ frei einteilen, und ich bin zu einem so bedeutenden Teil für meine eigene Ernährung und die der zu gründenden Familie zuständig, dass mein Job so wichtig ist wie der meines Mannes. Und mein Mann ist in einem so bedeutenden Maße zuständig für das Heranwachsen unseres Sohnes, dass seine Anwesenheit zu Hause genauso wichtig ist wie meine.
    Also machen wir halbe-halbe.
    Das sind unvergleichlich günstige Bedingungen, das weiß ich. Ich bin dafür dankbar. Und

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