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Unter dem Herzen: Ansichten einer neugeborenen Mutter (German Edition)

Unter dem Herzen: Ansichten einer neugeborenen Mutter (German Edition)

Titel: Unter dem Herzen: Ansichten einer neugeborenen Mutter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildikó von Kürthy
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Lebensminuten sehr an einen schielenden Frosch erinnerte. Und woher er diese üppige Nase hat, ist ihr bis heute ein Rätsel.
    Wobei die Babynase als solche noch ständigen Verformungen unterworfen ist und somit bis zur Pubertät noch überhaupt keine Aussagekraft besitzt.
    Nein, ich wusste aus verschiedenen Erzählungen, dass es nicht immer idyllisch zugehen muss beim Gebären. Mein Freund Christoph zum Beispiel war direkt aus dem Büro zur Geburt seiner Tochter geeilt und entsprechend hochwertig gekleidet. Die ersten Worte seiner Frau, als man ihm das verschmierte Neugeborene reichen wollte: «Pass bloß mit deinem Pullover auf!»
    Meine Freundin Monika begrüßte ihr drittes und erstaunlich dunkelhaariges Kind mit den Worten: «Gute Güte, der sieht ja aus wie Costa Cordalis!»
    Auch frischgebackene Väter verhalten sich nicht immer so, wie man es sich für eine Eins-a-Vorzeigegeburt wünscht. Mein Cousin zum Beispiel ist ohnmächtig geworden, als man ihm seinen Sohn in den Arm drücken wollte, mein Kollege Alex erschien vollkommen verkatert zur Entbindung und nervte sowohl das Personal als auch seine Frau mit ständigem Gejammere und der Bitte um Aspirin, und der Mann von Conni kam gar nicht erst zur Entbindung, weil ihm in dem Moment, als ihre Fruchtblase platzte, klarwurde, dass er sich für eine Vaterschaft noch nicht reif genug fühlte.
     
    Als der Arzt schließlich um 22 Uhr 45 wie im Kasperletheater meinen Sohn über den grünen Vorhang hob, war ich auf alles gefasst gewesen.
    Auf fast alles.
    Ich warf einen Blick auf meinen Schlomo – schrumpelig, winzig, die Äuglein verschwollen, in ein blutiges Tuch gewickelt –, und es war, als würde mein Herz im selben Moment geflutet. Ich hatte noch nie etwas Vergleichbares gefühlt.
    «Oh mein Gott, ist der süß», stammelte ich dümmlich, denn meine Behauptung entsprach, was Fotos beweisen, ganz eindeutig nicht den Tatsachen.
    Schlomo schrie kurz und empört. Aber als er mir in den Arm gelegt wurde, begab er sich sofort konzentriert auf Nahrungssuche. Man muss Prioritäten setzen: Erst mal lecker essen, dann weitersehen. Ganz meine Devise. Der Junge kommt nach mir.
    Ich glaube, ich habe ein bisschen geweint. Mein Mann vielleicht auch. Ich bin mir nicht ganz sicher, denn obschon die Location nicht annähernd romantisch, sondern neonlichtbestrahlt und gekachelt war, legte sich über meine Wahrnehmung ein hocheffektiver Weichzeichner.
    Während ich unten zugenäht wurde, war ich oben voll klischeemäßig überwältigt vor Glück.
     
    Wenn du in der ersten Nacht mit deinem Baby allein bist, gibt es einen Moment, in dem die Welt um dich herum untergeht.
    Wenn dich das Kind zum ersten Mal klar und ruhig anschaut, mitten ins Herz, mit Augen, die bereits alles gesehen haben. Unendlich weise. Unendlich ernst. Und unfassbar traurig.
    Als wisse dieses Kind schon alles über die Mühen des irdischen Daseins.
    Mir verschlug es den Atem. Das war nicht mein Kind, und ich war nicht seine Mutter. Es war genau andersherum. Das Kind hatte mich geboren.

«Babys riechen nach Zwieback, auch wenn sie keinen essen. Winzige Babys riechen wie ein Kuss auf einer Wiese; nach Milch und Spargel und – eigentlich hängt es ganz von Ihnen ab – den im Butterschmalz Ihrer Jugend gebackenen Pfannkuchen; nach Babyöl, auch wenn man sie nie damit eingeschmiert hat; nach Sonne mitten im Winter und so weiter und so fort. Sie riechen nach all den verlorenen und nun wiedergefundenen Dingen. Babyfüße riechen – befremdenderweise – nach Füßen. Es fängt früh an.»
    ANNE ENRIGHT
    22. bis 24. April
    Z usammen mit dem Baby sind noch andere, ebenfalls sehr seltsame Dinge in mein Leben getreten, an deren Handhabung ich mich erst gewöhnen muss.
    Ohne in unappetitliche Details gehen zu wollen, seien hier beispielhaft die Netzunterhosen erwähnt – zu Recht auch Wegwerfslips genannt –, in denen einen wirklich niemand außer den Krankenschwestern zu sehen bekommen sollte. Da könnte ansonsten ein lebenslanges Trauma entstehen. Und außerdem die meterdicken Damenbinden, zu denen das Wort «Dame» so wenig passt wie zu Dolly Buster.
    Das Wort «Milcheinschuss» hingegen beschreibt den Vorgang ziemlich gut. Bei mir schwollen die Dinger ohne Vorwarnung ziemlich schmerzhaft an. Ich legte innerhalb einer halben Stunde circa zwei Körbchengrößen zu und wurde zum Säugetier.
    Das finde ich unfasslich. Biologie pur.
    Ich schaue auf mein Baby herunter – es handelt sich wie erwartet um ein

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