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Unter dem Räubermond

Unter dem Räubermond

Titel: Unter dem Räubermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jewgeni Lukin
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Sicheln funkelten. Am Bug prangte statt eines Kamelkopfes ein kurzes Horn; das Schiff war offensichtlich erst nach dem Edikt über die göttliche Natur des Herrschers gebaut worden. Die zweite Achse war eine Antriebsachse wie bei einer Galeere – also konnte sich dieses Monstrum wohl auch bei Windstille bewegen. Tja, so einem Schiff würde Scharlach nicht einmal nahe kommen … Dabei war das nur das Flaggschiff, ihm würde noch eine Karawane folgen …
    »Samum«, las Ar-Scharlachi den mit leuchtend roter Schrift auf dem hohen rosa Heck angebrachten Namen.
    Der Karawanenführer Chaïlsa, ein rotgesichtiger, aufbrausender Mann von kräftiger Statur, hielt sich für jemanden, der keine Umschweife macht, und meinte, seine Direktheit bei jeder sich bietenden Gelegenheit demonstrieren zu müssen. Als er Ar-Scharlachi und Aliyat erblickte, musterte er sie finster und stieß hasserfüllt hervor: »Über die Anordnungen des Herrschers wird natürlich nicht diskutiert, aber wenn es nach mir ginge, würdet ihr keine fünf Minuten am Leben bleiben … Mit Abschaum wie euch mache ich kurzen Prozess, ist das klar?« Er schnaubte zornig und murmelte im Weggehen: »Räu ber haben mir auf dem Flaggschiff gerade noch gefehlt …! Mit Räubern bin ich noch nie ausgelaufen!«
    Er war wohl ein ausgemachter Dummkopf, und es lohnte nicht, sich mit ihm anzulegen.
    Ar-Scharlachi und Aliyat wurden diesmal unter den Heckaufbauten untergebracht. Verglichen mit dem engen, dämmrigen Verschlag auf der Postgaleere war der Raum luxuriös: sauberer, geräumiger, vor allem aber gab es hier einen Sehschlitz mit einer dicken Glasblende, der einen Blick vom Schiff erlaubte. Der Samum war anscheinend noch kein Jahr alt, die golden und rosa Bordwände waren nur leicht von Sandstürmen abgeschabt, und auch das Glas der Blende war klar, nicht zerkratzt … Freilich, die Blende konnten sie unmittelbar vor der Fahrt ausgetauscht haben …
    Die Sonne war noch unterwegs zum Zenit, als die Karawane von vier Schiffen mit Muskelkraft aus dem Hafen kroch und dann, von günstigem Wind erfasst, in die Steppe fuhr. Die Bodenbalken knarrten, die Wimpel flatterten.
    Gegen Mittag schaute der zornige rotfressige Karawanenführer zu den Räubern herein. Ohne hinzuschauen, streckte er die Hand durch die offene Tür, und man reichte ihm einen niedrigen Hocker. Auf dem Teppich zu sitzen hielt der ehrwürdige Chaïlsa anscheinend für unter seiner Würde. Er setzte sich. Er wartete, bis eine diensteifrige Hand von außen die Tür schloss, und entrollte mit unzufriedener Miene eine Karte.
    »Zeig«, knurrte er.
    Ar-Scharlachi leckte sich die Lippen. »Was soll ich zeigen, Ehrwürdiger?«
    Der Karawanenführer lief noch stärker rot an. »Stell dich bloß nicht dumm! Ich habe schon ganz andere kleingekriegt! Wo ist er, dein Weg zum Meer?«
    »Ehrwürdiger«, sagte Ar-Scharlachi in entschuldigendem Ton. »Wir sind einfache Leute, wir fahren mehr nach dem Gedächtnis … Karten haben wir keine …«
    Der ehrwürdige Chaïlsa fluchte dreckig, wobei er sowohl des bösen Räubermondes als auch der nickenden Hämmer und aller vier Kamele Erwähnung tat.
    »Das hier ist Harwa«, knurrte er und tippte auf die ausgerollte Karte. »Wir befinden uns hier. Und hier sind die Tegen-Sande … Also, überleg, überleg!«
    Ar-Scharlachi streckte die Hand schüchtern zur Karte aus. »Zuerst hier, am Rande des Papalan-Plateaus entlang … und dann hierhin, durch die Tschubarra-Sande … nach Süden …«
    »Die Tschubarra ist nicht hier«, warf der Karawanenführer verächtlich hin. »Hier ist die Tschubarra … Kurzum, dieselbe Gegend, in der du auf Raub ausgezogen bist … Und der Durchgang zum Meer – wo ist der?«
    »Irgendwo hier …« Und nach kurzem Zögern berührte Ar-Scharlachi mit dem Finger den Fußboden zwei Zoll südlich vom Kartenrand.
    »Dort sind doch nichts als Felsen! Wir brechen uns die Räder …! Dort ist überhaupt nie jemand hingefahren!«
    »Es gibt einen Durchgang, Ehrwürdiger«, antwortete Ar-Scharlachi fügsam. »Ich hoffe, dass es mir auch diesmal gelingt, ihn zu finden …«
    Der Karawanenführer schnaufte und rollte die Karte zusammen.
    »Schön«, entschied er schließlich. »Erst einmal fahren wir bis zur Tschubarra, und von da an werde ich euch abwechselnd im Deckhaus anketten, am Steuerrad. Dann eben nach dem Gedächtnis. Und betet, dass euch euer Gedächtnis nicht im Stich lässt …«
    Nachdem er diese dunkle Drohung ausgestoßen hatte, entfernte sich der

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