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Unter dem Räubermond

Unter dem Räubermond

Titel: Unter dem Räubermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jewgeni Lukin
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schon Ruhe …«, brummte jemand finster, der bisher geschwiegen hatte. »Sie hat recht … Beim Abstechen von Gefesselten mutig, aber wenn’s ans Bezahlen geht, wird gejammert … Wir können froh sein, dass sie uns damals nicht verbrannt haben … Gehen wir, Mistkäfer …«
    Hinter der Trennwand wurde geschurrt, gehustet, man hörte die Angeln der Seitenluke quietschen. Dann wurde die Kajütentür geöffnet, und Aliyat kam herein. Ohne anzuklopfen. Wie üblich.
    »Die Läufer?«, fragte Ar-Scharlachi mit belegter Stimme.
    »Wer denn sonst?« Aliyat schüttelte den Kopf, als sei sie verwundert. »Kaum ist man gnädig, kommen sie mit Forderungen … Aber der eine, der Rotäugige, scheint in Ordnung zu sein … Du wirst sehen, der kommt, um anzuheuern.«
    Sie setzte sich in die Ecke, die Beine auf kimirische Art gekreuzt, dann warf sie einen Blick auf die leeren Krüge und grinste hoffnungslos.
    »Das war ja schon alles …«, beruhigte Ar-Scharlachi sie. »Genug gesoffen …«
    »Die Leute habe ich ausgezahlt, alle scheinen zufrieden zu sein«, sagte Aliyat und runzelte die Stirn. »Du hast zu wenig von Ar-Maura genommen. Das Geld geht zur Neige. Beachte, das Postschiff habe ich zum Verkauf gegeben. Vielleicht findet sich ein Dummer und kauft es … Die Mannschaft spaziert durch Turkla, Wachen sind aufgestellt …«
    »Und warum berichtest du mir das alles?«
    »Weil vorerst weiter niemand da ist …«
    »Und von Scharlach ist nichts zu hören?«
    Aliyat seufzte, ließ müde die Schultern hängten. »Keine Spur bisher … Ich habe hier einen angeheuert, dass er etwas in Erfahrung bringt; da kommt der Idiot und erzählt mir von dir …«
    »Wie das?«
    »Eben so. Scharlach, sagt er, ist jetzt in Turkla, hat ein Schiff und zwei Galeeren dabei … Ich hab ihn ausgeschimpft und fortgejagt …«
    Ar-Scharlachi starrte Aliyat verwundert an, dann lachte er laut los, verzog aber sogleich das Gesicht und fasste sich mit beiden Händen an den Kopf.
    »Hör mal«, sagte er, als der Kopfschmerz abgeklungen war. »Warum sollten wir beide uns jetzt nicht trennen? Du hast vergebens auf Scharlach gewartet, und? Kommst du etwa allein nicht zurecht? Ich habe doch gesehen, wie du damals mit den Schiffsläufern fertiggeworden bist … Ich bin zu gar nichts nütze … Nun ja, das Glück der Dummen im Suff, aber das wird nicht lange halten …«
    Aliyat schwieg lange. Zwischen ihren starrsinnigen Brauen bildete sich eine tiefe Furche.
    »Dass ich aber auch als Frau zur Welt kommen musste!«, stieß sie schließlich ärgerlich hervor. »Ich habe es satt, mich ständig an euch zu hängen! Scharlach, Scharlach …! Wer ist denn Scharlach? Genauso ein Dummkopf und Säufer wie du! Höchstens etwas mutiger …«
    Von ihrem plötzlichen Geständnis überrascht, blinzelte Ar-Scharlachi eine Zeit lang und brachte kein Wort hervor.
    Aliyat schaute ihn fast hasserfüllt an. »Versuch ja nicht wegzulaufen!«, zischte sie. »In Turkla entkommst du mir nicht. Dein Beutel ist leer, und hier, merk dir das, ist alles käuflich …«
    Jemand klopfte an die Tür.
    »Wer du auch bist …«, sagte Aliyat, und zur Tür schaute ein Bewaffneter herein. Wohl einer der Wachposten.
    »Lako möchte sich mit Scharlach treffen«, meldete er.
    Ar-Scharlachi zog verständnislos die Augenbrauen zusammen. Der Name Lako sagte ihm nichts. Aliyat aber merkte auf. »Hereinlassen!«, befahl sie eilig. »Aber vorher lass jemanden kommen und die leeren Krüge fortschaffen …«
    Ein junges großäugiges Räuberchen, von dem Vertrauen geschmeichelt, schuf rasch Ordnung in der Kajüte und nahm die leeren Krüge fort, nachdem er ein paar volle hingestellt hatte. Später würde er sicherlich prahlen, mit keinem Geringeren als Scharlach getrunken zu haben, und das des Öfteren …
    Auf die Schwelle trat schwer ein krummes Bein in kurzem Stiefel aus Safranleder, und herein kam Lako, ein schwergewichtiger Mann mittleren Alters. Der luxuriöse kimirische Mantel mit schwerer Stickerei fiel in großen Falten von seinen breiten, schrägen Schultern. Bänder von Glasperlen zogen sich funkelnd von den Schlüsselbeinen zu den Hüften. Im Kontrast zu dem dunkelblauen Stoff wirkte der Schleier, der das Gesicht bedeckte, blendend weiß. An den Ärmeln des Mantels jedoch waren Weinflecken zu sehen, und die Bänder von Glasperlen waren an manchen Stellen abgeschabt. Anscheinend kümmerte sich der Gast nicht im Geringsten um seine prächtige Kleidung.
    »Erfolg dir, Scharlach«, sagte der

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