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Unter dem Räubermond

Unter dem Räubermond

Titel: Unter dem Räubermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jewgeni Lukin
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in den Takyren der Tallana eine Handelsgaleere aufgebracht. Am Morgen hat der Eigner ein Postschiff angehalten, das von Ar-Naus Schatten nach Harwa fuhr, und hat ihm eine Beschwerde mitgegeben.«
    »Dummkopf«, warf der Würdenträger mit einem abfälligen Schnauben hin. »Jetzt büßt er auch noch das Schiff ein … Und was hat Scharlach damit zu tun?«
    »In der Beschwerde heißt es, dass die Angreifer auf einer Postgaleere fuhren. Soviel ich feststellen konnte, hat außer Scharlach nie jemand solch ein Schiff erbeutet. Außerdem behauptet der Eigner direkt, er sei von keinem anderen als Scharlach ausgeraubt worden.«
    Mit diesen Worten senkte Irwa den Kopf und überreichte dem Ehrwürdigen das Schriftstück mit der Beschwerde. Dieser entrollte es eilends und blickte auf die krakelige Schrift. Zweifellos hatte der Besitzer des ausgeraubten Schiffes die Beschwerde selbst geschrieben.
    »Die Tallana …«, sagte der ehrwürdige Tamsaa schließlich heiser und bedachte den Sekretär mit einem wahnsinnigen Blick. »Aber das ist doch ganz nahe an Harwa! Was trödelst du da?«
    »Die Kriegsgaleere Gecko müsste gerade aus dem Südhafen auslaufen«, teilte ihm Irwa mit unbewegter Stimme mit.
    Tamsaa warf ungläubig, geradezu mit abergläubischer Furcht einen verstohlenen Blick auf seinen Sekretär. Dann schaute er aufmerksamer hin und wurde abermals unruhig. »Ist noch etwas?«
    »Nein«, antwortete jener nach sekundenlangem Zögern. »Aber ich habe für alle Fälle nach Sibra die Anweisung geschickt, in Ar-Kahirabas Schatten und in Turkla vorbeizuschauen.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Ar-Maura behauptet in seiner Beschwerde, die Karawane der Meuterer sei nach Süden gefahren«, erklärte Irwa. »Das heißt, entweder der Trunkene Schatten oder Turkla.«
    »Aber der Überfall liegt vier Tage zurück! In dieser Zeit können sie längst in Turkla gewesen und wieder nach Norden aufgebrochen sein!«, warf Tamsaa ein, nun schon gereizt. »Was bekümmert dich?«
    »Mich bekümmert das Fehlen der beiden anderen Schiffe«, antwortete der Sekretär leidenschaftslos.
    »N-na …« Der Ehrwürdige war etwas verlegen. »Scharlach kann sie ebendort in Turkla verkauft und nur die Postgaleere behalten haben …«
    »Ich hätte an seiner Stelle versucht, genau das Postschiff loszuwerden«, bemerkte Irwa nachdenklich.
    »Ja, aber der Eigner behauptet ja, dass ihn Scharlach und kein anderer ausgeraubt habe!«
    »Ja …«, sagte der Sekretär, abermals nach kurzem Zögern. »Aber erstens kann der Eigner die Räuber falsch verstanden haben. Und zweitens nennen die Räuber selbst ihre Bande oft nach dem Namen des Anführers.«
    »Du willst also sagen, Scharlach habe seine Kräfte geteilt?« Der Würdenträger dachte fieberhaft nach. Dann sagte er mit einem entschlossenen Nicken: »Du hast recht. Schaden kann es jedenfalls nicht. Und die Flotte in Sibra ist in letzter Zeit etwas untätig geworden. Sollen sie nach Turkla und Ar-Kahiraba fahren. Solche Fahrten können nur von Nutzen sein …«
    Möglicherweise hatte Ulqars Verstand just wegen der endlosen Zänkereien Schaden genommen, in die ihn die Verwandten seiner Frauen verwickelten. Für unsterblich hatte er sich jedenfalls sofort erklärt, nachdem die feindlichen Familien ihn von beiden Seiten bedrängt hatten, indem sie ihn gehorsam und ausdauernd baten, einen Nachfolger zu bestimmen. Den Platz auf dem väterlichen Thron zu erben beanspruchten der fünfzehnjährige Ljaga, der Sohn Rinads, und Ayjuts elfjähriger Sohn Awl.
    Das hatte zu nichts Gutem geführt – denn eine solche Unbotmäßigkeit konnte Ulqar nicht dulden. Ihn, den Sieger über Kimir, stellte man vor die Wahl! Man begrub ihn sozusagen bei lebendigem Leibe! Und wer? Der frühere Kleinadel, der nur aufgestiegen war, weil die alten Geschlechter von Harwa im Feuer des Aufstands untergegangen waren, weil sie vorschnell die Partei Oreyas des Vierten ergriffen hatten!
    Schon am Morgen des folgenden Tages machte das Edikt über die Unsterblichkeit des Herrschers Furore. Möglicherweise wollte Ulqar solcherart ein für alle Mal den unlösbar festgezogenen Knoten der Hofintrigen durchhauen. In der Tat, was für Nachfolger kann es geben, wenn der Herrscher unsterblich ist? Der ehrwürdige Seyta hatte es gewagt, entsetzt zu sein, und das hatte ihn den Kopf gekostet. Man hatte versucht, Ulqar über die Hohepriester zu beeinflussen. Das führte zur Zerstörung des Tempels der Vier Kamele und zum Edikt über das göttliche Wesen des

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