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Unter dem Räubermond

Unter dem Räubermond

Titel: Unter dem Räubermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jewgeni Lukin
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Eintretende gelassen und wandte sich nach kurzem Zögern an die Frau. »Auch dir Erfolg, Aliyat …«
    »Erfolg dir, Lako«, erwiderte Ar-Scharlachi etwas heiser den Gruß. »Setz dich, und trink Wein.«
    Der Gast ließ sich nicht lange bitten. Die Männer hoben den unteren Rand ihrer Schleier an und tranken schweigend jeder eine Schale Wein. Dann begannen sie das Gespräch.
    »Du hast dich an große Sachen gemacht, Scharlach?«, erkundigte sich Lako ohne Umschweife, aber respektvoll. »Ein Zweimaster und eine Kriegsgaleere? Tüchtig, tüchtig … Und dass du das Postschiff verkaufst, machst du richtig. Damit kann man nur gut abhauen und Krämer ausnehmen … Für einen Überfall braucht man etwas Handfesteres …«
    Der da vor Ar-Scharlachi saß und anständig, ohne das Gesicht zu enthüllen, Wein nippte, war zweifellos ein Kollege im Geschäft. Besorgnis weckte nur eins: Lakos zwangloser Ton ließ vermuten, dass sich die beiden Anführer schon lange kannten, was natürlich nicht sein konnte. Doch es galt jedenfalls, das Gespräch in Gang zu halten.
    »Und wie ist es dir so ergangen, Lako?«, erkundigte sich Ar-Scharlachi seinerseits höflich. »Ich habe lange nichts von dir gehört.«
    Und der böse Räubermond kann es bezeugen – das war die reinste Wahrheit!
    Der Gast antwortete nicht gleich.
    »Jetzt bin ich zu Fuß«, sagte er schließlich seufzend. »Hab das Schiff in Kimir eingebüßt. Hier habe ich noch vierzehn von meinen Leuten. Gestandene Leute, kennen sich aus. Geld habe ich … genauer gesagt, werde ich haben. Morgen werde ich ein paar Schuldner durchschütteln … Ich bin bereit, die Hälfte des Weißen Skorpion zu kaufen und Teilhaber zu werden. Was ich für ein Treiber bin, hast du sicherlich selbst gehört … Du brauchst nicht gleich zu antworten. Kalkuliere, überlege. Und morgen sagst du mir Bescheid.«
    Ar-Scharlachi warf einen Blick zu Aliyat. Sie schien ziemlich erstaunt zu sein.
    »Natürlich werde ich darüber nachdenken, Lako«, sagte er vorsichtig. »Aber du solltest bis morgen auch kalkulieren und überlegen. Mir klebt die Karawane des Ehrwürdigen Chaïlsa an den Fersen, sodass ich zurzeit ein ziemlich gefährlicher Kompagnon bin …«
    Den rotgesichtigen Chaïlsa hatte Ar-Scharlachi erwähnt, um seinen Worten mehr Gewicht zu verleihen, doch kaum waren sie heraus, schauderte ihn. Er selbst hatte ja, ehrlich gesagt, den Karawanenführer ganz vergessen. Und der war ihm womöglich mit seinen drei Schiffen schon auf der Spur …
    »Gefährlich …«, schnaubte Lako. »Wenn ich auf ungefährlichen Gewinn aus wäre, wäre ich nicht zu dir gekommen, sondern zu den Krämern – um als Geleitschutz anzuheuern. Das machen jetzt viele.«
    »Und du?«
    Lako lächelte. »Das passt nicht zu meiner Taktik. Mir ist Angriff lieber als Verteidigung …« Mit diesen Worten stellte er die Schale ab, versprach, trotzdem alles zu überdenken, und war schon im Begriff, sich zu verabschieden, als sich plötzlich Aliyat zu Wort meldete: »Darf ich ihm eine Frage stellen?«, wandte sie sich an Ar-Scharlachi, und als der es erlaubte, schaute sie dem Besucher fest in die Augen. »Sag, Lako … Scharlach hat ja seinerzeit mehr als einmal zu dir geschickt und dich eingeladen, sein Teilhaber zu werden. Du hast jedes Mal abgelehnt … Du wolltest dich nicht einmal mit ihm treffen. Und jetzt kommst du von selbst. Was ist geschehen? Hat dich unser Erfolg angezogen?«
    Lako blickte mürrisch drein, schwieg eine Weile.
    »Es ist nicht der Erfolg«, sagte er. »Jedenfalls nicht nur … Na schön! Karten auf den Tisch!« Und der Gast blickte Ar-Scharlachi direkt in die Augen. »Weißt du, wenn du ein bisschen jünger wärst, würde ich denken, du bist einfach erwachsen geworden … Früher habe ich gehört, was du so machst, und jetzt auch … Also seit der Zeit, wo du bei den Wächtern in Harwa warst, bist du wie ausgewechselt. Bisher habe ich dich für einen Krümelsammler gehalten, nicht allzu klug und, entschuldige, ein bisschen feige … Nichts für ungut. Ich bin froh, dass ich mich in dir getäuscht habe.«
    Völlig verdutzt wandte Ar-Scharlachi die Augen Aliyat zu, die in ihrer Ecke erstarrt war, und traf einen Blick voll wütenden Staunens.
    »Klein, aber echt«, bemerkte Ar-Scharlachi zufrieden, als er nochmals das rosa Tempelchen betrachtete, das an den Ecken von den vier Bronzestatuen der Kamele gekrönt war. »Und die Decke sicherlich in Gestalt eines bösen Mondes …«
    »Klar doch!«, antwortete ihm Aliyat

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